hat all dies Unglück ja auch -- den Einen mehr, den Andern weniger -- getroffen. Nein, ich habe auch nicht klagen, sondern mir's nur vom Her- zen wegreden wollen. Er, der mir's gab, hat's auch genommen: sein Name sey gelobet! Aber daß Gott meine liebe Vaterstadt so wunderbar erhalten hat, deß bin ich froh; und daß er un- serm guten Könige Gesundheit, Muth und Stärke verliehen, sich in seinem großen Unglück so herr- lich wieder aufzurichten. -- Wer, der Jhm ange- hört, hätte ein solches Heil nicht gerne mit noch größeren Opfern erkaufen mögen?
Mir ward indeß in diesen nemlichen Tagen von dieses gnädigen Monarchen Hand eine Aus- zeichnung zu Theil, die ich sowenig erwartet hatte, als vor Andern, die mit mir auch nur ihre Pflicht gethan, verdient zu haben glaube; -- eine Auszeichnung, die mich sogar beschämen würde, wenn ich nicht in der Meynung stände, daß diese Königliche Hand in mir eigentlich die gesammte Colberger Bürgerschaft habe ehren und ihren bewiesenen Pflicht-Eifer anerkennen wollen. Jch erhielt nemlich folgendes Königliche Kabinets- Schreiben:
"Seine Königliche Majestät von Preussen etc. "haben aus dem Berichte des Obristlieutenants "v. Gneisenau, worinn er Höchstdenenselben die- "jenigen Personen anzeigt, welche sich während "der Belagerung der Vestung Colberg ausgezeich-
hat all dies Ungluͤck ja auch — den Einen mehr, den Andern weniger — getroffen. Nein, ich habe auch nicht klagen, ſondern mir’s nur vom Her- zen wegreden wollen. Er, der mir’s gab, hat’s auch genommen: ſein Name ſey gelobet! Aber daß Gott meine liebe Vaterſtadt ſo wunderbar erhalten hat, deß bin ich froh; und daß er un- ſerm guten Koͤnige Geſundheit, Muth und Staͤrke verliehen, ſich in ſeinem großen Ungluͤck ſo herr- lich wieder aufzurichten. — Wer, der Jhm ange- hoͤrt, haͤtte ein ſolches Heil nicht gerne mit noch groͤßeren Opfern erkaufen moͤgen?
Mir ward indeß in dieſen nemlichen Tagen von dieſes gnaͤdigen Monarchen Hand eine Aus- zeichnung zu Theil, die ich ſowenig erwartet hatte, als vor Andern, die mit mir auch nur ihre Pflicht gethan, verdient zu haben glaube; — eine Auszeichnung, die mich ſogar beſchaͤmen wuͤrde, wenn ich nicht in der Meynung ſtaͤnde, daß dieſe Koͤnigliche Hand in mir eigentlich die geſammte Colberger Buͤrgerſchaft habe ehren und ihren bewieſenen Pflicht-Eifer anerkennen wollen. Jch erhielt nemlich folgendes Koͤnigliche Kabinets- Schreiben:
„Seine Koͤnigliche Majeſtaͤt von Preuſſen ꝛc. „haben aus dem Berichte des Obriſtlieutenants „v. Gneiſenau, worinn er Hoͤchſtdenenſelben die- „jenigen Perſonen anzeigt, welche ſich waͤhrend „der Belagerung der Veſtung Colberg ausgezeich-
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hat all dies Ungluͤck ja auch — den Einen mehr,
den Andern weniger — getroffen. Nein, ich habe
auch nicht klagen, ſondern mir’s nur vom Her-
zen wegreden wollen. Er, der mir’s gab, hat’s
auch genommen: ſein Name ſey gelobet! Aber
daß Gott meine liebe Vaterſtadt ſo wunderbar
erhalten hat, deß bin ich froh; und daß er un-
ſerm guten Koͤnige Geſundheit, Muth und Staͤrke
verliehen, ſich in ſeinem großen Ungluͤck ſo herr-
lich wieder aufzurichten. — Wer, der Jhm ange-
hoͤrt, haͤtte ein ſolches Heil nicht gerne mit noch
groͤßeren Opfern erkaufen moͤgen?
Mir ward indeß in dieſen nemlichen Tagen
von dieſes gnaͤdigen Monarchen Hand eine Aus-
zeichnung zu Theil, die ich ſowenig erwartet
hatte, als vor Andern, die mit mir auch nur
ihre Pflicht gethan, verdient zu haben glaube; —
eine Auszeichnung, die mich ſogar beſchaͤmen
wuͤrde, wenn ich nicht in der Meynung ſtaͤnde,
daß dieſe Koͤnigliche Hand in mir eigentlich die
geſammte Colberger Buͤrgerſchaft habe ehren und
ihren bewieſenen Pflicht-Eifer anerkennen wollen.
Jch erhielt nemlich folgendes Koͤnigliche Kabinets-
Schreiben:
„Seine Koͤnigliche Majeſtaͤt von Preuſſen ꝛc.
„haben aus dem Berichte des Obriſtlieutenants
„v. Gneiſenau, worinn er Hoͤchſtdenenſelben die-
„jenigen Perſonen anzeigt, welche ſich waͤhrend
„der Belagerung der Veſtung Colberg ausgezeich-
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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 3. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1823, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung03_1823/182>, abgerufen am 19.07.2024.
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