Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666.Die verständige Abigail. Hier steht man ja/ daß Der selbst in die Grube fäl-let/ Die Er aus bösem Sinn dem Nechsten hat bestellet. Die Untreu schlägt sich selbst. Hiermit schwieg David still/ Er trat allein bey seit/ dacht' an Abigail. Die nun durch diesen Fall in Witbenstand verse- tzet/ Betrachtet' ihre Ziehr/ und sich damit ergetzet: Es wird ein Liebesfeur im Hertzen aufge- weht/ Das ihme nach und nach durch alle Glieder geht. Er denkt an ihre Red und derer süße Worte/ Die Sie so weißlich sandt' aus der Korallnen Pfor- te/ Und mit besondrer Ahrt hervor zu bringen wust' Die man von ihr gehört mit Hertzvergnügter Lust. Die Alabasterstirn/ die Röselichten Wangen/ Der Purpur-gleiche Mund/ der Augen helles Prangen/ Der weiße Marmolhals/ der Brüste liebes Paar/ Sehr lieblich aufgewelbt/ das weißgelb dunkle Haar/ Der schwankgewachsne Leib/ die wolgeschikten Glieder/ Die trieben sein Gemüht verliebet hin und wie- der/ Der Sitten Freundlichkeit/ der Tugend hoher Schein/ Nahm ihm je mehr und mehr/ Hertz/ Muht/ und Sinnen ein. Er d ij
Die verſtaͤndige Abigail. Hier ſteht man ja/ daß Der ſelbſt in die Grube faͤl-let/ Die Er aus boͤſem Siñ dem Nechſten hat beſtellet. Die Untreu ſchlaͤgt ſich ſelbſt. Hiermit ſchwieg David ſtill/ Er trat allein bey ſeit/ dacht’ an Abigail. Die nun durch dieſen Fall in Witbenſtand verſe- tzet/ Betrachtet’ ihre Ziehr/ und ſich damit ergetzet: Es wird ein Liebesfeur im Hertzen aufge- weht/ Das ihme nach uñ nach duꝛch alle Glieder geht. Er denkt an ihre Red und derer ſuͤße Worte/ Die Sie ſo weißlich ſandt’ aus der Korallnen Pfor- te/ Und mit beſondrer Ahrt hervor zu bringen wuſt’ Die man von ihr gehoͤrt mit Hertzvergnuͤgter Luſt. Die Alabaſterſtirn/ die Roͤſelichten Wangen/ Der Purpur-gleiche Mund/ der Augen helles Prangen/ Der weiße Marmolhals/ der Bruͤſte liebes Paar/ Sehr lieblich aufgewelbt/ das weißgelb dunkle Haar/ Der ſchwankgewachſne Leib/ die wolgeſchikten Glieder/ Die trieben ſein Gemuͤht verliebet hin und wie- der/ Der Sitten Freundlichkeit/ der Tugend hoher Schein/ Nahm ihm je mehr und mehr/ Hertz/ Muht/ und Sinnen ein. Er d ij
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Die verſtaͤndige Abigail.
Hier ſteht man ja/ daß Der ſelbſt in die Grube faͤl-
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Die Er aus boͤſem Siñ dem Nechſten hat beſtellet.
Die Untreu ſchlaͤgt ſich ſelbſt. Hiermit ſchwieg
David ſtill/
Er trat allein bey ſeit/ dacht’ an Abigail.
Die nun durch dieſen Fall in Witbenſtand verſe-
tzet/
Betrachtet’ ihre Ziehr/ und ſich damit ergetzet:
Es wird ein Liebesfeur im Hertzen aufge-
weht/
Das ihme nach uñ nach duꝛch alle Glieder geht.
Er denkt an ihre Red und derer ſuͤße Worte/
Die Sie ſo weißlich ſandt’ aus der Korallnen Pfor-
te/
Und mit beſondrer Ahrt hervor zu bringen
wuſt’
Die man von ihr gehoͤrt mit Hertzvergnuͤgter
Luſt.
Die Alabaſterſtirn/ die Roͤſelichten Wangen/
Der Purpur-gleiche Mund/ der Augen helles
Prangen/
Der weiße Marmolhals/ der Bruͤſte liebes
Paar/
Sehr lieblich aufgewelbt/ das weißgelb dunkle
Haar/
Der ſchwankgewachſne Leib/ die wolgeſchikten
Glieder/
Die trieben ſein Gemuͤht verliebet hin und wie-
der/
Der Sitten Freundlichkeit/ der Tugend hoher
Schein/
Nahm ihm je mehr und mehr/ Hertz/ Muht/
und Sinnen ein.
Er
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