Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811.

Bild:
<< vorherige Seite

fel erlaubt ist, annimmt, daß die letzte Klasse, welche
wohl fast alle Clienten der Patricier in sich begriff, den
vier zunächst vorhergehenden an Zahl gleich war, und,
nur die wenigen Hunderte vernachlässigend, für sie
38000 hinzufügt, so ergiebt sich grade diese Zahl, welche
für den der eine große historische Glaubensfähigkeit hat
factische Bewährung meiner Erklärung des gegenseitigen
Verhältnisses der Klassen: für einen andern einen Beweis
daß die hier gegebne Entwicklung des Prinzips dieses Ver-
hältnisses mit sehr alten römischen Ansichten harmonirt,
aber auch ein Beyspiel mehr geben wird, wie in späteren
Zeiten, allerdings schon früher als Litteratur zu Rom
entstand, aus berechneten Zahlen und Deutungen an-
gebliche Thatsachen in die Römische Geschichte einge-
schoben sind, und zwar eben solche die am meisten hi-
storisches Ansehen tragen. Von den Rittern deren Cen-
turien hier nicht mitgerechnet sind, ist ohne Zweifel anzu-
nehmen, daß sie in Hinsicht des Vermögens jeder in
seine Klasse geschätzt waren.

Ich glaube vielmehr daß die wirkliche Zählung einen
sehr großen Unterschied von der berechneten Regel gegeben
haben muß; und daß daher auch die Aushebung zum
Kriegsdienst welche offenbar im Verhältniß der für jede
Klasse gerechneten Mannszahl geschah, so wie später nach
den Stämmen, nicht ganz gleich nach dem Verhältniß der
Dienstfähigen ausgefallen seyn kann. Die große Hälfte
des ganzen Heers, 18 von 35 bestand aus Leichtbewaffne-
ten, außer dem Phalanx. War dieser der, wie Erhal-
tung der alten Nahmen die verbesserten neuen Institutio-

fel erlaubt iſt, annimmt, daß die letzte Klaſſe, welche
wohl faſt alle Clienten der Patricier in ſich begriff, den
vier zunaͤchſt vorhergehenden an Zahl gleich war, und,
nur die wenigen Hunderte vernachlaͤſſigend, fuͤr ſie
38000 hinzufuͤgt, ſo ergiebt ſich grade dieſe Zahl, welche
fuͤr den der eine große hiſtoriſche Glaubensfaͤhigkeit hat
factiſche Bewaͤhrung meiner Erklaͤrung des gegenſeitigen
Verhaͤltniſſes der Klaſſen: fuͤr einen andern einen Beweis
daß die hier gegebne Entwicklung des Prinzips dieſes Ver-
haͤltniſſes mit ſehr alten roͤmiſchen Anſichten harmonirt,
aber auch ein Beyſpiel mehr geben wird, wie in ſpaͤteren
Zeiten, allerdings ſchon fruͤher als Litteratur zu Rom
entſtand, aus berechneten Zahlen und Deutungen an-
gebliche Thatſachen in die Roͤmiſche Geſchichte einge-
ſchoben ſind, und zwar eben ſolche die am meiſten hi-
ſtoriſches Anſehen tragen. Von den Rittern deren Cen-
turien hier nicht mitgerechnet ſind, iſt ohne Zweifel anzu-
nehmen, daß ſie in Hinſicht des Vermoͤgens jeder in
ſeine Klaſſe geſchaͤtzt waren.

