Mariane ward bey ihrer Ankunft auf dem Gute, wo sich die Gräfinn von *** aufhielt, von derselben mit offnen Armen empfangen. Die Gräfinn, welche, in der schönen Jahreszeit, häufige Besuche hatte, ward mehrentheils, so- bald die rauhe Herbstwitterung eintrat, einsam gelassen. Alle ihre Nachbarn, denen der heitere Sonnenschein und die grünenden Bäume kaum den Aufenthalt auf dem Lande hatten erträglich ma- chen können, eilten nach der Residenzstadt, um zu Vergnügungen zurückzukehren, die ihnen angemeß- ner waren: zu Cour-Tagen, wo man sich tief neiget, um seinen Stolz zu zeigen; zu Bällen, wo jeder sich bis über die Zähne vermummt, ob gleich keiner mit
einer
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Fuͤnftes Buch.
Erſter Abſchnitt.
Mariane ward bey ihrer Ankunft auf dem Gute, wo ſich die Graͤfinn von *** aufhielt, von derſelben mit offnen Armen empfangen. Die Graͤfinn, welche, in der ſchoͤnen Jahreszeit, haͤufige Beſuche hatte, ward mehrentheils, ſo- bald die rauhe Herbſtwitterung eintrat, einſam gelaſſen. Alle ihre Nachbarn, denen der heitere Sonnenſchein und die gruͤnenden Baͤume kaum den Aufenthalt auf dem Lande hatten ertraͤglich ma- chen koͤnnen, eilten nach der Reſidenzſtadt, um zu Vergnuͤgungen zuruͤckzukehren, die ihnen angemeß- ner waren: zu Cour-Tagen, wo man ſich tief neiget, um ſeinen Stolz zu zeigen; zu Baͤllen, wo jeder ſich bis uͤber die Zaͤhne vermummt, ob gleich keiner mit
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Fuͤnftes Buch.
Erſter Abſchnitt.
Mariane ward bey ihrer Ankunft auf dem Gute,
wo ſich die Graͤfinn von *** aufhielt, von
derſelben mit offnen Armen empfangen. Die
Graͤfinn, welche, in der ſchoͤnen Jahreszeit,
haͤufige Beſuche hatte, ward mehrentheils, ſo-
bald die rauhe Herbſtwitterung eintrat, einſam
gelaſſen. Alle ihre Nachbarn, denen der heitere
Sonnenſchein und die gruͤnenden Baͤume kaum
den Aufenthalt auf dem Lande hatten ertraͤglich ma-
chen koͤnnen, eilten nach der Reſidenzſtadt, um zu
Vergnuͤgungen zuruͤckzukehren, die ihnen angemeß-
ner waren: zu Cour-Tagen, wo man ſich tief neiget,
um ſeinen Stolz zu zeigen; zu Baͤllen, wo jeder ſich
bis uͤber die Zaͤhne vermummt, ob gleich keiner mit
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Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 2. Berlin u. a., 1775, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_nothanker02_1775/153>, abgerufen am 21.11.2024.
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