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Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666.

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die Sofonisbe.
Schlag/ frist sie/ dem Menschen gleichsam mißgönnend/ solche
wieder auf.
8. Foebus wird auf mancherley Ahrt verstanden/ bald
wird er von den Poeten als ein Gott der Poesie/ bald der
Artzeney/ bald der Musik/ etc. angezogen. Hier wird durch ihn
die strahlende Sonne verstanden.
9.

Macht die zu einer Braut.
Man helt dafür/ daß nach dem Masanissa durch das jäm-
merliche Gebärden und klägliches Bitten der Sofonisben/
erweichet/ und in sie mit unzeitiger Liebe entbrand/ er sie bey
der Hand in ein Zimmer des koniglichen Hauses geführet/
sich mit ihr verlobet und zu Bekräftigung seiner Worte sie
balb beschlafen. Wie er denn das Hochzeitfest noch denselben
Tag anzustellen sol befohlen haben.
10 Die von Karthago doch

Es were Masanissens schleunige Gemüthsverenderung und
ungebührliche Liebe/ dem römischen Kriegsvolke/ und an-
dern mehr/ nicht so wunderlich und ungereumt vorkommen/
unfall Sofonisbe von andern Eltern gebohren/ und auß einer
andern Stadt bürtig gewesen. Weil sie aber eine Tochter
Asdrubals deß abgesagten Römerfeindes/ und ihre Geburt
von der Stadt Karthago/ die gleichsam der Römer Gegen-
mann und eine Haupt feindinn in das zwey und sechtzigste
Jahr gewesen/ hergeleitet/ hat es billich bey jedermann eine
große Bestürtzung verursachet.
11 Der große Scipio

Dieser war zu der Zeit der Römer Oberster Feldhauptmann/
und wegen seiner treflichen Thaten groß genennet.
12. Jhr habt den Feind erlegt

Masanissa war kurtz zuvor von des Königs Syfax Feld-
obersten Bochar biß auf das Haupt geschlagen/ daß er auch
kaum mit dem Leben bey der Stadt Klupea durch das Wasser
schwamm. Bald darauf wurde er zum andern mal von dem
Syfax selbsten/ mit Lift/ in dem sein Sohn Vermina mit dem
Hinterhalt bey angehendem Treffen darzu stieß/ biß auf zwey
hundert Reuter erlegt/ und aus seinem eigenem Vatterlande
gantz in die Flucht getriben. Worauf er sich mit dem überblie-
benem Volke/ und was er mehr kund aüfbringen/ zu dem
Scipio/ welchem er ohne das in seinem Gemühte heimlich
verbunden/ welcher/ sag ich/ eben in Afrika mit einem starken
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die Sofoniſbe.
Schlag/ friſt ſie/ dem Menſchen gleichſam mißgoͤnnend/ ſolche
wieder auf.
8. Foebus wird auf mancherley Ahrt verſtanden/ bald
wird er von den Poeten als ein Gott der Poeſie/ bald der
Artzeney/ bald der Muſik/ ꝛc. angezogen. Hier wird durch ihn
die ſtrahlende Sonne verſtanden.
9.

Macht die zu einer Braut.
Man helt dafuͤr/ daß nach dem Maſaniſſa durch das jaͤm-
merliche Gebaͤrden und klaͤgliches Bitten der Sofoniſben/
erweichet/ und in ſie mit unzeitiger Liebe entbrand/ er ſie bey
der Hand in ein Zimmer des koniglichen Hauſes gefuͤhret/
ſich mit ihr verlobet und zu Bekraͤftigung ſeiner Worte ſie
balb beſchlafen. Wie er denn das Hochzeitfeſt noch denſelben
Tag anzuſtellen ſol befohlen haben.
10 Die von Karthago doch

Es were Maſaniſſens ſchleunige Gemuͤthsverenderung und
ungebuͤhrliche Liebe/ dem roͤmiſchen Kriegsvolke/ und an-
dern mehr/ nicht ſo wunderlich und ungereumt vorkommen/
unfall Sofoniſbe von andern Eltern gebohren/ und auß einer
andern Stadt buͤrtig geweſen. Weil ſie aber eine Tochter
Aſdrubals deß abgeſagten Roͤmerfeindes/ und ihre Geburt
von der Stadt Karthago/ die gleichſam der Roͤmer Gegen-
mann und eine Haupt feindinn in das zwey und ſechtzigſte
Jahr geweſen/ hergeleitet/ hat es billich bey jedermann eine
große Beſtuͤrtzung verurſachet.
11 Der große Scipio

