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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 3. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1823.

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begonnen und darum in diesem Vornehmen durch
unser Geschütz hatte gestört werden müssen; was
indeß auch 8 unsrer Mitbürger, die sich zuver-
sichtlich hervorgewagt hatten, das Leben kostete.
Mich selbst erwartete daheim ein unlieblicher An-
blick. Eine Bombe war in der Nähe meines
Hauses niedergefahren, und, beim Zerspringen
derselben, nicht nur meine Hausthüre in Trüm-
mern gegangen, sondern auch dicht darhinter, auf
der Flur, eine Bauerfrau getödtet worden.

Jndeß fuhren die Belagerer fort, sich in der
Wolfsschanze immer fester zu setzen, ja sie gänz-
lich umzuwandeln, und Schießscharten nach unsrer
Seite hin zu eröffnen; während sie sich auch and-
rer Orten in ihren Schanzarbeiten nicht minder
fleissig erwiesen. Sie unterstützten diese Opera-
tionen durch ein anhaltendes Feuer auf unsre
Wälle, die denn auch nicht säumig waren, diese
Grüße nach Kräften zu erwiedern. Leider aber
offenbarte sich seither, und noch mehr bei den ge-
genwärtigen verdoppelten Anstrengungen, der gro-
ße Nachtheil, an welchem unsre ganze Festungs-
Artillerie krankte; so daß es eigentlich als ein
Wunder gelten muß, daß noch soviel damit aus-
gerichtet, und ein gewisser Respect beim Feinde
erhalten werden konnte. Ein Transport neuen
und guten Geschützes aus dem Berliner Zeug-
hause, war für Colberg bestimmt gewesen und im
vorigen Sommer auch wirklich nach Stettin ge-
langt. Bevor aber die Seefracht von dort nach

3. Bändchen. (9)

begonnen und darum in dieſem Vornehmen durch
unſer Geſchuͤtz hatte geſtoͤrt werden muͤſſen; was
indeß auch 8 unſrer Mitbuͤrger, die ſich zuver-
ſichtlich hervorgewagt hatten, das Leben koſtete.
Mich ſelbſt erwartete daheim ein unlieblicher An-
blick. Eine Bombe war in der Naͤhe meines
Hauſes niedergefahren, und, beim Zerſpringen
derſelben, nicht nur meine Hausthuͤre in Truͤm-
mern gegangen, ſondern auch dicht darhinter, auf
der Flur, eine Bauerfrau getoͤdtet worden.

Jndeß fuhren die Belagerer fort, ſich in der
Wolfsſchanze immer feſter zu ſetzen, ja ſie gaͤnz-
lich umzuwandeln, und Schießſcharten nach unſrer
Seite hin zu eroͤffnen; waͤhrend ſie ſich auch and-
rer Orten in ihren Schanzarbeiten nicht minder
fleiſſig erwieſen. Sie unterſtuͤtzten dieſe Opera-
tionen durch ein anhaltendes Feuer auf unſre
Waͤlle, die denn auch nicht ſaͤumig waren, dieſe
Gruͤße nach Kraͤften zu erwiedern. Leider aber
offenbarte ſich ſeither, und noch mehr bei den ge-
genwaͤrtigen verdoppelten Anſtrengungen, der gro-
ße Nachtheil, an welchem unſre ganze Feſtungs-
Artillerie krankte; ſo daß es eigentlich als ein
Wunder gelten muß, daß noch ſoviel damit aus-
gerichtet, und ein gewiſſer Reſpect beim Feinde
erhalten werden konnte. Ein Tranſport neuen
und guten Geſchuͤtzes aus dem Berliner Zeug-
hauſe, war fuͤr Colberg beſtimmt geweſen und im
vorigen Sommer auch wirklich nach Stettin ge-
langt. Bevor aber die Seefracht von dort nach

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[129/0145] begonnen und darum in dieſem Vornehmen durch unſer Geſchuͤtz hatte geſtoͤrt werden muͤſſen; was indeß auch 8 unſrer Mitbuͤrger, die ſich zuver- ſichtlich hervorgewagt hatten, das Leben koſtete. Mich ſelbſt erwartete daheim ein unlieblicher An- blick. Eine Bombe war in der Naͤhe meines Hauſes niedergefahren, und, beim Zerſpringen derſelben, nicht nur meine Hausthuͤre in Truͤm- mern gegangen, ſondern auch dicht darhinter, auf der Flur, eine Bauerfrau getoͤdtet worden. Jndeß fuhren die Belagerer fort, ſich in der Wolfsſchanze immer feſter zu ſetzen, ja ſie gaͤnz- lich umzuwandeln, und Schießſcharten nach unſrer Seite hin zu eroͤffnen; waͤhrend ſie ſich auch and- rer Orten in ihren Schanzarbeiten nicht minder fleiſſig erwieſen. Sie unterſtuͤtzten dieſe Opera- tionen durch ein anhaltendes Feuer auf unſre Waͤlle, die denn auch nicht ſaͤumig waren, dieſe Gruͤße nach Kraͤften zu erwiedern. Leider aber offenbarte ſich ſeither, und noch mehr bei den ge- genwaͤrtigen verdoppelten Anſtrengungen, der gro- ße Nachtheil, an welchem unſre ganze Feſtungs- Artillerie krankte; ſo daß es eigentlich als ein Wunder gelten muß, daß noch ſoviel damit aus- gerichtet, und ein gewiſſer Reſpect beim Feinde erhalten werden konnte. Ein Tranſport neuen und guten Geſchuͤtzes aus dem Berliner Zeug- hauſe, war fuͤr Colberg beſtimmt geweſen und im vorigen Sommer auch wirklich nach Stettin ge- langt. Bevor aber die Seefracht von dort nach 3. Baͤndchen. (9)

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Zitationshilfe: Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 3. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1823, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung03_1823/145>, abgerufen am 24.11.2024.