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Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666.

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Die verständige Abigail.
Und grober Tölpelskopf: Als nun das Mahl
gethan

Fieng sich mit vollem Ernst das Schafescheren
an.

Da gieng es hurtig her/ der Geitzhalß war zuge-
gen/

Und sahe fleissig zu/ Er lief auf allen Wegen
Bald hier bald dorten hin/ und nahm genau in
acht

Daß nicht ein Wollenfleisch würd' auf die Sei-
te bracht.

Sonst war er reich genug/ was nur die Schafe
gaben/

Das war ihm/ sein Gesind'/ alleine satt zu laben/
Es war bey ihm vollauf/ das Haus war alle
voll/

Nur Nabal war ein Narr/ und immer voll und
toll.

Ob schon bey diesem Mann' auf allen seinen we-
gen/

Sich häuffig spüren ließ des Himmels reicher
Segen/

So wars ihm doch nicht satt/ schart' immer
mehr darzu/

Und hatte vor dem Geitz fast weder Rast noch
Ruh.

Und ob sein kluges Weib/ war noch so schön von
Jugend/

Ein Beyspiel aller Zucht/ ein Spiegel aller Tu-
gend/

So fühlte dieser Mops doch keine rechte Lust/
An solcher ädlen Blum' und keuschen Marmor-
brust.

Zu eben dieser Zeit war David sehr geplaget/
Und
h vij
Die verſtaͤndige Abigail.
Und grober Toͤlpelskopf: Als nun das Mahl
gethan

Fieng ſich mit vollem Ernſt das Schafeſcheren
an.

Da gieng es hurtig her/ der Geitzhalß war zuge-
gen/

Und ſahe fleiſſig zu/ Er lief auf allen Wegen
Bald hier bald dorten hin/ und nahm genau in
acht

Daß nicht ein Wollenfleiſch wuͤrd’ auf die Sei-
te bracht.

Sonſt war er reich genug/ was nur die Schafe
gaben/

Das war ihm/ ſein Geſind’/ alleine ſatt zu laben/
Es war bey ihm vollauf/ das Haus war alle
voll/

Nur Nabal war ein Narr/ und immer voll und
toll.

Ob ſchon bey dieſem Mann’ auf allen ſeinen we-
gen/

Sich haͤuffig ſpuͤren ließ des Himmels reicher
Segen/

So wars ihm doch nicht ſatt/ ſchart’ immer
mehr darzu/

Und hatte vor dem Geitz faſt weder Raſt noch
Ruh.

Und ob ſein kluges Weib/ war noch ſo ſchoͤn von
Jugend/

Ein Beyſpiel aller Zucht/ ein Spiegel aller Tu-
gend/

So fuͤhlte dieſer Mopſ doch keine rechte Luſt/
An ſolcher aͤdlen Blum’ und keuſchen Marmor-
bruſt.

Zu eben dieſer Zeit war David ſehr geplaget/
Und
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[37/0089] Die verſtaͤndige Abigail. Und grober Toͤlpelskopf: Als nun das Mahl gethan Fieng ſich mit vollem Ernſt das Schafeſcheren an. Da gieng es hurtig her/ der Geitzhalß war zuge- gen/ Und ſahe fleiſſig zu/ Er lief auf allen Wegen Bald hier bald dorten hin/ und nahm genau in acht Daß nicht ein Wollenfleiſch wuͤrd’ auf die Sei- te bracht. Sonſt war er reich genug/ was nur die Schafe gaben/ Das war ihm/ ſein Geſind’/ alleine ſatt zu laben/ Es war bey ihm vollauf/ das Haus war alle voll/ Nur Nabal war ein Narr/ und immer voll und toll. Ob ſchon bey dieſem Mann’ auf allen ſeinen we- gen/ Sich haͤuffig ſpuͤren ließ des Himmels reicher Segen/ So wars ihm doch nicht ſatt/ ſchart’ immer mehr darzu/ Und hatte vor dem Geitz faſt weder Raſt noch Ruh. Und ob ſein kluges Weib/ war noch ſo ſchoͤn von Jugend/ Ein Beyſpiel aller Zucht/ ein Spiegel aller Tu- gend/ So fuͤhlte dieſer Mopſ doch keine rechte Luſt/ An ſolcher aͤdlen Blum’ und keuſchen Marmor- bruſt. Zu eben dieſer Zeit war David ſehr geplaget/ Und h vij

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Zitationshilfe: Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neumark_lustgarten_1666/89>, abgerufen am 13.05.2024.