Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 1. Berlin u. a., 1773.Säugling schlug die Augen auf, und antwortete: "Ausgenommen die Schönheit des Wetters? --" "Spotten Sie meiner nicht. Bloß weil ich meine "Nun so sagen Sie doch an an! --" Sehen Sie diese Veilchen, sie sind klein, aber Mariane erröthete, und nachdem sie eine halbe "O schönste Mariane, suchen Sie nicht Scherz Jch
Saͤugling ſchlug die Augen auf, und antwortete: „Ausgenommen die Schoͤnheit des Wetters? —‟ „Spotten Sie meiner nicht. Bloß weil ich meine „Nun ſo ſagen Sie doch an an! —‟ Sehen Sie dieſe Veilchen, ſie ſind klein, aber Mariane erroͤthete, und nachdem ſie eine halbe „O ſchoͤnſte Mariane, ſuchen Sie nicht Scherz Jch
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Saͤugling ſchlug die Augen auf, und antwortete:
„Ach nein! meine Seele iſt zu voll, als daß ich die
„Schoͤnheiten der Natur empfinden koͤnnte.‟
„Ausgenommen die Schoͤnheit des Wetters? —‟
„Spotten Sie meiner nicht. Bloß weil ich meine
„innigſte Gedanken mich nicht zu ſagen getrauete,
„ſagte ich etwas ganz gemeines. — Ach Mariane
„Sie haben recht, ich haͤtte Jhnen etwas viel wichti-
„gers zu ſagen. —‟
„Nun ſo ſagen Sie doch an an! —‟
Sehen Sie dieſe Veilchen, ſie ſind klein, aber
„verbreiten ſuͤßen Duft, die allgewaltige Kraft der
„Sonne lockt ſie aus der Erde hervor, ohne ſie wuͤr-
„den ſie weder bluͤhen noch duften. Ach meine Ma-
„riane! Jch bin dieſes Veilchen, Sie ſind meine
„Sonne.‟ —
Mariane erroͤthete, und nachdem ſie eine halbe
Minute Luft geſchoͤpft hatte, ſagte ſie, mit niederge-
ſchlagenen Augen: „Sie haben mich fuͤr meinen
„kleinen Scherz doppelt bezahlt; Jch werde mich huͤ-
„ten muͤſſen, wieder zu ſcherzen.‟
„O ſchoͤnſte Mariane, ſuchen Sie nicht Scherz
„aus einer Sache zu machen, die mir ſo ernſthaft
„iſt. Schon lange hat Sie mein Herz ſtillſchweigend
„angebetet, aber nun kann ich nicht mehr ſchweigen.
Jch
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