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Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811.

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stimmig des Troische Geblüt der Latinischen Nation be-
haupteten 66): denn vom Ende des fünften Jahrhun-
derts an ist die Sage erweislicher Nationalglaube, von
der Republik selbst anerkannt.

Wenige Jahre nach Timäus (um 495) nennt die In-
schrift der Duilischen Säule die Egestaner Vettern des
Römischen Volks (cocnatos Popli Romani), welches
eine ausdrückliche Anerkennung des gemeinsamen Troi-
schen Ursprungs ist; denn wie ausgemacht bey den Ely-
mern die Meinung von ihrer Abkunft aus Troja war, er-
hellt aus den Sinnbildern ihrer Münzen. Die erste rohe
Uebersetzung griechischer Gedichte erschien zu Rom zwanzig
Jahre nach dem Siege des Duilius. In dem ersten Frie-
denstractat mit Macedonien, im Jahr 549, schließen die
Römer auch die Ilier ein: diese rühmten sich, funfzehn
Jahre später, als die Scipionen über den Hellespont gin-
gen, ihrer Verwandtschaft zum Römischen Volk, ihrer Co-
lonie; die Römer freuten sich ihrer Heimath, und der
Consul ging in die Burg um Athene Opfer zu bringen 67).
Spätere Beyspiele daß die Ilier sich auf diese angebliche
Verwandtschaft beriefen (fälschlich, denn sie waren ur-
sprünglich eine Aeolische Colonie, und die Macedonischen
Könige welche die Stadt bald erweiterten, bald verlegten,
vermischten eine Menge Volk aus allen Nationen mit den
alten Bürgern), wären hier zwecklos.

Die Sibyllinischen Orakel welche Dionysius las, sind
freylich ein eben so mißlicher Beweis für des Glaubens

66) I. c. 49.
67) Livius XXXVII. c. 37.

ſtimmig des Troiſche Gebluͤt der Latiniſchen Nation be-
haupteten 66): denn vom Ende des fuͤnften Jahrhun-
derts an iſt die Sage erweislicher Nationalglaube, von
der Republik ſelbſt anerkannt.

Wenige Jahre nach Timaͤus (um 495) nennt die In-
ſchrift der Duiliſchen Saͤule die Egeſtaner Vettern des
Roͤmiſchen Volks (cocnatos Popli Romani), welches
eine ausdruͤckliche Anerkennung des gemeinſamen Troi-
ſchen Urſprungs iſt; denn wie ausgemacht bey den Ely-
mern die Meinung von ihrer Abkunft aus Troja war, er-
hellt aus den Sinnbildern ihrer Muͤnzen. Die erſte rohe
Ueberſetzung griechiſcher Gedichte erſchien zu Rom zwanzig
Jahre nach dem Siege des Duilius. In dem erſten Frie-
denstractat mit Macedonien, im Jahr 549, ſchließen die
Roͤmer auch die Ilier ein: dieſe ruͤhmten ſich, funfzehn
Jahre ſpaͤter, als die Scipionen uͤber den Helleſpont gin-
gen, ihrer Verwandtſchaft zum Roͤmiſchen Volk, ihrer Co-
lonie; die Roͤmer freuten ſich ihrer Heimath, und der
Conſul ging in die Burg um Athene Opfer zu bringen 67).
Spaͤtere Beyſpiele daß die Ilier ſich auf dieſe angebliche
Verwandtſchaft beriefen (faͤlſchlich, denn ſie waren ur-
ſpruͤnglich eine Aeoliſche Colonie, und die Macedoniſchen
Koͤnige welche die Stadt bald erweiterten, bald verlegten,
vermiſchten eine Menge Volk aus allen Nationen mit den
alten Buͤrgern), waͤren hier zwecklos.

Die Sibylliniſchen Orakel welche Dionyſius las, ſind
freylich ein eben ſo mißlicher Beweis fuͤr des Glaubens

66) I. c. 49.
67) Livius XXXVII. c. 37.
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[134/0156] ſtimmig des Troiſche Gebluͤt der Latiniſchen Nation be- haupteten 66): denn vom Ende des fuͤnften Jahrhun- derts an iſt die Sage erweislicher Nationalglaube, von der Republik ſelbſt anerkannt. Wenige Jahre nach Timaͤus (um 495) nennt die In- ſchrift der Duiliſchen Saͤule die Egeſtaner Vettern des Roͤmiſchen Volks (cocnatos Popli Romani), welches eine ausdruͤckliche Anerkennung des gemeinſamen Troi- ſchen Urſprungs iſt; denn wie ausgemacht bey den Ely- mern die Meinung von ihrer Abkunft aus Troja war, er- hellt aus den Sinnbildern ihrer Muͤnzen. Die erſte rohe Ueberſetzung griechiſcher Gedichte erſchien zu Rom zwanzig Jahre nach dem Siege des Duilius. In dem erſten Frie- denstractat mit Macedonien, im Jahr 549, ſchließen die Roͤmer auch die Ilier ein: dieſe ruͤhmten ſich, funfzehn Jahre ſpaͤter, als die Scipionen uͤber den Helleſpont gin- gen, ihrer Verwandtſchaft zum Roͤmiſchen Volk, ihrer Co- lonie; die Roͤmer freuten ſich ihrer Heimath, und der Conſul ging in die Burg um Athene Opfer zu bringen 67). Spaͤtere Beyſpiele daß die Ilier ſich auf dieſe angebliche Verwandtſchaft beriefen (faͤlſchlich, denn ſie waren ur- ſpruͤnglich eine Aeoliſche Colonie, und die Macedoniſchen Koͤnige welche die Stadt bald erweiterten, bald verlegten, vermiſchten eine Menge Volk aus allen Nationen mit den alten Buͤrgern), waͤren hier zwecklos. Die Sibylliniſchen Orakel welche Dionyſius las, ſind freylich ein eben ſo mißlicher Beweis fuͤr des Glaubens 66) I. c. 49. 67) Livius XXXVII. c. 37.

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Zitationshilfe: Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische01_1811/156>, abgerufen am 21.11.2024.