werden, so würde er Unrecht haben, wider dieselbe, einen reformirten Taufzeugen anzunehmen.
Ja! rief Mackligius, ein wenig verlegen, dieß war eine Ausnahme. Zudem sahe ich wohl, der Bremer war ein ganz guter Mann, der sich gerade bey uns nicht wird niederlassen wollen.
Seb. Ey! nun sey Gott Dank! Wenn nur Ein Mitglied einer andern Konfession ein guter Mann ist, so mögens auch wohl mehrere seyn. Jch kann also auch wohl eine Ausnahme von dem Jhnen ge- thanen Versprechen machen; denn warum sollten wir solche gute Leute, wie der Bremer Kaufmann und seine Glaubensgenossen sind, nicht lieben? --
Mackl. Herr Magister! Jch bitte Sie sehr, fan- gen Sie ja nicht wieder an, so zu predigen; Sie kön- nen sonst sich und mich unglücklich machen. Wozu wollen wir denn die Kalvinisten, und dergleichen Leute, so sehr lieben? Jm Lande dürfen sie sich doch nicht weiter ausbreiten, als sie leider! bereits gethan ha- ben; denn es muß Ein Glaube, Ein Hirt und Eine Heerde im Lande seyn, sonst kömmt alles in Un- ordnung.
Seb. O! damit schrecken Sie mich nicht! Jch komme eben itzt aus dem Brandenburgischen, wo Menschen von zwanzigerley Religionsgesinnungen
meist
werden, ſo wuͤrde er Unrecht haben, wider dieſelbe, einen reformirten Taufzeugen anzunehmen.
Ja! rief Mackligius, ein wenig verlegen, dieß war eine Ausnahme. Zudem ſahe ich wohl, der Bremer war ein ganz guter Mann, der ſich gerade bey uns nicht wird niederlaſſen wollen.
Seb. Ey! nun ſey Gott Dank! Wenn nur Ein Mitglied einer andern Konfeſſion ein guter Mann iſt, ſo moͤgens auch wohl mehrere ſeyn. Jch kann alſo auch wohl eine Ausnahme von dem Jhnen ge- thanen Verſprechen machen; denn warum ſollten wir ſolche gute Leute, wie der Bremer Kaufmann und ſeine Glaubensgenoſſen ſind, nicht lieben? —
Mackl. Herr Magiſter! Jch bitte Sie ſehr, fan- gen Sie ja nicht wieder an, ſo zu predigen; Sie koͤn- nen ſonſt ſich und mich ungluͤcklich machen. Wozu wollen wir denn die Kalviniſten, und dergleichen Leute, ſo ſehr lieben? Jm Lande duͤrfen ſie ſich doch nicht weiter ausbreiten, als ſie leider! bereits gethan ha- ben; denn es muß Ein Glaube, Ein Hirt und Eine Heerde im Lande ſeyn, ſonſt koͤmmt alles in Un- ordnung.
Seb. O! damit ſchrecken Sie mich nicht! Jch komme eben itzt aus dem Brandenburgiſchen, wo Menſchen von zwanzigerley Religionsgeſinnungen
meiſt
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werden, ſo wuͤrde er Unrecht haben, wider dieſelbe,
einen reformirten Taufzeugen anzunehmen.
Ja! rief Mackligius, ein wenig verlegen, dieß
war eine Ausnahme. Zudem ſahe ich wohl, der
Bremer war ein ganz guter Mann, der ſich gerade
bey uns nicht wird niederlaſſen wollen.
Seb. Ey! nun ſey Gott Dank! Wenn nur Ein
Mitglied einer andern Konfeſſion ein guter Mann
iſt, ſo moͤgens auch wohl mehrere ſeyn. Jch kann
alſo auch wohl eine Ausnahme von dem Jhnen ge-
thanen Verſprechen machen; denn warum ſollten
wir ſolche gute Leute, wie der Bremer Kaufmann
und ſeine Glaubensgenoſſen ſind, nicht lieben? —
Mackl. Herr Magiſter! Jch bitte Sie ſehr, fan-
gen Sie ja nicht wieder an, ſo zu predigen; Sie koͤn-
nen ſonſt ſich und mich ungluͤcklich machen. Wozu
wollen wir denn die Kalviniſten, und dergleichen Leute,
ſo ſehr lieben? Jm Lande duͤrfen ſie ſich doch nicht
weiter ausbreiten, als ſie leider! bereits gethan ha-
ben; denn es muß Ein Glaube, Ein Hirt und Eine
Heerde im Lande ſeyn, ſonſt koͤmmt alles in Un-
ordnung.
Seb. O! damit ſchrecken Sie mich nicht! Jch
komme eben itzt aus dem Brandenburgiſchen, wo
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Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 2. Berlin u. a., 1775, S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_nothanker02_1775/248>, abgerufen am 16.02.2025.
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