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Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 3. Berlin u. a., 1776.

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"the mit der Stumpfnase gegessen, der Kerl hat
"Burgunder, so gut wie in Lüttich, Force!
"Feuer! wer ihn nicht versteht, den wirft er un-
"tern Tisch -- Ja was wollte ich doch sagen --
"Gegenüber wohnt, du weist's Nachbar Säug-
"ling,
die alte reiche Hexe die Gertrudtinn, mit
"einemmahle, wie wir im besten Trinken sind, wird
"da ein Lärm im Hause, die Leute liefen vor der
"Thür zusammen, und wir ans Fenster.' --

,Wie so?' fragte der Freywerber: ,Es war doch
"wohl nicht Feuer im Hause?'

,Ey! warum nicht gar! Aber vor neun Mo-
"naten mag wohl Feuer gewesen seyn, da kriegt
"nun die Tochter jetzt, ich weiß nicht was für
"'nen Zufall, und die Mutter ist nicht 'nmahl zu
"Hause, drüber wird 'n Aufruhr, 's Mädchen
"hohlt 'n Doktor, ja der thut's noch nicht. --
"He! schrie Stumpfnase, und wieß mir 'n alt
"Weib auf der Straße -- "da haben sie Mutter
"Jlsen von der andern Ecke geholt, die wirds
"ins Gleis bringen, und denn der Kornet, der bey
"mir in Quartiere liegt, ist auch schon herüber
"geschlichen --" ,Ey daß dich übern Kornet, wenn
"doch unser einer auch 'nmahl so im Quartier
läge! --

Hier-



„the mit der Stumpfnaſe gegeſſen, der Kerl hat
„Burgunder, ſo gut wie in Luͤttich, Forçe!
„Feuer! wer ihn nicht verſteht, den wirft er un-
„tern Tiſch — Ja was wollte ich doch ſagen —
„Gegenuͤber wohnt, du weiſt’s Nachbar Saͤug-
„ling,
die alte reiche Hexe die Gertrudtinn, mit
„einemmahle, wie wir im beſten Trinken ſind, wird
„da ein Laͤrm im Hauſe, die Leute liefen vor der
„Thuͤr zuſammen, und wir ans Fenſter.‛ —

‚Wie ſo?‛ fragte der Freywerber: ‚Es war doch
„wohl nicht Feuer im Hauſe?‛

‚Ey! warum nicht gar! Aber vor neun Mo-
„naten mag wohl Feuer geweſen ſeyn, da kriegt
„nun die Tochter jetzt, ich weiß nicht was fuͤr
„’nen Zufall, und die Mutter iſt nicht ’nmahl zu
„Hauſe, druͤber wird ’n Aufruhr, ’s Maͤdchen
„hohlt ’n Doktor, ja der thut’s noch nicht. —
„He! ſchrie Stumpfnaſe, und wieß mir ’n alt
„Weib auf der Straße — „da haben ſie Mutter
Jlſen von der andern Ecke geholt, die wirds
„ins Gleis bringen, und denn der Kornet, der bey
„mir in Quartiere liegt, iſt auch ſchon heruͤber
„geſchlichen —‟ ‚Ey daß dich uͤbern Kornet, wenn
„doch unſer einer auch ’nmahl ſo im Quartier
laͤge! —

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[144[143]/0158] „the mit der Stumpfnaſe gegeſſen, der Kerl hat „Burgunder, ſo gut wie in Luͤttich, Forçe! „Feuer! wer ihn nicht verſteht, den wirft er un- „tern Tiſch — Ja was wollte ich doch ſagen — „Gegenuͤber wohnt, du weiſt’s Nachbar Saͤug- „ling, die alte reiche Hexe die Gertrudtinn, mit „einemmahle, wie wir im beſten Trinken ſind, wird „da ein Laͤrm im Hauſe, die Leute liefen vor der „Thuͤr zuſammen, und wir ans Fenſter.‛ — ‚Wie ſo?‛ fragte der Freywerber: ‚Es war doch „wohl nicht Feuer im Hauſe?‛ ‚Ey! warum nicht gar! Aber vor neun Mo- „naten mag wohl Feuer geweſen ſeyn, da kriegt „nun die Tochter jetzt, ich weiß nicht was fuͤr „’nen Zufall, und die Mutter iſt nicht ’nmahl zu „Hauſe, druͤber wird ’n Aufruhr, ’s Maͤdchen „hohlt ’n Doktor, ja der thut’s noch nicht. — „He! ſchrie Stumpfnaſe, und wieß mir ’n alt „Weib auf der Straße — „da haben ſie Mutter „Jlſen von der andern Ecke geholt, die wirds „ins Gleis bringen, und denn der Kornet, der bey „mir in Quartiere liegt, iſt auch ſchon heruͤber „geſchlichen —‟ ‚Ey daß dich uͤbern Kornet, wenn „doch unſer einer auch ’nmahl ſo im Quartier laͤge! — Hier-

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Zitationshilfe: Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 3. Berlin u. a., 1776, S. 144[143]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_nothanker03_1776/158>, abgerufen am 21.11.2024.