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Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666.

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Die erhöhete
Achates dacht': Ey so! Ligt da der Hund begraben!
Jch dacht es alsobald es müst' ein' Ursach haben.
Wie wendet man doch vor des Fürsten Ehren-
schutz/

Und meinet unter deß nur seinen eignen Nutz.
Halt! Man muß weislich sehn wie dieser abzu-
schaffen/

Und seines Gleichen mehr/ die mehr auf ihres
Gaffen

Als auf den Fürsten selbst. Solch scharfge-
augter Luchs/

Der alles sehen wil/ solch nasenweiser Fuchs/
Muß von dem Hofe weg. Doch muß ichs wol er-
wegen/

Sonst mach' ich mir den Hof und Adel gantz ent-
gegen.

Was ich im Sinne hab' ist eine solche Last
Da Klugheit nöhtig ist/ es ist ein harter Gast
Da ich gewesen bin/ sein Anhang ist sehr mächtig/
Sein Stand hochangesehn/ und sein Geschlechte
prächtig/

Er gilt sehr viel am Hof'/ es muß von statten
gehn/

Was dieser schlimme Mann vor rahtsam an-
gesehn/

Es wird bald besser seyn mein kluges Stille-
schweigen/

Biß daß Gelegenheit hierzu sich möcht' ereugen.
Ein klug und weiser Mann die schnelle Sinnen
zwingt/

Und kehret lieber üm als daß er schädlich springt.
Dem Fürsten wird in deß der Frynen halben
bange/

Er denket diß und das/ die Zeit wird ihm sehr lan-
ge/

Schikkt
Die erhoͤhete
Achates dacht’: Ey ſo! Ligt da der Hund begraben!
Jch dacht es alſobald es muͤſt’ ein’ Urſach haben.
Wie wendet man doch vor des Fuͤrſten Ehren-
ſchutz/

Und meinet unter deß nur ſeinen eignen Nutz.
Halt! Man muß weislich ſehn wie dieſer abzu-
ſchaffen/

Und ſeines Gleichen mehr/ die mehr auf ihres
Gaffen

Als auf den Fuͤrſten ſelbſt. Solch ſcharfge-
augter Luchs/

Der alles ſehen wil/ ſolch naſenweiſer Fuchs/
Muß von dem Hofe weg. Doch muß ichs wol er-
wegen/

Sonſt mach’ ich mir den Hof und Adel gantz ent-
gegen.

Was ich im Sinne hab’ iſt eine ſolche Laſt
Da Klugheit noͤhtig iſt/ es iſt ein harter Gaſt
Da ich geweſen bin/ ſein Anhang iſt ſehr maͤchtig/
Sein Stand hochangeſehn/ und ſein Geſchlechte
praͤchtig/

Er gilt ſehr viel am Hof’/ es muß von ſtatten
gehn/

Was dieſer ſchlimme Mann vor rahtſam an-
geſehn/

Es wird bald beſſer ſeyn mein kluges Stille-
ſchweigen/

Biß daß Gelegenheit hierzu ſich moͤcht’ ereugen.
Ein klug und weiſer Mann die ſchnelle Sinnen
zwingt/

Uñ kehret lieber uͤm als daß er ſchaͤdlich ſpringt.
Dem Fuͤrſten wird in deß der Frynen halben
bange/

Er denket diß und das/ die Zeit wird ihm ſehr lan-
ge/

Schikkt
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[138/0198] Die erhoͤhete Achates dacht’: Ey ſo! Ligt da der Hund begraben! Jch dacht es alſobald es muͤſt’ ein’ Urſach haben. Wie wendet man doch vor des Fuͤrſten Ehren- ſchutz/ Und meinet unter deß nur ſeinen eignen Nutz. Halt! Man muß weislich ſehn wie dieſer abzu- ſchaffen/ Und ſeines Gleichen mehr/ die mehr auf ihres Gaffen Als auf den Fuͤrſten ſelbſt. Solch ſcharfge- augter Luchs/ Der alles ſehen wil/ ſolch naſenweiſer Fuchs/ Muß von dem Hofe weg. Doch muß ichs wol er- wegen/ Sonſt mach’ ich mir den Hof und Adel gantz ent- gegen. Was ich im Sinne hab’ iſt eine ſolche Laſt Da Klugheit noͤhtig iſt/ es iſt ein harter Gaſt Da ich geweſen bin/ ſein Anhang iſt ſehr maͤchtig/ Sein Stand hochangeſehn/ und ſein Geſchlechte praͤchtig/ Er gilt ſehr viel am Hof’/ es muß von ſtatten gehn/ Was dieſer ſchlimme Mann vor rahtſam an- geſehn/ Es wird bald beſſer ſeyn mein kluges Stille- ſchweigen/ Biß daß Gelegenheit hierzu ſich moͤcht’ ereugen. Ein klug und weiſer Mann die ſchnelle Sinnen zwingt/ Uñ kehret lieber uͤm als daß er ſchaͤdlich ſpringt. Dem Fuͤrſten wird in deß der Frynen halben bange/ Er denket diß und das/ die Zeit wird ihm ſehr lan- ge/ Schikkt

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Zitationshilfe: Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neumark_lustgarten_1666/198>, abgerufen am 11.05.2024.