Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666.

Bild:
<< vorherige Seite
Fryne-Bozene.
Und ob er schon vernimmt wie weit sie sey gekommen/
Wie weit sie in der Zucht und Tugend zugenom-
men/

So wil er dennoch nicht sie bringen an den
Tag/

Biß ein und ander Herr ihr Wesen sehen mag.
Er kennt des Fürsten Hertz und sein erhitztes Lie-
ben/

Er merket daß sein Sinn wird hin und her getrie-
ben/

Und weil er über diß Bozenen Schönheit weiß/
Und ihre Trefligkeit/ so denket er mit Fleiß/
Wie endlich doch einmal die Sachen anzufan-
gen/

Damit des Fürsten Hertz und sehnliches Ver-
langen

Vergnüget werden mag? Er wil erst gerne
sehn/

Ob seine schöne Fryn' auch Fürstlich kan be-
stehn.

Der Fürste geht einmal im Zimmer auf und nie-
der/

Bald setzt er sich zum Tisch/ bald strekkt er seine
Glieder

Vor Hertzens Mattigkeit dort auf ein Faul-
bett hin/

Und denket allezeit an seine Schäferinn:
Ob diß auch wolgethan das er ihm vorgenommen/
Daß solch ein Hürtenkind soll in sein Bette kom-
men/

Als rechtes Ehgemahl/ und Landesfürstinn
sein?

Die Liebe saget Ja/ der hohe Stand sagt
Nein.

Die
Fryne-Bozene.
Und ob er ſchon vernim̃t wie weit ſie ſey gekom̃en/
Wie weit ſie in der Zucht und Tugend zugenom-
men/

So wil er dennoch nicht ſie bringen an den
Tag/

Biß ein und ander Herꝛ ihr Weſen ſehen mag.
Er kennt des Fuͤrſten Hertz und ſein erhitztes Lie-
ben/

Er merket daß ſein Sinn wird hin und her getrie-
ben/

Und weil er uͤber diß Bozenen Schoͤnheit weiß/
Und ihre Trefligkeit/ ſo denket er mit Fleiß/
Wie endlich doch einmal die Sachen anzufan-
gen/

Damit des Fuͤrſten Hertz und ſehnliches Ver-
langen

Vergnuͤget werden mag? Er wil erſt gerne
ſehn/

Ob ſeine ſchoͤne Fryn’ auch Fuͤrſtlich kan be-
ſtehn.

Der Fuͤrſte geht einmal im Zimmer auf und nie-
der/

Bald ſetzt er ſich zum Tiſch/ bald ſtrekkt er ſeine
Glieder

Vor Hertzens Mattigkeit dort auf ein Faul-
bett hin/

Und denket allezeit an ſeine Schaͤferinn:
Ob diß auch wolgethan das er ihm vorgenom̃en/
Daß ſolch ein Huͤrtenkind ſoll in ſein Bette kom-
men/

Als rechtes Ehgemahl/ und Landesfuͤrſtinn
ſein?

Die Liebe ſaget Ja/ der hohe Stand ſagt
Nein.

