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Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 3. Berlin u. a., 1776.

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ihm eignen Methode zu vervielfältigen weiß, und
womit er, in den letzten theuern Jahren, die ar-
men Heuerleute seiner Gegend, aus eignem Vor-
rathe, beyuahe ganz erhalten hat.

Als der Frau von Hohenauf die vorhabende
Verbindung zwischen ihrem Neffen und Maria-
nen
gemeldet ward, antwortete sie in kaltem
Tone: ,Sie wisse lange, daß ihr Bruder bestän-
"dig nur niedrige Neigungen gehabt, und ihre
"Bemühungen, die Familie aus dem Staube zu
"heben, nie gehörig geschätzt habe.' Da kurz dar-
auf ihr Gemahl starb, so vermählte sie sich aber-
mals mit einem wohlgewachsnen, unmittelbaren
Reichsritter, dessen alter stiftsfähiger Adel allein
schon aus den Akten eines weitläufigen, über hun-
dert Jahre bey dem Reichskammergerichte schweben-
den Konkursprocesses, zu beweisen war. Um die
Güter ihres Gemahls, wo möglich, von Schulden
zu befreyen, gieng sie mit demselben nach Wetzlar,
mit Empfehlungsschreiben an den hernach, durch
die Reichskammergerichsvisitation, berühmt gewor-
denen Juden Nathan. Da ihr indessen, zu Wetz-

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ihm eignen Methode zu vervielfaͤltigen weiß, und
womit er, in den letzten theuern Jahren, die ar-
men Heuerleute ſeiner Gegend, aus eignem Vor-
rathe, beyuahe ganz erhalten hat.

Als der Frau von Hohenauf die vorhabende
Verbindung zwiſchen ihrem Neffen und Maria-
nen
gemeldet ward, antwortete ſie in kaltem
Tone: ‚Sie wiſſe lange, daß ihr Bruder beſtaͤn-
„dig nur niedrige Neigungen gehabt, und ihre
„Bemuͤhungen, die Familie aus dem Staube zu
„heben, nie gehoͤrig geſchaͤtzt habe.‛ Da kurz dar-
auf ihr Gemahl ſtarb, ſo vermaͤhlte ſie ſich aber-
mals mit einem wohlgewachsnen, unmittelbaren
Reichsritter, deſſen alter ſtiftsfaͤhiger Adel allein
ſchon aus den Akten eines weitlaͤufigen, uͤber hun-
dert Jahre bey dem Reichskammergerichte ſchweben-
den Konkursproceſſes, zu beweiſen war. Um die
Guͤter ihres Gemahls, wo moͤglich, von Schulden
zu befreyen, gieng ſie mit demſelben nach Wetzlar,
mit Empfehlungsſchreiben an den hernach, durch
die Reichskammergerichsviſitation, beruͤhmt gewor-
denen Juden Nathan. Da ihr indeſſen, zu Wetz-

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[161[160]/0175] ihm eignen Methode zu vervielfaͤltigen weiß, und womit er, in den letzten theuern Jahren, die ar- men Heuerleute ſeiner Gegend, aus eignem Vor- rathe, beyuahe ganz erhalten hat. Als der Frau von Hohenauf die vorhabende Verbindung zwiſchen ihrem Neffen und Maria- nen gemeldet ward, antwortete ſie in kaltem Tone: ‚Sie wiſſe lange, daß ihr Bruder beſtaͤn- „dig nur niedrige Neigungen gehabt, und ihre „Bemuͤhungen, die Familie aus dem Staube zu „heben, nie gehoͤrig geſchaͤtzt habe.‛ Da kurz dar- auf ihr Gemahl ſtarb, ſo vermaͤhlte ſie ſich aber- mals mit einem wohlgewachsnen, unmittelbaren Reichsritter, deſſen alter ſtiftsfaͤhiger Adel allein ſchon aus den Akten eines weitlaͤufigen, uͤber hun- dert Jahre bey dem Reichskammergerichte ſchweben- den Konkursproceſſes, zu beweiſen war. Um die Guͤter ihres Gemahls, wo moͤglich, von Schulden zu befreyen, gieng ſie mit demſelben nach Wetzlar, mit Empfehlungsſchreiben an den hernach, durch die Reichskammergerichsviſitation, beruͤhmt gewor- denen Juden Nathan. Da ihr indeſſen, zu Wetz- lar, L 2

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Zitationshilfe: Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 3. Berlin u. a., 1776, S. 161[160]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_nothanker03_1776/175>, abgerufen am 21.11.2024.