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Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666.

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Die erhöhete
Hat Er sein Hertz entdekkt mit diesen kurtzen
Worten:

Mein Schäfer guter Freund/ wilstu mir wol
dein Kind/

Die Fryne die sich itzt hier gegenwertig findt
Vertrauen/ daß ich mich mit ihr mag recht erge-
tzen?

Jch wil dich vor die Gunst in großes Reichthum
setzen/

Und auch dein gantz Geschlecht. Hiermit so
schwieg Er still/

Und wartet was der Baur vor Antwort geben
wil.

Der alte Mann der steht/ des Fürsten Liebesrede
Kömmt ihm sehr fremde vor/ doch wird er auch
nicht blöde/

Steht unerschrokken da vor seiner Obrikeit/
Fasst ihm ein Manneshertz/ und redet unge-
scheut:

Mit Urlaub/ mein Herr Fürst/ daß ich mich was
besinne:

Die arme Bauermagd die schlechte Schäferinne/
Die itzo bey mir steht die ist mein einig Kind/
An die mein altes Hertz sein höchste Freude
bindt.

Sie kan ja (wie ihr seht) sich höflich nicht erzei-
gen/

Sie ist ein schlechtes Mensch sie weis sich nicht zu
neigen

Wie ihr zu Hofe pflegt; Auf unsrer Schäfe-
rey

Wird solche Zierligkeit und solche Fantasey/
(Es ist wol anders nichts) mit nichten nicht ge-
fasset.

Der-
Die erhoͤhete
Hat Er ſein Hertz entdekkt mit dieſen kurtzen
Worten:

Mein Schaͤfer guter Freund/ wilſtu mir wol
dein Kind/

Die Fryne die ſich itzt hier gegenwertig findt
Vertrauen/ daß ich mich mit ihr mag recht erge-
tzen?

Jch wil dich vor die Gunſt in großes Reichthum
ſetzen/

Und auch dein gantz Geſchlecht. Hiermit ſo
ſchwieg Er ſtill/

Und wartet was der Baur vor Antwort geben
wil.

Der alte Mann der ſteht/ des Fuͤrſten Liebesrede
Koͤmmt ihm ſehr fremde vor/ doch wird er auch
nicht bloͤde/

Steht unerſchrokken da vor ſeiner Obrikeit/
Faſſt ihm ein Manneshertz/ und redet unge-
ſcheut:

Mit Urlaub/ mein Herꝛ Fuͤrſt/ daß ich mich was
beſinne:

Die arme Bauermagd die ſchlechte Schaͤferinne/
Die itzo bey mir ſteht die iſt mein einig Kind/
An die mein altes Hertz ſein hoͤchſte Freude
bindt.

Sie kan ja (wie ihr ſeht) ſich hoͤflich nicht erzei-
gen/

Sie iſt ein ſchlechtes Menſch ſie weiſ ſich nicht zu
neigen

Wie ihr zu Hofe pflegt; Auf unſrer Schaͤfe-
rey

Wird ſolche Zierligkeit und ſolche Fantaſey/
(Es iſt wol anders nichts) mit nichten nicht ge-
faſſet.

Der-
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[104/0164] Die erhoͤhete Hat Er ſein Hertz entdekkt mit dieſen kurtzen Worten: Mein Schaͤfer guter Freund/ wilſtu mir wol dein Kind/ Die Fryne die ſich itzt hier gegenwertig findt Vertrauen/ daß ich mich mit ihr mag recht erge- tzen? Jch wil dich vor die Gunſt in großes Reichthum ſetzen/ Und auch dein gantz Geſchlecht. Hiermit ſo ſchwieg Er ſtill/ Und wartet was der Baur vor Antwort geben wil. Der alte Mann der ſteht/ des Fuͤrſten Liebesrede Koͤmmt ihm ſehr fremde vor/ doch wird er auch nicht bloͤde/ Steht unerſchrokken da vor ſeiner Obrikeit/ Faſſt ihm ein Manneshertz/ und redet unge- ſcheut: Mit Urlaub/ mein Herꝛ Fuͤrſt/ daß ich mich was beſinne: Die arme Bauermagd die ſchlechte Schaͤferinne/ Die itzo bey mir ſteht die iſt mein einig Kind/ An die mein altes Hertz ſein hoͤchſte Freude bindt. Sie kan ja (wie ihr ſeht) ſich hoͤflich nicht erzei- gen/ Sie iſt ein ſchlechtes Menſch ſie weiſ ſich nicht zu neigen Wie ihr zu Hofe pflegt; Auf unſrer Schaͤfe- rey Wird ſolche Zierligkeit und ſolche Fantaſey/ (Es iſt wol anders nichts) mit nichten nicht ge- faſſet. Der-

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Zitationshilfe: Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neumark_lustgarten_1666/164>, abgerufen am 11.05.2024.