Dieſer war zu der Zeit der Roͤmer Oberſter Feldhauptmann/
und wegen ſeiner treflichen Thaten groß genennet.
12. Jhr habt den Feind erlegt

Maſaniſſa war kurtz zuvor von des Koͤnigs Syfax Feld-
oberſten Bochar biß auf das Haupt geſchlagen/ daß er auch
kaum mit dem Leben bey der Stadt Klupea durch das Waſſer
ſchwamm. Bald darauf wurde er zum andern mal von dem
Syfax ſelbſten/ mit Lift/ in dem ſein Sohn Vermina mit dem
Hinterhalt bey angehendem Treffen darzu ſtieß/ biß auf zwey
hundert Reuter erlegt/ und aus ſeinem eigenem Vatterlande
gantz in die Flucht getriben. Worauf er ſich mit dem uͤberblie-
benem Volke/ und was er mehr kund auͤfbringen/ zu dem
Scipio/ welchem er ohne das in ſeinem Gemuͤhte heimlich
verbunden/ welcher/ ſag ich/ eben in Afrika mit einem ſtarken
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[267/0343] die Sofoniſbe. ⁷. Schlag/ friſt ſie/ dem Menſchen gleichſam mißgoͤnnend/ ſolche wieder auf. ⁸. Foebus wird auf mancherley Ahrt verſtanden/ bald wird er von den Poeten als ein Gott der Poeſie/ bald der Artzeney/ bald der Muſik/ ꝛc. angezogen. Hier wird durch ihn die ſtrahlende Sonne verſtanden. ⁹. Macht die zu einer Braut. Man helt dafuͤr/ daß nach dem Maſaniſſa durch das jaͤm- merliche Gebaͤrden und klaͤgliches Bitten der Sofoniſben/ erweichet/ und in ſie mit unzeitiger Liebe entbrand/ er ſie bey der Hand in ein Zimmer des koniglichen Hauſes gefuͤhret/ ſich mit ihr verlobet und zu Bekraͤftigung ſeiner Worte ſie balb beſchlafen. Wie er denn das Hochzeitfeſt noch denſelben Tag anzuſtellen ſol befohlen haben. ¹⁰ Die von Karthago doch Es were Maſaniſſens ſchleunige Gemuͤthsverenderung und ungebuͤhrliche Liebe/ dem roͤmiſchen Kriegsvolke/ und an- dern mehr/ nicht ſo wunderlich und ungereumt vorkommen/ unfall Sofoniſbe von andern Eltern gebohren/ und auß einer andern Stadt buͤrtig geweſen. Weil ſie aber eine Tochter Aſdrubals deß abgeſagten Roͤmerfeindes/ und ihre Geburt von der Stadt Karthago/ die gleichſam der Roͤmer Gegen- mann und eine Haupt feindinn in das zwey und ſechtzigſte Jahr geweſen/ hergeleitet/ hat es billich bey jedermann eine große Beſtuͤrtzung verurſachet. ¹¹ Der große Scipio Dieſer war zu der Zeit der Roͤmer Oberſter Feldhauptmann/ und wegen ſeiner treflichen Thaten groß genennet. ¹². Jhr habt den Feind erlegt Maſaniſſa war kurtz zuvor von des Koͤnigs Syfax Feld- oberſten Bochar biß auf das Haupt geſchlagen/ daß er auch kaum mit dem Leben bey der Stadt Klupea durch das Waſſer ſchwamm. Bald darauf wurde er zum andern mal von dem Syfax ſelbſten/ mit Lift/ in dem ſein Sohn Vermina mit dem Hinterhalt bey angehendem Treffen darzu ſtieß/ biß auf zwey hundert Reuter erlegt/ und aus ſeinem eigenem Vatterlande gantz in die Flucht getriben. Worauf er ſich mit dem uͤberblie- benem Volke/ und was er mehr kund auͤfbringen/ zu dem Scipio/ welchem er ohne das in ſeinem Gemuͤhte heimlich verbunden/ welcher/ ſag ich/ eben in Afrika mit einem ſtarken Roͤmi- m ij

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Zitationshilfe: Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666, S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neumark_lustgarten_1666/343>, abgerufen am 26.11.2024.