Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 3. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1823.Ueberall regnete es Kugeln und Granaten; Scha- Jndem nun die Belagerer uns auf solche Ueberall regnete es Kugeln und Granaten; Scha- Jndem nun die Belagerer uns auf ſolche <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0143" n="127"/> Ueberall regnete es Kugeln und Granaten; Scha-<lb/> den und Ungluͤck waren betraͤchtlich. Dreimal<lb/> ſchlug das Feuer Vormittags, und Einmal Nach-<lb/> mittags, in lichten Flammen bei uns auf, die<lb/> jedoch immer bald wieder unterdruͤckt wurden.<lb/> Bei dieſem Ernſt des Feindes wurden denn auch<lb/> neue Maaßregeln der Vorſicht noͤthig; und durch<lb/> Trommelſchlag ergieng der Befehl an die Haus-<lb/> beſitzer, vor den Thuͤren und auf den Boͤden ge-<lb/> fuͤllte Waſſerfaͤſſer zum Loͤſchen bereit zu halten.</p><lb/> <p>Jndem nun die Belagerer uns auf ſolche<lb/> Weiſe im Platze ſelbſt uͤberfluͤſſig zu thun gaben,<lb/> erreichten ſie ihre Abſicht, uns, wiewohl wir un-<lb/> aufhoͤrlich mit Kanonenkugeln in ihre Kolonnen<lb/> ſchoſſen, eine kraͤftigere Unterſtuͤtzung der Wolfs-<lb/> ſchanze zu wehren. Die Beſatzung mußte ihrer<lb/> eigenen Tapferkeit und dem, freilich nicht zurei-<lb/> chenden Schutze der ſchwediſchen Fregatte, welche<lb/> ſich dem Strande wieder naͤher gelegt hatte, uͤber-<lb/> laſſen bleiben. Bis um 5 Uhr Nachmittags hielt<lb/> ſie ſich mit ruͤhmlicher Entſchloſſenheit: dann aber<lb/> waren ihre Vertheidigungs-Mittel erſchoͤpft; und<lb/> mit harter Betruͤbniß ſahen wir ſie die weiſſe<lb/> Fahne aufſtecken, nachdem bereits eine ſtarke<lb/> Breſche geſchoſſen worden und der Ausgang ei-<lb/> nes Sturmes nicht mehr zweifelhaft war. Ein<lb/> 15ſtuͤndiger Waffenſtillſtand, und demnaͤchſt eine<lb/> Capitulation fuͤr dies Werk, ward abgeſchloſſen,<lb/> vermoͤge deren daſſelbe dem Feinde eingeraͤumt<lb/> werden ſollte, die preuſſiſche Beſatzung aber, zu-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [127/0143]
Ueberall regnete es Kugeln und Granaten; Scha-
den und Ungluͤck waren betraͤchtlich. Dreimal
ſchlug das Feuer Vormittags, und Einmal Nach-
mittags, in lichten Flammen bei uns auf, die
jedoch immer bald wieder unterdruͤckt wurden.
Bei dieſem Ernſt des Feindes wurden denn auch
neue Maaßregeln der Vorſicht noͤthig; und durch
Trommelſchlag ergieng der Befehl an die Haus-
beſitzer, vor den Thuͤren und auf den Boͤden ge-
fuͤllte Waſſerfaͤſſer zum Loͤſchen bereit zu halten.
Jndem nun die Belagerer uns auf ſolche
Weiſe im Platze ſelbſt uͤberfluͤſſig zu thun gaben,
erreichten ſie ihre Abſicht, uns, wiewohl wir un-
aufhoͤrlich mit Kanonenkugeln in ihre Kolonnen
ſchoſſen, eine kraͤftigere Unterſtuͤtzung der Wolfs-
ſchanze zu wehren. Die Beſatzung mußte ihrer
eigenen Tapferkeit und dem, freilich nicht zurei-
chenden Schutze der ſchwediſchen Fregatte, welche
ſich dem Strande wieder naͤher gelegt hatte, uͤber-
laſſen bleiben. Bis um 5 Uhr Nachmittags hielt
ſie ſich mit ruͤhmlicher Entſchloſſenheit: dann aber
waren ihre Vertheidigungs-Mittel erſchoͤpft; und
mit harter Betruͤbniß ſahen wir ſie die weiſſe
Fahne aufſtecken, nachdem bereits eine ſtarke
Breſche geſchoſſen worden und der Ausgang ei-
nes Sturmes nicht mehr zweifelhaft war. Ein
15ſtuͤndiger Waffenſtillſtand, und demnaͤchſt eine
Capitulation fuͤr dies Werk, ward abgeſchloſſen,
vermoͤge deren daſſelbe dem Feinde eingeraͤumt
werden ſollte, die preuſſiſche Beſatzung aber, zu-
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