Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 3. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1823.Alle fragten wir uns unter einander: Ob denn Vergebens irrte ich, in athemloser Hast, Jn der Zwischenzeit aber hatten Trompeter, Alle fragten wir uns unter einander: Ob denn Vergebens irrte ich, in athemloſer Haſt, Jn der Zwiſchenzeit aber hatten Trompeter, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0087" n="71"/> Alle fragten wir uns unter einander: Ob denn<lb/> ſonſt Keiner von den Officieren bei der vorſeyen-<lb/> den Unterredung in dem verriegelten Zimmer zu-<lb/> gegen ſey? Jch wandte mich an den Obriſt<lb/> v. Britzke, der auch unter dem Haufen ſtand:<lb/> „Herr, Sie ſind der Naͤchſte an Rang und Alter.<lb/> Jhnen gebuͤhrte es am erſten, mit anzuhoͤren,<lb/> was da unterhandelt wird. Sprengen Sie die<lb/> Thuͤre!‟ — Er zuckte die Schultern, und Nie-<lb/> mand von den Anweſenden ſprach ein Wort.<lb/> Mich aber uͤberfiel innerlich eine unbeſchreibliche<lb/> Angſt und Sorge. Die Erinnerungen an Stet-<lb/> tin, Cuͤſtrin und Magdeburg ſtanden mir, wie<lb/> finſtre Geſpenſter, vor der Seele. Jch konnte<lb/> nicht dauern, nicht bleiben; ſondern lief, den<lb/> Vice-Commandanten aufzuſuchen, der jetzt allein<lb/> noch Unheil verhuͤten konnte.</p><lb/> <p>Vergebens irrte ich, in athemloſer Haſt,<lb/> den wackern Mann in der ganzen Stadt, verge-<lb/> bens auf den Waͤllen zu erfragen! Bald ſagte<lb/> man mir, er ſey auf der Muͤnde, beim Hafen,<lb/> und ich ſchickte Boten uͤber Boten aus, ihn ſchleu-<lb/> nigſt herbeizurufen; — bald wieder hieß es, er<lb/> ſey bei den Verſchanzungen auf dem Wolfsberge<lb/> beſchaͤftigt. Aber waͤhrend ich auch dorthin Eil-<lb/> boten abfertigte, war die Zeit bis faſt um 2 Uhr<lb/> abgelaufen; und ohne ihn erwarten zu koͤnnen,<lb/> trieb es mich wieder nach dem Commandanten-<lb/> Hauſe, wo Unheil gebruͤtet wurde.</p><lb/> <p>Jn der Zwiſchenzeit aber hatten Trompeter,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [71/0087]
Alle fragten wir uns unter einander: Ob denn
ſonſt Keiner von den Officieren bei der vorſeyen-
den Unterredung in dem verriegelten Zimmer zu-
gegen ſey? Jch wandte mich an den Obriſt
v. Britzke, der auch unter dem Haufen ſtand:
„Herr, Sie ſind der Naͤchſte an Rang und Alter.
Jhnen gebuͤhrte es am erſten, mit anzuhoͤren,
was da unterhandelt wird. Sprengen Sie die
Thuͤre!‟ — Er zuckte die Schultern, und Nie-
mand von den Anweſenden ſprach ein Wort.
Mich aber uͤberfiel innerlich eine unbeſchreibliche
Angſt und Sorge. Die Erinnerungen an Stet-
tin, Cuͤſtrin und Magdeburg ſtanden mir, wie
finſtre Geſpenſter, vor der Seele. Jch konnte
nicht dauern, nicht bleiben; ſondern lief, den
Vice-Commandanten aufzuſuchen, der jetzt allein
noch Unheil verhuͤten konnte.
Vergebens irrte ich, in athemloſer Haſt,
den wackern Mann in der ganzen Stadt, verge-
bens auf den Waͤllen zu erfragen! Bald ſagte
man mir, er ſey auf der Muͤnde, beim Hafen,
und ich ſchickte Boten uͤber Boten aus, ihn ſchleu-
nigſt herbeizurufen; — bald wieder hieß es, er
ſey bei den Verſchanzungen auf dem Wolfsberge
beſchaͤftigt. Aber waͤhrend ich auch dorthin Eil-
boten abfertigte, war die Zeit bis faſt um 2 Uhr
abgelaufen; und ohne ihn erwarten zu koͤnnen,
trieb es mich wieder nach dem Commandanten-
Hauſe, wo Unheil gebruͤtet wurde.
Jn der Zwiſchenzeit aber hatten Trompeter,
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