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Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666.

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Kleopatra.
Hiedurch ist alle Sorg' und Furcht von ihr ent-
ronnen/

Sie hat/ wie gleichsam selbst/ sich wiederüm ge-
wonnen/

Sie weiß daß ihre Ziehr auch wiese Sinnen
stiehlt/

(11) Sie weiß wie sie wol eh mit Cesar hat ge-
spielt

Sie weiß daß ihr Verstand/ der reichlich zuge-
nommen/

Jhr werde zu dem Thun sehr wol zu nutze kommen;
Sie macht sich auf die Reis' in allem so ver-
sehn/

Als wenn sie etwan wolt' auf eine Hochzeit
gehn.

Sie nimmet Geld zu sich und allerley Geschenke/
Sie denket allezeit auf solche Liebesrenke/
Die süß und lieblich sind; Sie sinnet Nacht und
Tag/

Wie sie Antoniens Gemüht' erweichen mag.
Sie putzt sich herrlich aus dem Feldherrn zu belie-
ben/

Und kömmt also mit Pracht vom (12) Cydnus ab-
getrieben;

Jhr Schiff ist nach der Kunst und wunderschön
gebaut/

Wo nur das Aug hinsieht wird lauter Gold ge-
schaut.

Die Segel wahren Tafft/ so an dem Maste flo-
gen/

Die Ruder allzumahl mit Silber überzogen.
Die Strikke purpur roht/ ein angenehmer
Duft/

Von schönem Reucherwerk' erfüllete die Luft;
Die
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Kleopatra.
Hiedurch iſt alle Sorg’ und Furcht von ihr ent-
ronnen/

Sie hat/ wie gleichſam ſelbſt/ ſich wiederuͤm ge-
wonnen/

Sie weiß daß ihre Ziehr auch wieſe Sinnen
ſtiehlt/

(11) Sie weiß wie ſie wol eh mit Ceſar hat ge-
ſpielt

Sie weiß daß ihr Verſtand/ der reichlich zuge-
nommen/

Jhr werde zu dem Thun ſehr wol zu nutze kommen;
Sie macht ſich auf die Reiſ’ in allem ſo ver-
ſehn/

Als wenn ſie etwan wolt’ auf eine Hochzeit
gehn.

Sie nimmet Geld zu ſich und allerley Geſchenke/
Sie denket allezeit auf ſolche Liebesrenke/
Die ſuͤß und lieblich ſind; Sie ſinnet Nacht und
Tag/

Wie ſie Antoniens Gemuͤht’ erweichen mag.
Sie putzt ſich herrlich aus dem Feldherrn zu belie-
ben/

Und koͤmmt alſo mit Pracht vom (12) Cydnus ab-
getrieben;

Jhr Schiff iſt nach der Kunſt und wunderſchoͤn
gebaut/

Wo nur das Aug hinſieht wird lauter Gold ge-
ſchaut.

Die Segel wahren Tafft/ ſo an dem Maſte flo-
gen/

Die Ruder allzumahl mit Silber uͤberzogen.
Die Strikke purpur roht/ ein angenehmer
Duft/

Von ſchoͤnem Reucherwerk’ erfuͤllete die Luft;
Die
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[177/0239] Kleopatra. Hiedurch iſt alle Sorg’ und Furcht von ihr ent- ronnen/ Sie hat/ wie gleichſam ſelbſt/ ſich wiederuͤm ge- wonnen/ Sie weiß daß ihre Ziehr auch wieſe Sinnen ſtiehlt/ ⁽¹¹⁾ Sie weiß wie ſie wol eh mit Ceſar hat ge- ſpielt Sie weiß daß ihr Verſtand/ der reichlich zuge- nommen/ Jhr werde zu dem Thun ſehr wol zu nutze kommen; Sie macht ſich auf die Reiſ’ in allem ſo ver- ſehn/ Als wenn ſie etwan wolt’ auf eine Hochzeit gehn. Sie nimmet Geld zu ſich und allerley Geſchenke/ Sie denket allezeit auf ſolche Liebesrenke/ Die ſuͤß und lieblich ſind; Sie ſinnet Nacht und Tag/ Wie ſie Antoniens Gemuͤht’ erweichen mag. Sie putzt ſich herrlich aus dem Feldherrn zu belie- ben/ Und koͤmmt alſo mit Pracht vom ⁽¹²⁾ Cydnus ab- getrieben; Jhr Schiff iſt nach der Kunſt und wunderſchoͤn gebaut/ Wo nur das Aug hinſieht wird lauter Gold ge- ſchaut. Die Segel wahren Tafft/ ſo an dem Maſte flo- gen/ Die Ruder allzumahl mit Silber uͤberzogen. Die Strikke purpur roht/ ein angenehmer Duft/ Von ſchoͤnem Reucherwerk’ erfuͤllete die Luft; Die h vj

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Zitationshilfe: Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neumark_lustgarten_1666/239>, abgerufen am 13.05.2024.