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Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666.

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Die Verständige Abigail.
Auch unser Vorraht groß/ dem Höchsten sey
gedankt/

Von dessen milder Hand wir alles ja erlangt/
Wenn du des Davids Heer/ mit Speis' und
Trank ergetzet/

Und sie mit Gütigkoit auß ihrer Noht gesetzet.
Es ist ja häuffig da/ die Kammern sind ja voll/
Es mangelt uns ja nichts/ und das weiß David
wol.

Das ist ein schönes Werk zu rechter Zeit was
schenken/

Und bey so grossem Gut auch Andrer Noth beden-
ken:

Dem wächset mehr noch zu/ dem fehlt der Se-
gen nicht/

Der sein gesegnet Brodt dem Hungerigen
bricht.

Wer kein Mitleiden hat mit nohtdürftigen Ar-
men/

Deß wird der reiche GOtt sich wieder nicht er-
barmen:

Wer zu bequemer Zeit die Hand eröffnen kan/
Und hilft dem Nechsten aus/ der ist ein frommer
Mann.

Du weist es selber wol/ es werden deine Sitten/
Von keinem anders nicht/ als mit Verdruß ge-
litten/

Du bist so grob und plump/ erzeigst dich wie ein
Thor/

Wann du das Maul aufthust/ so gukkt ein
Narr hervor.

Du weist es wol/ wie ich so oft vor dich getreten/
Und dich mit Weinen hab' als einen Herrn ge-
beten/

Daß
Die Verſtaͤndige Abigail.
Auch unſer Vorraht groß/ dem Hoͤchſten ſey
gedankt/

Von deſſen milder Hand wir alles ja erlangt/
Wenn du des Davids Heer/ mit Speiſ’ und
Trank ergetzet/

Und ſie mit Guͤtigkoit auß ihrer Noht geſetzet.
Es iſt ja haͤuffig da/ die Kammern ſind ja voll/
Es mangelt uns ja nichts/ und das weiß David
wol.

Das iſt ein ſchoͤnes Werk zu rechter Zeit was
ſchenken/

Und bey ſo groſſem Gut auch Andrer Noth beden-
ken:

Dem waͤchſet mehr noch zu/ dem fehlt der Se-
gen nicht/

Der ſein geſegnet Brodt dem Hungerigen
bricht.

Wer kein Mitleiden hat mit nohtduͤrftigen Ar-
men/

Deß wird der reiche GOtt ſich wieder nicht er-
barmen:

Wer zu bequemer Zeit die Hand eroͤffnen kan/
Und hilft dem Nechſten aus/ der iſt ein frommer
Mann.

Du weiſt es ſelber wol/ es werden deine Sitten/
Von keinem anders nicht/ als mit Verdruß ge-
litten/

Du biſt ſo grob und plump/ erzeigſt dich wie ein
Thor/

Wann du das Maul aufthuſt/ ſo gukkt ein
Narr hervor.

Du weiſt es wol/ wie ich ſo oft vor dich getreten/
Und dich mit Weinen hab’ als einen Herꝛn ge-
beten/

Daß
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[65/0121] Die Verſtaͤndige Abigail. Auch unſer Vorraht groß/ dem Hoͤchſten ſey gedankt/ Von deſſen milder Hand wir alles ja erlangt/ Wenn du des Davids Heer/ mit Speiſ’ und Trank ergetzet/ Und ſie mit Guͤtigkoit auß ihrer Noht geſetzet. Es iſt ja haͤuffig da/ die Kammern ſind ja voll/ Es mangelt uns ja nichts/ und das weiß David wol. Das iſt ein ſchoͤnes Werk zu rechter Zeit was ſchenken/ Und bey ſo groſſem Gut auch Andrer Noth beden- ken: Dem waͤchſet mehr noch zu/ dem fehlt der Se- gen nicht/ Der ſein geſegnet Brodt dem Hungerigen bricht. Wer kein Mitleiden hat mit nohtduͤrftigen Ar- men/ Deß wird der reiche GOtt ſich wieder nicht er- barmen: Wer zu bequemer Zeit die Hand eroͤffnen kan/ Und hilft dem Nechſten aus/ der iſt ein frommer Mann. Du weiſt es ſelber wol/ es werden deine Sitten/ Von keinem anders nicht/ als mit Verdruß ge- litten/ Du biſt ſo grob und plump/ erzeigſt dich wie ein Thor/ Wann du das Maul aufthuſt/ ſo gukkt ein Narr hervor. Du weiſt es wol/ wie ich ſo oft vor dich getreten/ Und dich mit Weinen hab’ als einen Herꝛn ge- beten/ Daß

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Zitationshilfe: Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neumark_lustgarten_1666/121>, abgerufen am 13.05.2024.