Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 1. Berlin u. a., 1773.halten; noch einen lebhaften Witz, wenn man es leb- haften Witz heißt, Gründe mit Einfällen beantwor- ten, und mit Hohngelächter diejenigen aufziehen, die verständiger sind als wir: Aber sie hatten den gesun- den Verstand, der sich mit Bescheidenheit und mit Lehrbegierde wohl verträgt, und so viel Antheil an Witz und Scharssinn, als nöthig ist, die Gegenstände geschwinder vors Anschauen zu bringen. Von dem Stolze ihrer Mutter, der sich auf Verachtung ande- rer gründete, hatten sie gar nichts. Sie empfanden die Vorzüge ihres Standes bloß alsdenn, wenn sie dadurch Gelegenheit hatten, wohlzuthun, Almosen auszutheilen, oder einem Bedienten der etwas verse- hen hatte, bey ihren Aeltern Vergebung zu erbitten. Eine ähnliche Gemüthsart, brachte bey der Lehrerinn nieren,
halten; noch einen lebhaften Witz, wenn man es leb- haften Witz heißt, Gruͤnde mit Einfaͤllen beantwor- ten, und mit Hohngelaͤchter diejenigen aufziehen, die verſtaͤndiger ſind als wir: Aber ſie hatten den geſun- den Verſtand, der ſich mit Beſcheidenheit und mit Lehrbegierde wohl vertraͤgt, und ſo viel Antheil an Witz und Scharſſinn, als noͤthig iſt, die Gegenſtaͤnde geſchwinder vors Anſchauen zu bringen. Von dem Stolze ihrer Mutter, der ſich auf Verachtung ande- rer gruͤndete, hatten ſie gar nichts. Sie empfanden die Vorzuͤge ihres Standes bloß alsdenn, wenn ſie dadurch Gelegenheit hatten, wohlzuthun, Almoſen auszutheilen, oder einem Bedienten der etwas verſe- hen hatte, bey ihren Aeltern Vergebung zu erbitten. Eine aͤhnliche Gemuͤthsart, brachte bey der Lehrerinn nieren,
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halten; noch einen lebhaften Witz, wenn man es leb-
haften Witz heißt, Gruͤnde mit Einfaͤllen beantwor-
ten, und mit Hohngelaͤchter diejenigen aufziehen, die
verſtaͤndiger ſind als wir: Aber ſie hatten den geſun-
den Verſtand, der ſich mit Beſcheidenheit und mit
Lehrbegierde wohl vertraͤgt, und ſo viel Antheil an
Witz und Scharſſinn, als noͤthig iſt, die Gegenſtaͤnde
geſchwinder vors Anſchauen zu bringen. Von dem
Stolze ihrer Mutter, der ſich auf Verachtung ande-
rer gruͤndete, hatten ſie gar nichts. Sie empfanden
die Vorzuͤge ihres Standes bloß alsdenn, wenn ſie
dadurch Gelegenheit hatten, wohlzuthun, Almoſen
auszutheilen, oder einem Bedienten der etwas verſe-
hen hatte, bey ihren Aeltern Vergebung zu erbitten.
Eine aͤhnliche Gemuͤthsart, brachte bey der Lehrerinn
und den Schuͤlerinnen ſehr bald eine wechſelſeitige Zu-
neigung hervor. Eben dieſe Uebereinſtimmung machte
zwar das muͤtterliche Verbot, daß den Fraͤulein nicht
ſtrenge begegnet werden ſollte, ganz unnoͤthig,
aber ſonſt ſchien ihre Erziehung eine Wendung
zu nehmen, die den Abſichten der Frau von Ho-
henauf nicht voͤllig gemaͤß war. Jn den Lehr-
ſtunden war ſehr oft, an ſtatt vom adelichen
Stande, von der Decence, und von artigen Ma-
nieren,
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