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Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666.

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Fryne-Bozene.
Bey einer Hertzoginn/ als einer solchen Braut
Die ihm der Fürste selbst wil haben beygetraut.
Und daß man keinen Mann soll lassen zu ihr kom-
men.

Der fürstliche Befehl wird fleissig angenommen.
Achates segnet sie wünscht ihnen Glükk und
Heyl

Und macht sich wiederüm zurükk' in schneller
Eyl.

Der alte Fares sah' und hörte diese Sachen/
Die ihn vor Fröligkeit fast gantz entgeistet ma-
chen/

Die Thränen flossen ihm aus seinen Augen
auß/

Er segnete sein/ Kind und füget sich nach
Hauß.

Bozene fänget an sich treflich zu erzeigen/
Sie lernet wie man soll nach ädler Ahrt sich nei-
gen/

Sie lernet Höflichkeit/ sie lernet sittsam siehn/
Sie lernet wie ein Mensch soll ziehr- und ahrt-
lich gehn.

Die alte Hertzoginn die pfleget ihr mit Sorgen/
Sie wäscht und badet sie/ sie putzt sie alle Morgen/
Bozene wird gesalbt mit edl- und theurem
Kraut

Von welchem sie bekömmt weit eine schönre
Haut.

Ein ahrtliches Gewächs wenn es in wilden
Wäldern.

Auf unbetüngtem Land'/ auf ungepflügten Fel-
dern

Hervor gesprossen ist/ mang Strauch mang
Graß und Stein/

Hat
Fryne-Bozene.
Bey einer Hertzoginn/ als einer ſolchen Braut
Die ihm der Fuͤrſte ſelbſt wil haben beygetraut.
Und daß man keinen Mann ſoll laſſen zu ihr kom-
men.

Der fuͤrſtliche Befehl wird fleiſſig angenommen.
Achates ſegnet ſie wuͤnſcht ihnen Gluͤkk und
Heyl

Und macht ſich wiederuͤm zuruͤkk’ in ſchneller
Eyl.

Der alte Fares ſah’ und hoͤrte dieſe Sachen/
Die ihn vor Froͤligkeit faſt gantz entgeiſtet ma-
chen/

Die Thraͤnen floſſen ihm auſ ſeinen Augen
auß/

Er ſegnete ſein/ Kind und fuͤget ſich nach
Hauß.

Bozene faͤnget an ſich treflich zu erzeigen/
Sie lernet wie man ſoll nach aͤdler Ahrt ſich nei-
gen/

Sie lernet Hoͤflichkeit/ ſie lernet ſittſam ſiehn/
Sie lernet wie ein Menſch ſoll ziehr- und ahrt-
lich gehn.

Die alte Hertzoginn die pfleget ihr mit Sorgen/
Sie waͤſcht und badet ſie/ ſie putzt ſie alle Morgen/
Bozene wird geſalbt mit edl- und theurem
Kraut

Von welchem ſie bekoͤmmt weit eine ſchoͤnre
Haut.

Ein ahrtliches Gewaͤchs wenn es in wilden
Waͤldern.

Auf unbetuͤngtem Land’/ auf ungepfluͤgten Fel-
dern

Hervor geſproſſen iſt/ mang Strauch mang
Graß und Stein/

Hat
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[111/0171] Fryne-Bozene. Bey einer Hertzoginn/ als einer ſolchen Braut Die ihm der Fuͤrſte ſelbſt wil haben beygetraut. Und daß man keinen Mann ſoll laſſen zu ihr kom- men. Der fuͤrſtliche Befehl wird fleiſſig angenommen. Achates ſegnet ſie wuͤnſcht ihnen Gluͤkk und Heyl Und macht ſich wiederuͤm zuruͤkk’ in ſchneller Eyl. Der alte Fares ſah’ und hoͤrte dieſe Sachen/ Die ihn vor Froͤligkeit faſt gantz entgeiſtet ma- chen/ Die Thraͤnen floſſen ihm auſ ſeinen Augen auß/ Er ſegnete ſein/ Kind und fuͤget ſich nach Hauß. Bozene faͤnget an ſich treflich zu erzeigen/ Sie lernet wie man ſoll nach aͤdler Ahrt ſich nei- gen/ Sie lernet Hoͤflichkeit/ ſie lernet ſittſam ſiehn/ Sie lernet wie ein Menſch ſoll ziehr- und ahrt- lich gehn. Die alte Hertzoginn die pfleget ihr mit Sorgen/ Sie waͤſcht und badet ſie/ ſie putzt ſie alle Morgen/ Bozene wird geſalbt mit edl- und theurem Kraut Von welchem ſie bekoͤmmt weit eine ſchoͤnre Haut. Ein ahrtliches Gewaͤchs wenn es in wilden Waͤldern. Auf unbetuͤngtem Land’/ auf ungepfluͤgten Fel- dern Hervor geſproſſen iſt/ mang Strauch mang Graß und Stein/ Hat

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Zitationshilfe: Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neumark_lustgarten_1666/171>, abgerufen am 29.11.2024.