Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 3. Berlin u. a., 1776.

Bild:
<< vorherige Seite



gewarnt habe, ihm nicht allein zur Flucht nach
Deutschland behülflich seyn; sondern sogar auch mit
Gelde helfen; wenn ihm Sebaldus nur den Vor-
rath und das Verlagsrecht der Werke des Kollegian-
ten, besonders, des gelehrten Tagebuchs, abtreten
wolle. Sie wurden bald um etwan hundert Gulden
einig, worüber van der Kuit, mit der ihm eignen
Thätigkeit in Geschäften, sogleich eine Verschreibung
aufsetzte, und auch unverzüglich das Geld auszahlte.

Darauf eilte van der Kuit dienstfertiger weise,
den Sebaldus unter fremdem Namen auf die Post
nach Arnhem einschreiben zu laßen, verließ ihn auch
hernach nicht einen Augenblick, bis er ihn den an-
dern Morgen früh um sechs Uhr, nach dem Cin-
gel
*) gebracht, und ihn und sein weniges Gepäck
wohlbehalten auf dem Postwagen sah.

Sebaldus fuhr in grosser Herzensangst fort, und
sah sich beständig um, ob nicht ein Wagen mit Ge-
richtsdienern hinter ihm käme, um ihn einzuholen.

Diese
*) Ein Platz in Amsterdam, von welchem alle Morgen die
Post nach Arnhem abfähr:.



gewarnt habe, ihm nicht allein zur Flucht nach
Deutſchland behuͤlflich ſeyn; ſondern ſogar auch mit
Gelde helfen; wenn ihm Sebaldus nur den Vor-
rath und das Verlagsrecht der Werke des Kollegian-
ten, beſonders, des gelehrten Tagebuchs, abtreten
wolle. Sie wurden bald um etwan hundert Gulden
einig, woruͤber van der Kuit, mit der ihm eignen
Thaͤtigkeit in Geſchaͤften, ſogleich eine Verſchreibung
aufſetzte, und auch unverzuͤglich das Geld auszahlte.

Darauf eilte van der Kuit dienſtfertiger weiſe,
den Sebaldus unter fremdem Namen auf die Poſt
nach Arnhem einſchreiben zu laßen, verließ ihn auch
hernach nicht einen Augenblick, bis er ihn den an-
dern Morgen fruͤh um ſechs Uhr, nach dem Cin-
gel
*) gebracht, und ihn und ſein weniges Gepaͤck
wohlbehalten auf dem Poſtwagen ſah.

Sebaldus fuhr in groſſer Herzensangſt fort, und
ſah ſich beſtaͤndig um, ob nicht ein Wagen mit Ge-
richtsdienern hinter ihm kaͤme, um ihn einzuholen.

Dieſe
*) Ein Platz in Amſterdam, von welchem alle Morgen die
Poſt nach Arnhem abfaͤhr:.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0090" n="82[81]"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
gewarnt habe, ihm nicht allein zur Flucht nach<lb/>
Deut&#x017F;chland behu&#x0364;lflich &#x017F;eyn; &#x017F;ondern &#x017F;ogar auch mit<lb/>
Gelde helfen; wenn ihm <hi rendition="#fr">Sebaldus</hi> nur den Vor-<lb/>
rath und das Verlagsrecht der Werke des Kollegian-<lb/>
ten, be&#x017F;onders, des gelehrten Tagebuchs, abtreten<lb/>
wolle. Sie wurden bald um etwan hundert Gulden<lb/>
einig, woru&#x0364;ber <hi rendition="#fr">van der Kuit,</hi> mit der ihm eignen<lb/>
Tha&#x0364;tigkeit in Ge&#x017F;cha&#x0364;ften, &#x017F;ogleich eine Ver&#x017F;chreibung<lb/>
auf&#x017F;etzte, und auch unverzu&#x0364;glich das Geld auszahlte.</p><lb/>
          <p>Darauf eilte <hi rendition="#fr">van der Kuit</hi> dien&#x017F;tfertiger wei&#x017F;e,<lb/>
den <hi rendition="#fr">Sebaldus</hi> unter fremdem Namen auf die Po&#x017F;t<lb/>
nach Arnhem ein&#x017F;chreiben zu laßen, verließ ihn auch<lb/>
hernach nicht einen Augenblick, bis er ihn den an-<lb/>
dern Morgen fru&#x0364;h um &#x017F;echs Uhr, nach dem <hi rendition="#fr">Cin-<lb/>
gel</hi><note place="foot" n="*)">Ein Platz in Am&#x017F;terdam, von <hi rendition="#fr">welchem alle</hi> Morgen die<lb/>
Po&#x017F;t nach Arnhem abfa&#x0364;hr:.</note> gebracht, und ihn und &#x017F;ein weniges Gepa&#x0364;ck<lb/>
wohlbehalten auf dem Po&#x017F;twagen &#x017F;ah.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Sebaldus</hi> fuhr in gro&#x017F;&#x017F;er Herzensang&#x017F;t fort, und<lb/>
&#x017F;ah &#x017F;ich be&#x017F;ta&#x0364;ndig um, ob nicht ein Wagen mit Ge-<lb/>
richtsdienern hinter ihm ka&#x0364;me, um ihn einzuholen.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Die&#x017F;e</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[82[81]/0090] gewarnt habe, ihm nicht allein zur Flucht nach Deutſchland behuͤlflich ſeyn; ſondern ſogar auch mit Gelde helfen; wenn ihm Sebaldus nur den Vor- rath und das Verlagsrecht der Werke des Kollegian- ten, beſonders, des gelehrten Tagebuchs, abtreten wolle. Sie wurden bald um etwan hundert Gulden einig, woruͤber van der Kuit, mit der ihm eignen Thaͤtigkeit in Geſchaͤften, ſogleich eine Verſchreibung aufſetzte, und auch unverzuͤglich das Geld auszahlte. Darauf eilte van der Kuit dienſtfertiger weiſe, den Sebaldus unter fremdem Namen auf die Poſt nach Arnhem einſchreiben zu laßen, verließ ihn auch hernach nicht einen Augenblick, bis er ihn den an- dern Morgen fruͤh um ſechs Uhr, nach dem Cin- gel *) gebracht, und ihn und ſein weniges Gepaͤck wohlbehalten auf dem Poſtwagen ſah. Sebaldus fuhr in groſſer Herzensangſt fort, und ſah ſich beſtaͤndig um, ob nicht ein Wagen mit Ge- richtsdienern hinter ihm kaͤme, um ihn einzuholen. Dieſe *) Ein Platz in Amſterdam, von welchem alle Morgen die Poſt nach Arnhem abfaͤhr:.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_nothanker03_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_nothanker03_1776/90
Zitationshilfe: Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 3. Berlin u. a., 1776, S. 82[81]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_nothanker03_1776/90>, abgerufen am 27.11.2024.