tadeln möchte, daß ich mir Dinge zu Herzen nehme, die mich nicht kümmern sollten. Und doch dürfte ich wohl fragen: Warum nicht kümmern? Jn Jenem war mir's lediglich um die Ehre und den Vortheil meines lieben Vaterlandes zu thun, die mir bis zum letzten Hauche meines Lebens theuer seyn werden. Jn dem Andern, das ich noch nennen will, (ob zwar ich es am Ende auch für eine Schwachheit meines, von jeder Mißhand- lung, welche Menschen gegen Jhresgleichen üben, tief verwundbaren Herzens halte,) sorge und be- kümmere ich mich als Mensch und für die Ehre und den Vortheil der Menschheit. Wann will und wird bei uns der ernstliche Wille erwachen, den afrikanischen Raubstaa- ten ihr schändliches Gewerbe zu legen, damit dem friedsamen Schiffer, der die süd-europäischen Meere unter Angst und Schrecken befährt, keine Sklaven- Fesseln mehr drohen?
Wenn ich das noch heute oder morgen ver- kündigen höre: dann will ich mit Freuden mein lebenssattes Haupt zur Ruhe niederlegen!
tadeln moͤchte, daß ich mir Dinge zu Herzen nehme, die mich nicht kuͤmmern ſollten. Und doch duͤrfte ich wohl fragen: Warum nicht kuͤmmern? Jn Jenem war mir’s lediglich um die Ehre und den Vortheil meines lieben Vaterlandes zu thun, die mir bis zum letzten Hauche meines Lebens theuer ſeyn werden. Jn dem Andern, das ich noch nennen will, (ob zwar ich es am Ende auch fuͤr eine Schwachheit meines, von jeder Mißhand- lung, welche Menſchen gegen Jhresgleichen uͤben, tief verwundbaren Herzens halte,) ſorge und be- kuͤmmere ich mich als Menſch und fuͤr die Ehre und den Vortheil der Menſchheit. Wann will und wird bei uns der ernſtliche Wille erwachen, den afrikaniſchen Raubſtaa- ten ihr ſchaͤndliches Gewerbe zu legen, damit dem friedſamen Schiffer, der die ſuͤd-europaͤiſchen Meere unter Angſt und Schrecken befaͤhrt, keine Sklaven- Feſſeln mehr drohen?
Wenn ich das noch heute oder morgen ver- kuͤndigen hoͤre: dann will ich mit Freuden mein lebensſattes Haupt zur Ruhe niederlegen!
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tadeln moͤchte, daß ich mir Dinge zu Herzen
nehme, die mich nicht kuͤmmern ſollten. Und doch
duͤrfte ich wohl fragen: Warum nicht kuͤmmern?
Jn Jenem war mir’s lediglich um die Ehre und
den Vortheil meines lieben Vaterlandes zu thun,
die mir bis zum letzten Hauche meines Lebens
theuer ſeyn werden. Jn dem Andern, das ich
noch nennen will, (ob zwar ich es am Ende auch
fuͤr eine Schwachheit meines, von jeder Mißhand-
lung, welche Menſchen gegen Jhresgleichen uͤben,
tief verwundbaren Herzens halte,) ſorge und be-
kuͤmmere ich mich als Menſch und fuͤr die Ehre
und den Vortheil der Menſchheit. Wann will
und wird bei uns der ernſtliche Wille
erwachen, den afrikaniſchen Raubſtaa-
ten ihr ſchaͤndliches Gewerbe zu legen,
damit dem friedſamen Schiffer, der die
ſuͤd-europaͤiſchen Meere unter Angſt
und Schrecken befaͤhrt, keine Sklaven-
Feſſeln mehr drohen?
Wenn ich das noch heute oder morgen ver-
kuͤndigen hoͤre: dann will ich mit Freuden mein
lebensſattes Haupt zur Ruhe niederlegen!
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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 3. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1823, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung03_1823/236>, abgerufen am 17.02.2025.
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