nius zum Bau des Capitols verwandte: aber wohl daß man um Rom von den Galliern loszukaufen tausend Pfund Gold aufbringen konnte, theils zwar aus den Tem- peln, aber auch aus Geschmeide und Geräth: und es scheint daß dennoch einiges mehr blieb, da doch nur vor- handen war was vor der Plünderung gerettet wer- den konnte. Damit möchte ich freylich nicht behaupten daß das Verhältniß zwischen Kupfer und Silber richtig war welches die Römer annahmen als sie anfingen Silber auszumünzen, und so zwey Metalle neben ein- ander in einem festen Verhältniß als Courant in Um- lauf brachten. Es traten die nämlichen Folgen ein welche sich immer gezeigt haben wenn man das Ver- hältniß von Gold und Silber in der Münze feststellen wollte. Das Metall welches unter seinem Werth ge- schätzt ist, verschwindet, und wird durch das andre ver- drängt. Die Ausprägung von Silberdenaren war ohne Zweifel eine Finanzoperation, und zehn Pfunde schon mehr werth als eine Silberdrachme 47). Die Erde ist verhältnißmäßig ergiebiger an Silber als an Kupfer, und daher muß der Silberwerth des letzten beständig steigen. Schon damals waren die Karthaginenser wenn auch noch nicht entschieden Herren der Spanischen Sil- berminen, doch die deren Handel ihren Ertrag an sich
47) Ich folge hier nur Plinius historischer Angabe, ohne Rome de l'Isles auf das Gewicht verschiedener schwerer Asse gegründere Ansicht bestreiten zu wollen daß dieses allmählig schon früher vermindert geworden sey. Diese gilt für meine Erläuterung ganz gleich: Ursachen und Fol- gen bleiben dieselben.
nius zum Bau des Capitols verwandte: aber wohl daß man um Rom von den Galliern loszukaufen tauſend Pfund Gold aufbringen konnte, theils zwar aus den Tem- peln, aber auch aus Geſchmeide und Geraͤth: und es ſcheint daß dennoch einiges mehr blieb, da doch nur vor- handen war was vor der Pluͤnderung gerettet wer- den konnte. Damit moͤchte ich freylich nicht behaupten daß das Verhaͤltniß zwiſchen Kupfer und Silber richtig war welches die Roͤmer annahmen als ſie anfingen Silber auszumuͤnzen, und ſo zwey Metalle neben ein- ander in einem feſten Verhaͤltniß als Courant in Um- lauf brachten. Es traten die naͤmlichen Folgen ein welche ſich immer gezeigt haben wenn man das Ver- haͤltniß von Gold und Silber in der Muͤnze feſtſtellen wollte. Das Metall welches unter ſeinem Werth ge- ſchaͤtzt iſt, verſchwindet, und wird durch das andre ver- draͤngt. Die Auspraͤgung von Silberdenaren war ohne Zweifel eine Finanzoperation, und zehn Pfunde ſchon mehr werth als eine Silberdrachme 47). Die Erde iſt verhaͤltnißmaͤßig ergiebiger an Silber als an Kupfer, und daher muß der Silberwerth des letzten beſtaͤndig ſteigen. Schon damals waren die Karthaginenſer wenn auch noch nicht entſchieden Herren der Spaniſchen Sil- berminen, doch die deren Handel ihren Ertrag an ſich
47) Ich folge hier nur Plinius hiſtoriſcher Angabe, ohne Romé de l’Isles auf das Gewicht verſchiedener ſchwerer Aſſe gegruͤndere Anſicht beſtreiten zu wollen daß dieſes allmaͤhlig ſchon fruͤher vermindert geworden ſey. Dieſe gilt fuͤr meine Erlaͤuterung ganz gleich: Urſachen und Fol- gen bleiben dieſelben.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0296"n="274"/>
nius zum Bau des Capitols verwandte: aber wohl daß<lb/>
man um Rom von den Galliern loszukaufen tauſend<lb/>
Pfund Gold aufbringen konnte, theils zwar aus den Tem-<lb/>
peln, aber auch aus Geſchmeide und Geraͤth: und es<lb/>ſcheint daß dennoch einiges mehr blieb, da doch nur vor-<lb/>
handen war was vor der Pluͤnderung gerettet wer-<lb/>
den konnte. Damit moͤchte ich freylich nicht behaupten<lb/>
daß das Verhaͤltniß zwiſchen Kupfer und Silber richtig<lb/>
war welches die Roͤmer annahmen als ſie anfingen<lb/>
Silber auszumuͤnzen, und ſo zwey Metalle neben ein-<lb/>
ander in einem feſten Verhaͤltniß als Courant in Um-<lb/>
lauf brachten. Es traten die naͤmlichen Folgen ein<lb/>
welche ſich immer gezeigt haben wenn man das Ver-<lb/>
haͤltniß von Gold und Silber in der Muͤnze feſtſtellen<lb/>
wollte. Das Metall welches unter ſeinem Werth ge-<lb/>ſchaͤtzt iſt, verſchwindet, und wird durch das andre ver-<lb/>
draͤngt. Die Auspraͤgung von Silberdenaren war ohne<lb/>
Zweifel eine Finanzoperation, und zehn Pfunde ſchon<lb/>
mehr werth als eine Silberdrachme <noteplace="foot"n="47)">Ich folge hier nur Plinius hiſtoriſcher Angabe, ohne<lb/>
Romé de l’Isles auf das Gewicht verſchiedener ſchwerer<lb/>
Aſſe gegruͤndere Anſicht beſtreiten zu wollen daß dieſes<lb/>
allmaͤhlig ſchon fruͤher vermindert geworden ſey. Dieſe<lb/>
gilt fuͤr meine Erlaͤuterung ganz gleich: Urſachen und Fol-<lb/>
gen bleiben dieſelben.</note>. Die Erde iſt<lb/>
verhaͤltnißmaͤßig ergiebiger an Silber als an Kupfer,<lb/>
und daher muß der Silberwerth des letzten beſtaͤndig<lb/>ſteigen. Schon damals waren die Karthaginenſer wenn<lb/>
auch noch nicht entſchieden Herren der Spaniſchen Sil-<lb/>
berminen, doch die deren Handel ihren Ertrag an ſich<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[274/0296]
nius zum Bau des Capitols verwandte: aber wohl daß
man um Rom von den Galliern loszukaufen tauſend
Pfund Gold aufbringen konnte, theils zwar aus den Tem-
peln, aber auch aus Geſchmeide und Geraͤth: und es
ſcheint daß dennoch einiges mehr blieb, da doch nur vor-
handen war was vor der Pluͤnderung gerettet wer-
den konnte. Damit moͤchte ich freylich nicht behaupten
daß das Verhaͤltniß zwiſchen Kupfer und Silber richtig
war welches die Roͤmer annahmen als ſie anfingen
Silber auszumuͤnzen, und ſo zwey Metalle neben ein-
ander in einem feſten Verhaͤltniß als Courant in Um-
lauf brachten. Es traten die naͤmlichen Folgen ein
welche ſich immer gezeigt haben wenn man das Ver-
haͤltniß von Gold und Silber in der Muͤnze feſtſtellen
wollte. Das Metall welches unter ſeinem Werth ge-
ſchaͤtzt iſt, verſchwindet, und wird durch das andre ver-
draͤngt. Die Auspraͤgung von Silberdenaren war ohne
Zweifel eine Finanzoperation, und zehn Pfunde ſchon
mehr werth als eine Silberdrachme 47). Die Erde iſt
verhaͤltnißmaͤßig ergiebiger an Silber als an Kupfer,
und daher muß der Silberwerth des letzten beſtaͤndig
ſteigen. Schon damals waren die Karthaginenſer wenn
auch noch nicht entſchieden Herren der Spaniſchen Sil-
berminen, doch die deren Handel ihren Ertrag an ſich
47) Ich folge hier nur Plinius hiſtoriſcher Angabe, ohne
Romé de l’Isles auf das Gewicht verſchiedener ſchwerer
Aſſe gegruͤndere Anſicht beſtreiten zu wollen daß dieſes
allmaͤhlig ſchon fruͤher vermindert geworden ſey. Dieſe
gilt fuͤr meine Erlaͤuterung ganz gleich: Urſachen und Fol-
gen bleiben dieſelben.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811, S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische01_1811/296>, abgerufen am 15.06.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.