Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 2. Berlin u. a., 1775.sehen konnte, wer in dem vorigen Vierteljahre nicht gebeichtet hatte. Ein solches Beichtkind zeichnete er sich an, um, so bald sichs thun ließ, bey demselben einen Hausbesuch abzustatten; wobey er denn, gegen die Verächter der Beichte ein wenig zu eifern pflegte, weil er wirklich auf diesen Glaubensartikel am streng- sten hielt. Sonst that er niemand etwas böses; und ob er gleich, wenn es sein Evangelium mit sich brachte, auch von der Kanzel weidlich auf die Sünder zu schel- ten wußte, so war er doch, im gemeinen Leben, ein ganz umgänglicher Mann, der, wenn sich jemand an ihn wendete, gern mit Rath an die Hand gieng, auch zuweilen mit That, nur nicht mit Gelde, wel- ches, wie wir der Wahrheit zur Steuer bekennen müssen, dem ehrlichen Mackligius ziemlich fest ans Herz gewachsen war. Eben auch die Begierde, seine Einkünfte nicht zu tät P
ſehen konnte, wer in dem vorigen Vierteljahre nicht gebeichtet hatte. Ein ſolches Beichtkind zeichnete er ſich an, um, ſo bald ſichs thun ließ, bey demſelben einen Hausbeſuch abzuſtatten; wobey er denn, gegen die Veraͤchter der Beichte ein wenig zu eifern pflegte, weil er wirklich auf dieſen Glaubensartikel am ſtreng- ſten hielt. Sonſt that er niemand etwas boͤſes; und ob er gleich, wenn es ſein Evangelium mit ſich brachte, auch von der Kanzel weidlich auf die Suͤnder zu ſchel- ten wußte, ſo war er doch, im gemeinen Leben, ein ganz umgaͤnglicher Mann, der, wenn ſich jemand an ihn wendete, gern mit Rath an die Hand gieng, auch zuweilen mit That, nur nicht mit Gelde, wel- ches, wie wir der Wahrheit zur Steuer bekennen muͤſſen, dem ehrlichen Mackligius ziemlich feſt ans Herz gewachſen war. Eben auch die Begierde, ſeine Einkuͤnfte nicht zu taͤt P
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ſehen konnte, wer in dem vorigen Vierteljahre nicht
gebeichtet hatte. Ein ſolches Beichtkind zeichnete er
ſich an, um, ſo bald ſichs thun ließ, bey demſelben
einen Hausbeſuch abzuſtatten; wobey er denn, gegen
die Veraͤchter der Beichte ein wenig zu eifern pflegte,
weil er wirklich auf dieſen Glaubensartikel am ſtreng-
ſten hielt. Sonſt that er niemand etwas boͤſes; und
ob er gleich, wenn es ſein Evangelium mit ſich brachte,
auch von der Kanzel weidlich auf die Suͤnder zu ſchel-
ten wußte, ſo war er doch, im gemeinen Leben, ein
ganz umgaͤnglicher Mann, der, wenn ſich jemand
an ihn wendete, gern mit Rath an die Hand gieng,
auch zuweilen mit That, nur nicht mit Gelde, wel-
ches, wie wir der Wahrheit zur Steuer bekennen
muͤſſen, dem ehrlichen Mackligius ziemlich feſt ans
Herz gewachſen war.
Eben auch die Begierde, ſeine Einkuͤnfte nicht zu
vermindern, bewog ihn, den Sebaldus in ſein Haus
zu nehmen, und der Unterricht ſeines Sohnes war
eigentlich nur eine Nebenſache. Denn da Ehrn
Mackligius der heilſamen alten Meinung war, daß
man auf Schulen die menſchlichern Studien,
(humaniora) das heißt, bloß Wortkenntniß treiben
muͤſſe, daß hingegen die wenige Sachenkenntniß, die
ein Theologe braucht, ſehr fuͤglich bis zur Univerſi-
taͤt
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