jedes Geschlecht der Menschen hat seinen Beruf von Gott angewiesen erhalten, die Stimmung seines Berufs und sein Siegel: auch war die Gesellschaft eher als der ein- zelne Mensch, wie Aristoteles weise sagt; das Ganze eher als der Theil: das verkennen sie, daß der thierische Mensch entweder ausgeartet, oder ursprünglich ein Halb- mensch ist.
Als Stifter eines bessern Lebens hätten die Aborigi- ner Janus, und Saturn, der sie den Ackerbau lehrte, und feste Wohnsitze zu erwählen bewog, verehrt. Janus oder Dianus ist, wie Scaliger gezeigt hat, der Sonnengott: Saturnus mit seinem Weibe Ops, höchst wahrscheinlich Erdgott und Erdgöttin, das belebende, und das empfan- gend hervorbringende der Erde: sein Reich sind ihre Tie- fen. Die Deutung dieser Götter auf Könige ist das neuere.
Von Saturnus bis auf die trojanische Ansiedelung zählte die älteste Sage nur drey Könige; Picus, des Got- tes Sohn, Faunus und Latinus, so wie eine andere unter den vielfachen Dichtungen über Roms Gründung diesem als Enkel durch seine Tochter Lavinia, oder als Sohn, Romulus den Gründer der Stadt zuschrieb. Aus der griechischen Fabel, welche Herakles Zug nach Erythea erzählte, bildeten sehr späte Griechen einige Ausschmük- kungen der latinischen Urzeit: denn die Rückkehr des He- ros über die Alpen führte ihn durch die Halbinsel. Seine Kämpfe an den Ufern der Tiber scheinen allen Herakleen fremd gewesen zu seyn, und nicht minder fremd der alten einheimischen Sage. Das dem Victor zugeschriebene Buch über den Ursprung des römischen Volks führt frey-
jedes Geſchlecht der Menſchen hat ſeinen Beruf von Gott angewieſen erhalten, die Stimmung ſeines Berufs und ſein Siegel: auch war die Geſellſchaft eher als der ein- zelne Menſch, wie Ariſtoteles weiſe ſagt; das Ganze eher als der Theil: das verkennen ſie, daß der thieriſche Menſch entweder ausgeartet, oder urſpruͤnglich ein Halb- menſch iſt.
Als Stifter eines beſſern Lebens haͤtten die Aborigi- ner Janus, und Saturn, der ſie den Ackerbau lehrte, und feſte Wohnſitze zu erwaͤhlen bewog, verehrt. Janus oder Dianus iſt, wie Scaliger gezeigt hat, der Sonnengott: Saturnus mit ſeinem Weibe Ops, hoͤchſt wahrſcheinlich Erdgott und Erdgoͤttin, das belebende, und das empfan- gend hervorbringende der Erde: ſein Reich ſind ihre Tie- fen. Die Deutung dieſer Goͤtter auf Koͤnige iſt das neuere.
Von Saturnus bis auf die trojaniſche Anſiedelung zaͤhlte die aͤlteſte Sage nur drey Koͤnige; Picus, des Got- tes Sohn, Faunus und Latinus, ſo wie eine andere unter den vielfachen Dichtungen uͤber Roms Gruͤndung dieſem als Enkel durch ſeine Tochter Lavinia, oder als Sohn, Romulus den Gruͤnder der Stadt zuſchrieb. Aus der griechiſchen Fabel, welche Herakles Zug nach Erythea erzaͤhlte, bildeten ſehr ſpaͤte Griechen einige Ausſchmuͤk- kungen der latiniſchen Urzeit: denn die Ruͤckkehr des He- ros uͤber die Alpen fuͤhrte ihn durch die Halbinſel. Seine Kaͤmpfe an den Ufern der Tiber ſcheinen allen Herakleen fremd geweſen zu ſeyn, und nicht minder fremd der alten einheimiſchen Sage. Das dem Victor zugeſchriebene Buch uͤber den Urſprung des roͤmiſchen Volks fuͤhrt frey-
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jedes Geſchlecht der Menſchen hat ſeinen Beruf von Gott
angewieſen erhalten, die Stimmung ſeines Berufs und
ſein Siegel: auch war die Geſellſchaft eher als der ein-
zelne Menſch, wie Ariſtoteles weiſe ſagt; das Ganze eher
als der Theil: das verkennen ſie, daß der thieriſche
Menſch entweder ausgeartet, oder urſpruͤnglich ein Halb-
menſch iſt.
Als Stifter eines beſſern Lebens haͤtten die Aborigi-
ner Janus, und Saturn, der ſie den Ackerbau lehrte, und
feſte Wohnſitze zu erwaͤhlen bewog, verehrt. Janus oder
Dianus iſt, wie Scaliger gezeigt hat, der Sonnengott:
Saturnus mit ſeinem Weibe Ops, hoͤchſt wahrſcheinlich
Erdgott und Erdgoͤttin, das belebende, und das empfan-
gend hervorbringende der Erde: ſein Reich ſind ihre Tie-
fen. Die Deutung dieſer Goͤtter auf Koͤnige iſt das neuere.
Von Saturnus bis auf die trojaniſche Anſiedelung
zaͤhlte die aͤlteſte Sage nur drey Koͤnige; Picus, des Got-
tes Sohn, Faunus und Latinus, ſo wie eine andere unter
den vielfachen Dichtungen uͤber Roms Gruͤndung dieſem
als Enkel durch ſeine Tochter Lavinia, oder als Sohn,
Romulus den Gruͤnder der Stadt zuſchrieb. Aus der
griechiſchen Fabel, welche Herakles Zug nach Erythea
erzaͤhlte, bildeten ſehr ſpaͤte Griechen einige Ausſchmuͤk-
kungen der latiniſchen Urzeit: denn die Ruͤckkehr des He-
ros uͤber die Alpen fuͤhrte ihn durch die Halbinſel. Seine
Kaͤmpfe an den Ufern der Tiber ſcheinen allen Herakleen
fremd geweſen zu ſeyn, und nicht minder fremd der alten
einheimiſchen Sage. Das dem Victor zugeſchriebene
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Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische01_1811/144>, abgerufen am 21.11.2024.
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