Ich glaube vielmehr daß die wirkliche Zaͤhlung einen
ſehr großen Unterſchied von der berechneten Regel gegeben
haben muß; und daß daher auch die Aushebung zum
Kriegsdienſt welche offenbar im Verhaͤltniß der fuͤr jede
Klaſſe gerechneten Mannszahl geſchah, ſo wie ſpaͤter nach
den Staͤmmen, nicht ganz gleich nach dem Verhaͤltniß der
Dienſtfaͤhigen ausgefallen ſeyn kann. Die große Haͤlfte
des ganzen Heers, 18 von 35 beſtand aus Leichtbewaffne-
ten, außer dem Phalanx. War dieſer der, wie Erhal-
tung der alten Nahmen die verbeſſerten neuen Inſtitutio-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0305" n="283"/>
fel erlaubt i&#x017F;t, annimmt, daß die letzte Kla&#x017F;&#x017F;e, welche<lb/>
wohl fa&#x017F;t alle Clienten der Patricier in &#x017F;ich begriff, den<lb/>
vier zuna&#x0364;ch&#x017F;t vorhergehenden an Zahl gleich war, und,<lb/>
nur die wenigen Hunderte vernachla&#x0364;&#x017F;&#x017F;igend, fu&#x0364;r &#x017F;ie<lb/>
38000 hinzufu&#x0364;gt, &#x017F;o ergiebt &#x017F;ich grade die&#x017F;e Zahl, welche<lb/>
fu&#x0364;r den der eine große hi&#x017F;tori&#x017F;che Glaubensfa&#x0364;higkeit hat<lb/>
facti&#x017F;che Bewa&#x0364;hrung meiner Erkla&#x0364;rung des gegen&#x017F;eitigen<lb/>
Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;es der Kla&#x017F;&#x017F;en: fu&#x0364;r einen andern einen Beweis<lb/>
daß die hier gegebne Entwicklung des Prinzips die&#x017F;es Ver-<lb/>
ha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;es mit &#x017F;ehr alten ro&#x0364;mi&#x017F;chen An&#x017F;ichten harmonirt,<lb/>
aber auch ein Bey&#x017F;piel mehr geben wird, wie in &#x017F;pa&#x0364;teren<lb/>
Zeiten, allerdings &#x017F;chon fru&#x0364;her als Litteratur zu Rom<lb/>
ent&#x017F;tand, aus berechneten Zahlen und Deutungen an-<lb/>
gebliche That&#x017F;achen in die Ro&#x0364;mi&#x017F;che Ge&#x017F;chichte einge-<lb/>
&#x017F;choben &#x017F;ind, und zwar eben &#x017F;olche die am mei&#x017F;ten hi-<lb/>
&#x017F;tori&#x017F;ches An&#x017F;ehen tragen. Von den Rittern deren Cen-<lb/>
turien hier nicht mitgerechnet &#x017F;ind, i&#x017F;t ohne Zweifel anzu-<lb/>
nehmen, daß &#x017F;ie in Hin&#x017F;icht des Vermo&#x0364;gens jeder in<lb/>
&#x017F;eine Kla&#x017F;&#x017F;e ge&#x017F;cha&#x0364;tzt waren.</p><lb/>
          <p>Ich glaube vielmehr daß die wirkliche Za&#x0364;hlung einen<lb/>
&#x017F;ehr großen Unter&#x017F;chied von der berechneten Regel gegeben<lb/>
haben muß; und daß daher auch die Aushebung zum<lb/>
Kriegsdien&#x017F;t welche offenbar im Verha&#x0364;ltniß der fu&#x0364;r jede<lb/>
Kla&#x017F;&#x017F;e gerechneten Mannszahl ge&#x017F;chah, &#x017F;o wie &#x017F;pa&#x0364;ter nach<lb/>
den Sta&#x0364;mmen, nicht ganz gleich nach dem Verha&#x0364;ltniß der<lb/>
Dien&#x017F;tfa&#x0364;higen ausgefallen &#x017F;eyn kann. Die große Ha&#x0364;lfte<lb/>
des ganzen Heers, 18 von 35 be&#x017F;tand aus Leichtbewaffne-<lb/>
ten, außer dem Phalanx. War die&#x017F;er der, wie Erhal-<lb/>
tung der alten Nahmen die verbe&#x017F;&#x017F;erten neuen In&#x017F;titutio-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[283/0305] fel erlaubt iſt, annimmt, daß die letzte Klaſſe, welche wohl faſt alle Clienten der Patricier in ſich begriff, den vier zunaͤchſt vorhergehenden an Zahl gleich war, und, nur die wenigen Hunderte vernachlaͤſſigend, fuͤr ſie 38000 hinzufuͤgt, ſo ergiebt ſich grade dieſe Zahl, welche fuͤr den der eine große hiſtoriſche Glaubensfaͤhigkeit hat factiſche Bewaͤhrung meiner Erklaͤrung des gegenſeitigen Verhaͤltniſſes der Klaſſen: fuͤr einen andern einen Beweis daß die hier gegebne Entwicklung des Prinzips dieſes Ver- haͤltniſſes mit ſehr alten roͤmiſchen Anſichten harmonirt, aber auch ein Beyſpiel mehr geben wird, wie in ſpaͤteren Zeiten, allerdings ſchon fruͤher als Litteratur zu Rom entſtand, aus berechneten Zahlen und Deutungen an- gebliche Thatſachen in die Roͤmiſche Geſchichte einge- ſchoben ſind, und zwar eben ſolche die am meiſten hi- ſtoriſches Anſehen tragen. Von den Rittern deren Cen- turien hier nicht mitgerechnet ſind, iſt ohne Zweifel anzu- nehmen, daß ſie in Hinſicht des Vermoͤgens jeder in ſeine Klaſſe geſchaͤtzt waren. Ich glaube vielmehr daß die wirkliche Zaͤhlung einen ſehr großen Unterſchied von der berechneten Regel gegeben haben muß; und daß daher auch die Aushebung zum Kriegsdienſt welche offenbar im Verhaͤltniß der fuͤr jede Klaſſe gerechneten Mannszahl geſchah, ſo wie ſpaͤter nach den Staͤmmen, nicht ganz gleich nach dem Verhaͤltniß der Dienſtfaͤhigen ausgefallen ſeyn kann. Die große Haͤlfte des ganzen Heers, 18 von 35 beſtand aus Leichtbewaffne- ten, außer dem Phalanx. War dieſer der, wie Erhal- tung der alten Nahmen die verbeſſerten neuen Inſtitutio-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische01_1811
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische01_1811/305
Zitationshilfe: Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811, S. 283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische01_1811/305>, abgerufen am 26.06.2024.