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Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666.

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die erhöhete Fryne-Bozene.
die Fürstinn Libusse dich zu einem Manne/ das Böhmerland
aber dich zu ihrem Herrn begehret. Als dieser Primislaus
nun diesem wunderbaren Beruff gefolger/ und nahe bey Pra-
ge kommen/ hat ihn das Volk mit aller Ehrerbietung zum
Fürsten/ Libussa aber zu ihrem Ehgemahl angenommen. Wel-
cher hernachmals wegen der widerspenstigen und regiersüch-
tigen Weibesbilder/ unter denen Valaska das Haupt war/
sieben Jahr lang unglükselig regiert. Auf dieses ziehlet nun
der Fürst Huldenreich/ in Meynung/ daß/ weil es ihr als einem
Weibesbilde vergönnet gewesen/ einen Bauren zum Ehge-
mahl zu nehmen/ es ihm auch/ als einem Manne und regieren-
dem Herrn ein schlechtes Schäfer-mädchen zu der Ehe zu neh-
men/ frey stehe. Ausführlichern Bericht ließ in Aeneas Splv.
Böhm: Hist: am 8. Cap. Und Kosmas Böhm: Zeitbuch am 4/
5/ und 6. Blattseite.
7. Arete war die alte Hertzoginn/ die über das junge
Frauenzimmer die Aufsicht hatte/ und wird Sie wegen der tu-
gendsamen Geschikligkeit Arete genennet/ welchs auf teutsch
so viel als Tugend heist.
8. Cyrus/ war des Kambyses/ und der Mandane des
letzten Assyrischen Monarchens Tochter Sohn. Diesem alten
Astpages hat einmal getreumet/ als wenn seine Tochter Man-
dane so viel Urin von sich gebe/ daß gantz Asten davon über-
schwemmet stünde/ welches die Warsager also ausgeleget/
daß nemlich der jenige/ welcher von seiner Tochter solte geboh-
ren werden/ ihm gantz Asien würde unterthänig machen.
Darauf hat er sie weder emem vornehmen Assyrer noch Me-
der geben wollen/ sondern dem Kambyses/ einer mittelmäs-
sigen Persianischen Standesperson ehelich beygeleget. Als
nun Mandane von dem Kambpses schwanger worden/ hat
den Astyages wiederüm getreumet/ als wenn seiner Tochter
ein Weinstok auß dem Leibe wüchse/ der gantz Asien beschat-
tete. Worauf er die Tochter zu sich gefordert/ und so lange
biß Sie genesen bey sich behalten. Das neugebohrne Kind
aber/ nemlich diesen Cyrus/ hat er dem Harpagus einem
seiner getreuen Hofdiener zu tödten überliefert. Dieser/ als
der die Mordthat an dem unschüldigen Kinde nit verüben wol-
te/ gab es einem Hürten zu erwürgen/ weil aber sein Weib gleich
eben die Nacht ein todt Kind gebohren/ hat sie dieses König-
liche Kind/ in betrachtung seiner schonen Freundligkeit/ zehen
Jahr lang vor das ihrige erzogen. Dieses hat hernach der alte
die erhoͤhete Fryne-Bozene.
die Fuͤrſtinn Libuſſe dich zu einem Manne/ das Boͤhmerland
aber dich zu ihrem Herꝛn begehret. Als dieſer Primislaus
nun dieſem wunderbaren Beruff gefolger/ und nahe bey Pra-
ge kommen/ hat ihn das Volk mit aller Ehrerbietung zum
Fuͤrſten/ Libuſſa aber zu ihrem Ehgemahl angenom̄en. Wel-
cher hernachmals wegen der widerſpenſtigen und regierſuͤch-
tigen Weibesbilder/ unter denen Valaska das Haupt war/
ſieben Jahr lang ungluͤkſelig regiert. Auf dieſes ziehlet nun
der Fuͤrſt Huldenreich/ in Meynung/ daß/ weil es ihr als einem
Weibesbilde vergoͤnnet geweſen/ einen Bauren zum Ehge-
mahl zu nehmen/ es ihm auch/ als einem Manne und regieren-
dem Herꝛn ein ſchlechtes Schaͤfer-maͤdchen zu der Ehe zu neh-
men/ frey ſtehe. Ausfuͤhrlichern Bericht ließ in Aeneas Splv.
Boͤhm: Hiſt: am 8. Cap. Und Koſmas Boͤhm: Zeitbuch am 4/
5/ und 6. Blattſeite.
7. Arete war die alte Hertzoginn/ die uͤber das junge
Frauenzimmer die Aufſicht hatte/ und wird Sie wegen der tu-
gendſamen Geſchikligkeit Arete genennet/ welchs auf teutſch
ſo viel als Tugend heiſt.
8. Cyrus/ war des Kambyſes/ und der Mandane des
letzten Aſſyriſchen Monarchens Tochter Sohn. Dieſem alten
Aſtpages hat einmal getreumet/ als wenn ſeine Tochter Man-
dane ſo viel Urin von ſich gebe/ daß gantz Aſten davon uͤber-
ſchwemmet ſtuͤnde/ welches die Warſager alſo ausgeleget/
daß nemlich der jenige/ welcher von ſeiner Tochter ſolte geboh-
ren werden/ ihm gantz Aſien wuͤrde unterthaͤnig machen.
