Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 3. Berlin u. a., 1776."dem Journale zu Tage lägen, stark das Gewissen "schärfen, und wenn dieses, wie zu befürchten wäre, "nicht helfen sollte, allenfalls bey der Obrigkeit zeu- "gen, daß er einen Theil dieses hösen Buchs vorlesen "hören, und daß es habe zum Drucke befördert wer- "den sollen.' Mynheer van der Kuit, hoffte von dieser Rede, Van
„dem Journale zu Tage laͤgen, ſtark das Gewiſſen „ſchaͤrfen, und wenn dieſes, wie zu befuͤrchten waͤre, „nicht helfen ſollte, allenfalls bey der Obrigkeit zeu- „gen, daß er einen Theil dieſes hoͤſen Buchs vorleſen „hoͤren, und daß es habe zum Drucke befoͤrdert wer- „den ſollen.‛ Mynheer van der Kuit, hoffte von dieſer Rede, Van
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„dem Journale zu Tage laͤgen, ſtark das Gewiſſen
„ſchaͤrfen, und wenn dieſes, wie zu befuͤrchten waͤre,
„nicht helfen ſollte, allenfalls bey der Obrigkeit zeu-
„gen, daß er einen Theil dieſes hoͤſen Buchs vorleſen
„hoͤren, und daß es habe zum Drucke befoͤrdert wer-
„den ſollen.‛
Mynheer van der Kuit, hoffte von dieſer Rede,
die er wohl ausſtudirt hatte, den erwuͤnſchteſten Er-
folg. Wider Vermuthen aber, antwortete Domine
de Hyſel auf verſchiedene Fragen gar nichts, und
erkaͤrte endlich, mit zerſtreuter Mine: ‚daß er geſtern
„wirklich nicht recht acht gegeben, als der Heft vor-
„geleſen worden. Jm Grunde ſey manches doch auch
„nicht ſo ſchlimm, und koͤnne beſſer ausgelegt wer-
„den — — ob ers gleich auch nicht vertheidigen wol-
„le — — Da das Buch noch nicht gedruckt ſey, waͤre
„es ohnedieß zu hart, die Beſtrafung von der Obrig
„zu verlangen. Er duͤrfe dem Herrn Nothanker ja
„nur den Verlag abſchlagen, — — welches er ihm
„zwar auch nicht eigentlich rathen wollte — — Kurz,
„er baͤte ihn, zu glauben, daß er geſtern gar nicht
„acht gegeben habe, und niemand ihre heutige Unter-
„redung zu entdecken — — er koͤnne ſich nicht
„wohl in die Sache miſchen.‛ Und bey allen dieſem
ließ er deutliche Zeichen der Verlegenheit merken.
Van
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