Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666.Die verführerische Man reiset nach der Stadt da sie pflegt Hof zu-halten/ Nach Alexandrien/ man lest die Götter walten/ Vnd pfleget neue Lust. Man ist allein bedacht/ Ja darauf denkt man nur/ was Lust und Freu- de macht. Man suchet hie und da die klugen Liebesränke. Man bringt viel Kurtzweil vor/ und noch viel an- dre Schwenke/ Die Hertzbeweglich sind/ der ist der beste Mann/ Der neue Frölichkeit bey sich erfinden kan. Die Beyde leben so/ daß sie kaum selber wissen Was Jhr Begehren sey/ sind Täglich drauf be- flissen/ Daß nur viel auf-mag-gehn; Es wird manch schönes Land/ So liederlich verprast/ man achtet keine Schand'. Es hat die üppigkeit das Spiel so weit gewon- nen/ Daß auch bey solchem Thun die Tugend selbst entronnen. Da/ wo die Völlerey den Rittersitz bewohnt/ Da wird die Erbarkeit sehr elend abgelohnt. Man stellet Festag' an mit großen jubelfreuden/ Zu anders nichts/ als nur zu Ehren diesen Bei- den. Sie streiten unter sich zu bringen an den Tag/ Was etwan Hoch und Wehrt und Seltsam heissen mag. Sie wetten hoch und theur bey ihren Liebesfällen/ Wer doch daß beste Mahl dem andern kan be- stellen; Sie
Die verfuͤhreriſche Man reiſet nach der Stadt da ſie pflegt Hof zu-halten/ Nach Alexandrien/ man leſt die Goͤtter walten/ Vnd pfleget neue Luſt. Man iſt allein bedacht/ Ja darauf denkt man nur/ was Luſt und Freu- de macht. Man ſuchet hie und da die klugen Liebesraͤnke. Man bringt viel Kurtzweil vor/ und noch viel an- dre Schwenke/ Die Hertzbeweglich ſind/ der iſt der beſte Mann/ Der neue Froͤlichkeit bey ſich erfinden kan. Die Beyde leben ſo/ daß ſie kaum ſelber wiſſen Was Jhr Begehren ſey/ ſind Taͤglich drauf be- fliſſen/ Daß nur viel auf-mag-gehn; Es wird manch ſchoͤnes Land/ So liederlich verpraſt/ man achtet keine Schand’. Es hat die uͤppigkeit das Spiel ſo weit gewon- nen/ Daß auch bey ſolchem Thun die Tugend ſelbſt entronnen. Da/ wo die Voͤllerey den Ritterſitz bewohnt/ Da wird die Erbarkeit ſehr elend abgelohnt. Man ſtellet Feſtag’ an mit großen jubelfreuden/ Zu anders nichts/ als nur zu Ehren dieſen Bei- den. Sie ſtreiten unter ſich zu bringen an den Tag/ Was etwan Hoch und Wehrt und Seltſam heiſſen mag. Sie wetten hoch und theur bey ihren Liebesfaͤllen/ Wer doch daß beſte Mahl dem andern kan be- ſtellen; Sie
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Die verfuͤhreriſche
Man reiſet nach der Stadt da ſie pflegt Hof zu-
halten/
Nach Alexandrien/ man leſt die Goͤtter walten/
Vnd pfleget neue Luſt. Man iſt allein bedacht/
Ja darauf denkt man nur/ was Luſt und Freu-
de macht.
Man ſuchet hie und da die klugen Liebesraͤnke.
Man bringt viel Kurtzweil vor/ und noch viel an-
dre Schwenke/
Die Hertzbeweglich ſind/ der iſt der beſte
Mann/
Der neue Froͤlichkeit bey ſich erfinden kan.
Die Beyde leben ſo/ daß ſie kaum ſelber wiſſen
Was Jhr Begehren ſey/ ſind Taͤglich drauf be-
fliſſen/
Daß nur viel auf-mag-gehn; Es wird manch
ſchoͤnes Land/
So liederlich verpraſt/ man achtet keine
Schand’.
Es hat die uͤppigkeit das Spiel ſo weit gewon-
nen/
Daß auch bey ſolchem Thun die Tugend ſelbſt
entronnen.
Da/ wo die Voͤllerey den Ritterſitz bewohnt/
Da wird die Erbarkeit ſehr elend abgelohnt.
Man ſtellet Feſtag’ an mit großen jubelfreuden/
Zu anders nichts/ als nur zu Ehren dieſen Bei-
den.
Sie ſtreiten unter ſich zu bringen an den Tag/
Was etwan Hoch und Wehrt und Seltſam
heiſſen mag.
Sie wetten hoch und theur bey ihren Liebesfaͤllen/
Wer doch daß beſte Mahl dem andern kan be-
ſtellen;
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