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Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666.

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Die erhöhete
Daß ich mein Söhnchen mag an meinen Brüsten
sehen/

Jch bin die Mutter zwar/ und darf nicht Am-
me seyn/

Ein' Andre hat die Lust/ ich aber nur die Pein.
Diß ist die Herrlichkeit/ diß sind die große Sa-
chen/

Die euch/ O liebes Volk/ so sehr verblendet ma-
chen/

Es ist so süsse nicht/ wie ihr es etwan meint.
Es ist nicht lauter Gold was euch so treflich
scheint.

Jch bitt euch glaubt mir nur/ daß ich weit besser
lebte/

Da ich gantz Sorgenloß in freyem Felde schweb-
te/

Da ich bey mir vergnügt im Wald' im grünen
Gras'/

Jn rechter Fröligkeit bey meinen Schafchen
saß.

Hatt' ich gleich damahls nicht so manche schöne
Speisen.

Als sich an diesem Hof' itzt auf der Tafel weisen;
Die Rüben/ Kraut und Kohl und was der Ak-
ker bracht'

Hat eben mich also/ als diese satt gemacht.
Trunk ich gleich keinen Wein von fernen herge-
schikket/

Der durch den göldnen Glantz das Lekkeraug'
erquikket;

Ein silderklarer Fluß/ der aus den Klippen
sprung/

Der keinen Sinn verkehrt/ war mir ein frischer
Trunk.

Trunk
Die erhoͤhete
Daß ich mein Soͤhnchen mag an meinen Bruͤſten
ſehen/

Jch bin die Mutter zwar/ und darf nicht Am-
me ſeyn/

Ein’ Andre hat die Luſt/ ich aber nur die Pein.
Diß iſt die Herrlichkeit/ diß ſind die große Sa-
chen/

Die euch/ O liebes Volk/ ſo ſehr verblendet ma-
chen/

Es iſt ſo ſuͤſſe nicht/ wie ihr es etwan meint.
Es iſt nicht lauter Gold was euch ſo treflich
ſcheint.

Jch bitt euch glaubt mir nur/ daß ich weit beſſer
lebte/

Da ich gantz Sorgenloß in freyem Felde ſchweb-
te/

Da ich bey mir vergnuͤgt im Wald’ im gruͤnen
Graſ’/

Jn rechter Froͤligkeit bey meinen Schafchen
ſaß.

Hatt’ ich gleich damahls nicht ſo manche ſchoͤne
Speiſen.

Als ſich an dieſem Hof’ itzt auf der Tafel weiſen;
Die Ruͤben/ Kraut und Kohl und was der Ak-
ker bracht’

Hat eben mich alſo/ als dieſe ſatt gemacht.
Trunk ich gleich keinen Wein von fernen herge-
ſchikket/

Der durch den goͤldnen Glantz das Lekkeraug’
erquikket;

Ein ſilderklarer Fluß/ der aus den Klippen
ſprung/

Der keinen Sinn verkehrt/ war mir ein friſcher
Trunk.

Trunk
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[156/0218] Die erhoͤhete Daß ich mein Soͤhnchen mag an meinen Bruͤſten ſehen/ Jch bin die Mutter zwar/ und darf nicht Am- me ſeyn/ Ein’ Andre hat die Luſt/ ich aber nur die Pein. Diß iſt die Herrlichkeit/ diß ſind die große Sa- chen/ Die euch/ O liebes Volk/ ſo ſehr verblendet ma- chen/ Es iſt ſo ſuͤſſe nicht/ wie ihr es etwan meint. Es iſt nicht lauter Gold was euch ſo treflich ſcheint. Jch bitt euch glaubt mir nur/ daß ich weit beſſer lebte/ Da ich gantz Sorgenloß in freyem Felde ſchweb- te/ Da ich bey mir vergnuͤgt im Wald’ im gruͤnen Graſ’/ Jn rechter Froͤligkeit bey meinen Schafchen ſaß. Hatt’ ich gleich damahls nicht ſo manche ſchoͤne Speiſen. Als ſich an dieſem Hof’ itzt auf der Tafel weiſen; Die Ruͤben/ Kraut und Kohl und was der Ak- ker bracht’ Hat eben mich alſo/ als dieſe ſatt gemacht. Trunk ich gleich keinen Wein von fernen herge- ſchikket/ Der durch den goͤldnen Glantz das Lekkeraug’ erquikket; Ein ſilderklarer Fluß/ der aus den Klippen ſprung/ Der keinen Sinn verkehrt/ war mir ein friſcher Trunk. Trunk

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Zitationshilfe: Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neumark_lustgarten_1666/218>, abgerufen am 13.05.2024.