Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 1. Berlin u. a., 1773."wir angreifen? Wen sollen wir vertheidigen? Für "wen sollen wir sterben? Wilhelmine, die einmal beschlossen hatte, daß Der arme Sebaldus war nun bey allen seinen pflegte
„wir angreifen? Wen ſollen wir vertheidigen? Fuͤr „wen ſollen wir ſterben? Wilhelmine, die einmal beſchloſſen hatte, daß Der arme Sebaldus war nun bey allen ſeinen pflegte
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„wir angreifen? Wen ſollen wir vertheidigen? Fuͤr
„wen ſollen wir ſterben?
Wilhelmine, die einmal beſchloſſen hatte, daß
vom Tode fuͤrs Vaterland gepredigt werden ſollte,
ſahe wohl ein, daß allgemeine Gruͤnde ihren Mann
nicht bewegen wuͤrden, ſie nahm alſo zu ſolchen ihre
Zuflucht, die ihn naͤher angiengen. Sie verſetzte:
„Wird denn nicht in dieſem Kriege wider die Franzoſen
„geſtritten? Jch glaube immer, die Deutſchen ſind
„aͤchte Deutſche, die auf Tuͤrken und Franzoſen los-
„gehen. Sie haben mir, mein Lieber! oft von Weiſſa-
„gungen vom nahen Untergange Frankreichs vorge-
„ſagt; ſollte in der Apocalypſe keine Weiſſagung ſeyn,
„die den itzigen Krieg angehet? Schlagen Sie doch
„nach. Wer weiß, ob in dieſem Kriege nicht Deutſche
„das ſtolze Frankreich erobern ſollen? Wie? Wenn
„es ihnen nun vorbehalten waͤre, durch Jhre Predigt
„zu dieſem großen Werke den erſten Anlaß zu geben?
„Welcher Ruhm fuͤr Sie, wenn auch auf Sie und
„auf Jhre Predigt mitgeweiſſagt waͤre! Koͤnnen Sie
„der Kraft ſo vieler Gruͤnde wohl widerſtehen? Jch
„daͤchte, Sie muͤſten dadurch determinirt werden!‟
Der arme Sebaldus war nun bey allen ſeinen
Schwaͤchen angegriffen, denn Wilhelmine pflegte
ſehr ſelten die Apocalypſe anzufuͤhren, noch weniger
pflegte
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