Darauf hat er ſie weder emem vornehmen Aſſyrer noch Me-
der geben wollen/ ſondern dem Kambyſes/ einer mittelmaͤſ-
ſigen Perſianiſchen Standesperſon ehelich beygeleget. Als
nun Mandane von dem Kambpſes ſchwanger worden/ hat
den Aſtyages wiederuͤm getreumet/ als wenn ſeiner Tochter
ein Weinſtok auß dem Leibe wuͤchſe/ der gantz Aſien beſchat-
tete. Worauf er die Tochter zu ſich gefordert/ und ſo lange
biß Sie geneſen bey ſich behalten. Das neugebohrne Kind
aber/ nemlich dieſen Cyrus/ hat er dem Harpagus einem
ſeiner getreuen Hofdiener zu toͤdten uͤberliefert. Dieſer/ als
der die Mordthat an dem unſchuͤldigen Kinde nit veruͤben wol-
te/ gab es einem Huͤrten zu erwuͤrgẽ/ weil aber ſein Weib gleich
eben die Nacht ein todt Kind gebohren/ hat ſie dieſes Koͤnig-
liche Kind/ in betrachtung ſeiner ſchonen Freundligkeit/ zehen
Jahr lang vor das ihrige erzogen. Dieſes hat hernach der alte
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[167/0229] die erhoͤhete Fryne-Bozene. ⁶. die Fuͤrſtinn Libuſſe dich zu einem Manne/ das Boͤhmerland aber dich zu ihrem Herꝛn begehret. Als dieſer Primislaus nun dieſem wunderbaren Beruff gefolger/ und nahe bey Pra- ge kommen/ hat ihn das Volk mit aller Ehrerbietung zum Fuͤrſten/ Libuſſa aber zu ihrem Ehgemahl angenom̄en. Wel- cher hernachmals wegen der widerſpenſtigen und regierſuͤch- tigen Weibesbilder/ unter denen Valaska das Haupt war/ ſieben Jahr lang ungluͤkſelig regiert. Auf dieſes ziehlet nun der Fuͤrſt Huldenreich/ in Meynung/ daß/ weil es ihr als einem Weibesbilde vergoͤnnet geweſen/ einen Bauren zum Ehge- mahl zu nehmen/ es ihm auch/ als einem Manne und regieren- dem Herꝛn ein ſchlechtes Schaͤfer-maͤdchen zu der Ehe zu neh- men/ frey ſtehe. Ausfuͤhrlichern Bericht ließ in Aeneas Splv. Boͤhm: Hiſt: am 8. Cap. Und Koſmas Boͤhm: Zeitbuch am 4/ 5/ und 6. Blattſeite. ⁷. Arete war die alte Hertzoginn/ die uͤber das junge Frauenzimmer die Aufſicht hatte/ und wird Sie wegen der tu- gendſamen Geſchikligkeit Arete genennet/ welchs auf teutſch ſo viel als Tugend heiſt. ⁸. Cyrus/ war des Kambyſes/ und der Mandane des letzten Aſſyriſchen Monarchens Tochter Sohn. Dieſem alten Aſtpages hat einmal getreumet/ als wenn ſeine Tochter Man- dane ſo viel Urin von ſich gebe/ daß gantz Aſten davon uͤber- ſchwemmet ſtuͤnde/ welches die Warſager alſo ausgeleget/ daß nemlich der jenige/ welcher von ſeiner Tochter ſolte geboh- ren werden/ ihm gantz Aſien wuͤrde unterthaͤnig machen. Darauf hat er ſie weder emem vornehmen Aſſyrer noch Me- der geben wollen/ ſondern dem Kambyſes/ einer mittelmaͤſ- ſigen Perſianiſchen Standesperſon ehelich beygeleget. Als nun Mandane von dem Kambpſes ſchwanger worden/ hat den Aſtyages wiederuͤm getreumet/ als wenn ſeiner Tochter ein Weinſtok auß dem Leibe wuͤchſe/ der gantz Aſien beſchat- tete. Worauf er die Tochter zu ſich gefordert/ und ſo lange biß Sie geneſen bey ſich behalten. Das neugebohrne Kind aber/ nemlich dieſen Cyrus/ hat er dem Harpagus einem ſeiner getreuen Hofdiener zu toͤdten uͤberliefert. Dieſer/ als der die Mordthat an dem unſchuͤldigen Kinde nit veruͤben wol- te/ gab es einem Huͤrten zu erwuͤrgẽ/ weil aber ſein Weib gleich eben die Nacht ein todt Kind gebohren/ hat ſie dieſes Koͤnig- liche Kind/ in betrachtung ſeiner ſchonen Freundligkeit/ zehen Jahr lang vor das ihrige erzogen. Dieſes hat hernach der alte Groß-

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Zitationshilfe: Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neumark_lustgarten_1666/229>, abgerufen am 24.11.2024.