Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 3. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1823.ruhte er auf einer ähnlichen Pritsche, als jene, Der Morgen des 2. Julius brach an: aber ruhte er auf einer aͤhnlichen Pritſche, als jene, Der Morgen des 2. Julius brach an: aber <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0171" n="155"/> ruhte er auf einer aͤhnlichen Pritſche, als jene,<lb/> deren ich eben erwaͤhnte, und in einem armſeli-<lb/> gen Gemach uͤber dem Lauenburger Thore: aber<lb/> jeden Augenblick bereit, mich oder Andre anzu-<lb/> hoͤren, wenn wir ihm etwas von Wichtigkeit zu<lb/> melden hatten. Vater und Freund des Soldaten,<lb/> wie des Buͤrgers, hielt er Beider Herzen durch<lb/> den milden Ernſt ſeines Weſens, wie durch theil-<lb/> nehmende Freundlichkeit, gefeſſelt. Jeder ſeiner<lb/> Anordnungen folgte das unbedingteſte Zutrauen.<lb/> Es ſchien unmoͤglich, daß ſein gepruͤfter Wille<lb/> und Befehl ſich nicht ſtracks auch in den allge-<lb/> meinen Willen verwandelte. Selbſt die Unfaͤlle,<lb/> die uns trafen, konnten in dieſem treuen Glau-<lb/> ben an ſeine hohe Trefflichkeit nichts mindern:<lb/> denn nur zu klar erkannten wir darinn die her-<lb/> ben Fruͤchte nicht ſeines, ſondern eines fruͤheren<lb/> Verſaͤumniſſes.</p><lb/> <p>Der Morgen des 2. Julius brach an: aber<lb/> auch das feindliche Bombardement, ſowenig es<lb/> die Nacht geruht hatte, ſchien mit dem Morgen<lb/> wieder neue Kraͤfte zu gewinnen. Noth und<lb/> Elend, Jammergeſchrei und Auftritte der blutig-<lb/> ſten Art, einſtuͤrzende Gebaͤude und praſſelnde<lb/> Flammen: — das war faſt das Einzige, was<lb/> bei jedem Schritte den entſetzten Sinnen ſich dar-<lb/> ſtellte. Muth und beſonnene Faſſung waren mehr,<lb/> als jemals, vonnoͤthen: aber nur Wenigen war<lb/> es gegeben, ſie in dieſem entſcheidenden Zeitpunkt<lb/> zu behaupten; noch Wenigere vielleicht erhielten<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [155/0171]
ruhte er auf einer aͤhnlichen Pritſche, als jene,
deren ich eben erwaͤhnte, und in einem armſeli-
gen Gemach uͤber dem Lauenburger Thore: aber
jeden Augenblick bereit, mich oder Andre anzu-
hoͤren, wenn wir ihm etwas von Wichtigkeit zu
melden hatten. Vater und Freund des Soldaten,
wie des Buͤrgers, hielt er Beider Herzen durch
den milden Ernſt ſeines Weſens, wie durch theil-
nehmende Freundlichkeit, gefeſſelt. Jeder ſeiner
Anordnungen folgte das unbedingteſte Zutrauen.
Es ſchien unmoͤglich, daß ſein gepruͤfter Wille
und Befehl ſich nicht ſtracks auch in den allge-
meinen Willen verwandelte. Selbſt die Unfaͤlle,
die uns trafen, konnten in dieſem treuen Glau-
ben an ſeine hohe Trefflichkeit nichts mindern:
denn nur zu klar erkannten wir darinn die her-
ben Fruͤchte nicht ſeines, ſondern eines fruͤheren
Verſaͤumniſſes.
Der Morgen des 2. Julius brach an: aber
auch das feindliche Bombardement, ſowenig es
die Nacht geruht hatte, ſchien mit dem Morgen
wieder neue Kraͤfte zu gewinnen. Noth und
Elend, Jammergeſchrei und Auftritte der blutig-
ſten Art, einſtuͤrzende Gebaͤude und praſſelnde
Flammen: — das war faſt das Einzige, was
bei jedem Schritte den entſetzten Sinnen ſich dar-
ſtellte. Muth und beſonnene Faſſung waren mehr,
als jemals, vonnoͤthen: aber nur Wenigen war
es gegeben, ſie in dieſem entſcheidenden Zeitpunkt
zu behaupten; noch Wenigere vielleicht erhielten
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |