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Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811.

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zog, und zu ihrem Bau ermunterte. Rom hatte die Herr-
schaft über das südliche Italien gewonnen, welches von
Alters her Silber als Courant brauchte, und die Steuern
wurden von dort gewiß in Silber übermacht. Es ist auch
wahrscheinlich daß der punische Krieg die Einfuhr von
Kupfer aus Cypern nach Italien und Sicilien mit dem
ganzen punischen Handel hemmte. War nun das Kupfer-
geld zu schwer, so mußte es gegen Silber aufgekauft,
ausgeführt und Silber vorherrschend werden, und wir
sehen auch daß dieses geschah und leichtes Kupfer Schei-
demünze ward 48). Es war freylich ein Bankerott der
Republik an den Gläubigern, doch mag auch, wie Pli-
nius sagt, der eingetretene, (durch den fehlerhaften
Münzfuß veranlaßte) Geldmangel den Senat bewogen ha-
ben während dieses Kriegs das Gewicht des Kupfergelds,
ohne Veränderung des Werths auf 1/6 herabzusetzen: eine
Maaßregel die später bis zur Verminderung auf 1/24 des
ursprünglichen Gehalts gebracht ward. Von dieser Zeit
an ist Kupfer Scheidemünze, und es wird bey der Angabe
der eingebrachten Beute nach dem Gewicht, wie Silber
in Summen aufgeführt.

Nimmt man aber an es wären reducirte Pfunde
zu verstehen, so läßt es sich nicht erklären daß, ich will
nicht sagen, Dionysius, sondern daß Polybius, dieser

48) Daß Geldhandel und Speculation auf Geldsorten dem
Alterthum gar nicht fremd waren, beweißt eine merkwürdige
Stelle Xenophons (de vectigalibus c. 3, 2.). Die Attischen
Drachmen sind fein Silber, und Xenophon wußte sehr wohl
daß ein Staat durch das Ausmünzen gutes Geldes sich großen
Vortheil bringt, man sage was man will.
S 2

zog, und zu ihrem Bau ermunterte. Rom hatte die Herr-
ſchaft uͤber das ſuͤdliche Italien gewonnen, welches von
Alters her Silber als Courant brauchte, und die Steuern
wurden von dort gewiß in Silber uͤbermacht. Es iſt auch
wahrſcheinlich daß der puniſche Krieg die Einfuhr von
Kupfer aus Cypern nach Italien und Sicilien mit dem
ganzen puniſchen Handel hemmte. War nun das Kupfer-
geld zu ſchwer, ſo mußte es gegen Silber aufgekauft,
ausgefuͤhrt und Silber vorherrſchend werden, und wir
ſehen auch daß dieſes geſchah und leichtes Kupfer Schei-
demuͤnze ward 48). Es war freylich ein Bankerott der
Republik an den Glaͤubigern, doch mag auch, wie Pli-
nius ſagt, der eingetretene, (durch den fehlerhaften
Muͤnzfuß veranlaßte) Geldmangel den Senat bewogen ha-
ben waͤhrend dieſes Kriegs das Gewicht des Kupfergelds,
ohne Veraͤnderung des Werths auf ⅙ herabzuſetzen: eine
Maaßregel die ſpaͤter bis zur Verminderung auf 1/24 des
urſpruͤnglichen Gehalts gebracht ward. Von dieſer Zeit
an iſt Kupfer Scheidemuͤnze, und es wird bey der Angabe
der eingebrachten Beute nach dem Gewicht, wie Silber
in Summen aufgefuͤhrt.

Nimmt man aber an es waͤren reducirte Pfunde
zu verſtehen, ſo laͤßt es ſich nicht erklaͤren daß, ich will
nicht ſagen, Dionyſius, ſondern daß Polybius, dieſer

48) Daß Geldhandel und Speculation auf Geldſorten dem
Alterthum gar nicht fremd waren, beweißt eine merkwuͤrdige
Stelle Xenophons (de vectigalibus c. 3, 2.). Die Attiſchen
Drachmen ſind fein Silber, und Xenophon wußte ſehr wohl
daß ein Staat durch das Ausmuͤnzen gutes Geldes ſich großen
Vortheil bringt, man ſage was man will.
S 2
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[275/0297] zog, und zu ihrem Bau ermunterte. Rom hatte die Herr- ſchaft uͤber das ſuͤdliche Italien gewonnen, welches von Alters her Silber als Courant brauchte, und die Steuern wurden von dort gewiß in Silber uͤbermacht. Es iſt auch wahrſcheinlich daß der puniſche Krieg die Einfuhr von Kupfer aus Cypern nach Italien und Sicilien mit dem ganzen puniſchen Handel hemmte. War nun das Kupfer- geld zu ſchwer, ſo mußte es gegen Silber aufgekauft, ausgefuͤhrt und Silber vorherrſchend werden, und wir ſehen auch daß dieſes geſchah und leichtes Kupfer Schei- demuͤnze ward 48). Es war freylich ein Bankerott der Republik an den Glaͤubigern, doch mag auch, wie Pli- nius ſagt, der eingetretene, (durch den fehlerhaften Muͤnzfuß veranlaßte) Geldmangel den Senat bewogen ha- ben waͤhrend dieſes Kriegs das Gewicht des Kupfergelds, ohne Veraͤnderung des Werths auf ⅙ herabzuſetzen: eine Maaßregel die ſpaͤter bis zur Verminderung auf 1/24 des urſpruͤnglichen Gehalts gebracht ward. Von dieſer Zeit an iſt Kupfer Scheidemuͤnze, und es wird bey der Angabe der eingebrachten Beute nach dem Gewicht, wie Silber in Summen aufgefuͤhrt. Nimmt man aber an es waͤren reducirte Pfunde zu verſtehen, ſo laͤßt es ſich nicht erklaͤren daß, ich will nicht ſagen, Dionyſius, ſondern daß Polybius, dieſer 48) Daß Geldhandel und Speculation auf Geldſorten dem Alterthum gar nicht fremd waren, beweißt eine merkwuͤrdige Stelle Xenophons (de vectigalibus c. 3, 2.). Die Attiſchen Drachmen ſind fein Silber, und Xenophon wußte ſehr wohl daß ein Staat durch das Ausmuͤnzen gutes Geldes ſich großen Vortheil bringt, man ſage was man will. S 2

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Zitationshilfe: Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische01_1811/297>, abgerufen am 22.11.2024.