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Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666.

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Die erhöhete
Hat kein schön Ansehn nicht/ noch seinen rech-
ten Schein;

Wenn aber jemand kömmt/ und solches Kraut
versetzet

Jn gutes fettes Land/ da niemand es verletzet/
Da es begossen wird/ da Frost und Sonnen
brand

Es nicht berühren kan/ da man es mit der
Hand

Nach seinem Willen beugt/ so wächst sein schöner
Stängel

Viel höher als vorhin/ es steht ohn alle Mängel/
Sein kraut ist frisch und schön/ die Blume
bricht empor

Viel höher an der Farb' und grösser als zuvor;
So geht es hier auch zu: Das Baurenkind Bo-
zene

Nach dem sie wol gepflegt/ geht an beliebter
Schöne

Fast allen Jungfern vor/ die wilde Bauerheit/
Jst gantz und gar verkehrt in schöne Höflichkeit.
Und weil sie dergestalt im Hause wird verschlos-
sen/

Von Hitze nicht verbrandt/ vom Regen nicht be-
gossen/

Die Haut auch nicht verletzt durch rauhe Luft
und Wind'/

So scheinet sie zu sein ein Königliches Kind.
Achates unter deß reist oft zur Hertzoginnen
Alleine nach dem Schloß'/ und fragt mit klugen
Sinnen/

Wie ihr das Hürtenkind die Fryne doch ge-
fällt/

Wie sich Bozene doch im Frauenzimmer hält?
Und
Die erhoͤhete
Hat kein ſchoͤn Anſehn nicht/ noch ſeinen rech-
ten Schein;

Wenn aber jemand koͤmmt/ und ſolches Kraut
verſetzet

Jn gutes fettes Land/ da niemand es verletzet/
Da es begoſſen wird/ da Froſt und Sonnen
brand

Es nicht beruͤhren kan/ da man es mit der
Hand

Nach ſeinem Willen beugt/ ſo waͤchſt ſein ſchoͤner
Staͤngel

Viel hoͤher als vorhin/ es ſteht ohn alle Maͤngel/
Sein kraut iſt friſch und ſchoͤn/ die Blume
bricht empor

Viel hoͤher an der Farb’ und groͤſſer als zuvor;
So geht es hier auch zu: Das Baurenkind Bo-
zene

Nach dem ſie wol gepflegt/ geht an beliebter
Schoͤne

Faſt allen Jungfern vor/ die wilde Bauerheit/
Jſt gantz und gar verkehꝛt in ſchoͤne Hoͤflichkeit.
Und weil ſie dergeſtalt im Hauſe wird verſchloſ-
ſen/

Von Hitze nicht verbrandt/ vom Regen nicht be-
goſſen/

Die Haut auch nicht verletzt durch rauhe Luft
und Wind’/

So ſcheinet ſie zu ſein ein Koͤnigliches Kind.
Achates unter deß reiſt oft zur Hertzoginnen
Alleine nach dem Schloß’/ und fragt mit klugen
Sinnen/

Wie ihr das Huͤrtenkind die Fryne doch ge-
faͤllt/

Wie ſich Bozene doch im Frauenzimmer haͤlt?
Und
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[112/0172] Die erhoͤhete Hat kein ſchoͤn Anſehn nicht/ noch ſeinen rech- ten Schein; Wenn aber jemand koͤmmt/ und ſolches Kraut verſetzet Jn gutes fettes Land/ da niemand es verletzet/ Da es begoſſen wird/ da Froſt und Sonnen brand Es nicht beruͤhren kan/ da man es mit der Hand Nach ſeinem Willen beugt/ ſo waͤchſt ſein ſchoͤner Staͤngel Viel hoͤher als vorhin/ es ſteht ohn alle Maͤngel/ Sein kraut iſt friſch und ſchoͤn/ die Blume bricht empor Viel hoͤher an der Farb’ und groͤſſer als zuvor; So geht es hier auch zu: Das Baurenkind Bo- zene Nach dem ſie wol gepflegt/ geht an beliebter Schoͤne Faſt allen Jungfern vor/ die wilde Bauerheit/ Jſt gantz und gar verkehꝛt in ſchoͤne Hoͤflichkeit. Und weil ſie dergeſtalt im Hauſe wird verſchloſ- ſen/ Von Hitze nicht verbrandt/ vom Regen nicht be- goſſen/ Die Haut auch nicht verletzt durch rauhe Luft und Wind’/ So ſcheinet ſie zu ſein ein Koͤnigliches Kind. Achates unter deß reiſt oft zur Hertzoginnen Alleine nach dem Schloß’/ und fragt mit klugen Sinnen/ Wie ihr das Huͤrtenkind die Fryne doch ge- faͤllt/ Wie ſich Bozene doch im Frauenzimmer haͤlt? Und

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Zitationshilfe: Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neumark_lustgarten_1666/172>, abgerufen am 12.05.2024.