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Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666.

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Die erhöhete
Und ist doch selbst verstrikkt. Er hält im reiten
still/

Besinnt sich hin und her/ er weiß nicht was er
wil/

Wie hefftig er zuvor geneiget war zum jagen/
So sehr fällt nun die Lust/ die Sinnen sind zer-
schlagen/

Er schiebt das Hetzen auf/ welchs er bestimmet
hatt'/

Und kehret wiederüm zurükke nach der Stadt.
Er geht in sein Gemach und setzet sich da nie-
der/

Jst innerlich betrübt/ der Tag ist ihm zuwieder/
Die Diener merken zwar daß er melancholirt/
Doch weis es keiner nicht woher doch solches
rührt.

Jndessen ist der Tag allmählich abgewichen/
Die dunkelschwartze Nacht die kömmt herein ge-
schlichen/

Ein jeder geht zu Bett' und schläft in stiller
Ruh/

Nur unser junge Fürst der thut kein Auge zu.
Die Liebe quählet ihn/ er kehrt sich hin und wie-
der/

Steht bald ein wenig auf/ legt sich bald wieder
nieder/

Und redet mit sich selbst: Was ists das mich
verletzt/

Das mein betrübtes Hertz in solchen Weh-
muht setzt?

Was ängstiget mich so? Was sind das für Ge-
danken

Die bey mir hin und her mit solchem Sturme
wanken?

Was
Die erhoͤhete
Und iſt doch ſelbſt verſtrikkt. Er haͤlt im reiten
ſtill/

Beſinnt ſich hin und her/ er weiß nicht was er
wil/

Wie hefftig er zuvor geneiget war zum jagen/
So ſehr faͤllt nun die Luſt/ die Sinnen ſind zer-
ſchlagen/

Er ſchiebt das Hetzen auf/ welchs er beſtimmet
hatt’/

Und kehret wiederuͤm zuruͤkke nach der Stadt.
Er geht in ſein Gemach und ſetzet ſich da nie-
der/

Jſt innerlich betruͤbt/ der Tag iſt ihm zuwieder/
Die Diener merken zwar daß er melancholirt/
Doch weis es keiner nicht woher doch ſolches
ruͤhrt.

Jndeſſen iſt der Tag allmaͤhlich abgewichen/
Die dunkelſchwartze Nacht die koͤmmt herein ge-
ſchlichen/

Ein jeder geht zu Bett’ und ſchlaͤft in ſtiller
Ruh/

Nur unſer junge Fuͤrſt der thut kein Auge zu.
Die Liebe quaͤhlet ihn/ er kehrt ſich hin und wie-
der/

Steht bald ein wenig auf/ legt ſich bald wieder
nieder/

Und redet mit ſich ſelbſt: Was iſts das mich
verletzt/

Das mein betruͤbtes Hertz in ſolchen Weh-
muht ſetzt?

Was aͤngſtiget mich ſo? Was ſind das fuͤr Ge-
danken

Die bey mir hin und her mit ſolchem Sturme
wanken?

Was
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[96/0154] Die erhoͤhete Und iſt doch ſelbſt verſtrikkt. Er haͤlt im reiten ſtill/ Beſinnt ſich hin und her/ er weiß nicht was er wil/ Wie hefftig er zuvor geneiget war zum jagen/ So ſehr faͤllt nun die Luſt/ die Sinnen ſind zer- ſchlagen/ Er ſchiebt das Hetzen auf/ welchs er beſtimmet hatt’/ Und kehret wiederuͤm zuruͤkke nach der Stadt. Er geht in ſein Gemach und ſetzet ſich da nie- der/ Jſt innerlich betruͤbt/ der Tag iſt ihm zuwieder/ Die Diener merken zwar daß er melancholirt/ Doch weis es keiner nicht woher doch ſolches ruͤhrt. Jndeſſen iſt der Tag allmaͤhlich abgewichen/ Die dunkelſchwartze Nacht die koͤmmt herein ge- ſchlichen/ Ein jeder geht zu Bett’ und ſchlaͤft in ſtiller Ruh/ Nur unſer junge Fuͤrſt der thut kein Auge zu. Die Liebe quaͤhlet ihn/ er kehrt ſich hin und wie- der/ Steht bald ein wenig auf/ legt ſich bald wieder nieder/ Und redet mit ſich ſelbſt: Was iſts das mich verletzt/ Das mein betruͤbtes Hertz in ſolchen Weh- muht ſetzt? Was aͤngſtiget mich ſo? Was ſind das fuͤr Ge- danken Die bey mir hin und her mit ſolchem Sturme wanken? Was

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Zitationshilfe: Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neumark_lustgarten_1666/154>, abgerufen am 12.05.2024.