Die
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0173" n="113"/>
            <fw place="top" type="header">Fryne-Bozene.</fw><lb/>
            <l>Und ob er &#x017F;chon vernim&#x0303;t wie weit &#x017F;ie &#x017F;ey gekom&#x0303;en/</l><lb/>
            <l>Wie weit &#x017F;ie in der Zucht und Tugend zugenom-<lb/><hi rendition="#et">men/</hi></l><lb/>
            <l>So wil er dennoch nicht &#x017F;ie bringen an den<lb/><hi rendition="#et">Tag/</hi></l><lb/>
            <l>Biß ein und ander Her&#xA75B; ihr We&#x017F;en &#x017F;ehen mag.</l><lb/>
            <l>Er kennt des Fu&#x0364;r&#x017F;ten Hertz und &#x017F;ein erhitztes Lie-<lb/><hi rendition="#et">ben/</hi></l><lb/>
            <l>Er merket daß &#x017F;ein Sinn wird hin und her getrie-<lb/><hi rendition="#et">ben/</hi></l><lb/>
            <l>Und weil er u&#x0364;ber diß Bozenen Scho&#x0364;nheit weiß/</l><lb/>
            <l>Und ihre Trefligkeit/ &#x017F;o denket er mit Fleiß/</l><lb/>
            <l>Wie endlich doch einmal die Sachen anzufan-<lb/><hi rendition="#et">gen/</hi></l><lb/>
            <l>Damit des Fu&#x0364;r&#x017F;ten Hertz und &#x017F;ehnliches Ver-<lb/><hi rendition="#et">langen</hi></l><lb/>
            <l>Vergnu&#x0364;get werden mag? Er wil er&#x017F;t gerne<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;ehn/</hi></l><lb/>
            <l>Ob &#x017F;eine &#x017F;cho&#x0364;ne Fryn&#x2019; auch Fu&#x0364;r&#x017F;tlich kan be-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;tehn.</hi></l><lb/>
            <l>Der Fu&#x0364;r&#x017F;te geht einmal im Zimmer auf und nie-<lb/><hi rendition="#et">der/</hi></l><lb/>
            <l>Bald &#x017F;etzt er &#x017F;ich zum Ti&#x017F;ch/ bald &#x017F;trekkt er &#x017F;eine<lb/><hi rendition="#et">Glieder</hi></l><lb/>
            <l>Vor Hertzens Mattigkeit dort auf ein Faul-<lb/><hi rendition="#et">bett hin/</hi></l><lb/>
            <l>Und denket allezeit an &#x017F;eine Scha&#x0364;ferinn:</l><lb/>
            <l>Ob diß auch wolgethan das er ihm vorgenom&#x0303;en/</l><lb/>
            <l>Daß &#x017F;olch ein Hu&#x0364;rtenkind &#x017F;oll in &#x017F;ein Bette kom-<lb/><hi rendition="#et">men/</hi></l><lb/>
            <l>Als rechtes Ehgemahl/ und Landesfu&#x0364;r&#x017F;tinn<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;ein?</hi></l><lb/>
            <l>Die Liebe &#x017F;aget Ja/ der hohe Stand &#x017F;agt<lb/><hi rendition="#et">Nein.</hi></l><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Die</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[113/0173] Fryne-Bozene. Und ob er ſchon vernim̃t wie weit ſie ſey gekom̃en/ Wie weit ſie in der Zucht und Tugend zugenom- men/ So wil er dennoch nicht ſie bringen an den Tag/ Biß ein und ander Herꝛ ihr Weſen ſehen mag. Er kennt des Fuͤrſten Hertz und ſein erhitztes Lie- ben/ Er merket daß ſein Sinn wird hin und her getrie- ben/ Und weil er uͤber diß Bozenen Schoͤnheit weiß/ Und ihre Trefligkeit/ ſo denket er mit Fleiß/ Wie endlich doch einmal die Sachen anzufan- gen/ Damit des Fuͤrſten Hertz und ſehnliches Ver- langen Vergnuͤget werden mag? Er wil erſt gerne ſehn/ Ob ſeine ſchoͤne Fryn’ auch Fuͤrſtlich kan be- ſtehn. Der Fuͤrſte geht einmal im Zimmer auf und nie- der/ Bald ſetzt er ſich zum Tiſch/ bald ſtrekkt er ſeine Glieder Vor Hertzens Mattigkeit dort auf ein Faul- bett hin/ Und denket allezeit an ſeine Schaͤferinn: Ob diß auch wolgethan das er ihm vorgenom̃en/ Daß ſolch ein Huͤrtenkind ſoll in ſein Bette kom- men/ Als rechtes Ehgemahl/ und Landesfuͤrſtinn ſein? Die Liebe ſaget Ja/ der hohe Stand ſagt Nein. Die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/neumark_lustgarten_1666
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/neumark_lustgarten_1666/173
Zitationshilfe: Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neumark_lustgarten_1666/173>, abgerufen am 12.05.2024.