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Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811.

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unmerklich vermehrt, vielleicht gar nicht, sofern sie ohne
alle Habe waren; von den zurückbleibenden ward ohne
Nachtheil, ohne Unrecht, gefordert dieselbe Zahl Solda-
ten zu stellen; die kleine Lücke ergänzte sich schnell, aber
die neue Stadt, wie ein Kapital aus kleinen Summen ge-
sammelt wird, war ein Körper eigner Leistungen fähig,
und stellte ihre Cohorte zum römischen Heer.

Die ersten Colonieen dieser Art gründete der König
Tarquinius, in dem eroberten Lande der Pometinischen
Volsker, Signia und Circeji, vielleicht auch Cora.

Das älteste Monument der Römischen Geschichte
welches uns, freylich nur in einer griechischen Ueber-
setzung erhalten ist, der Handelstractat den Rom, im
Jahr der Abschaffung der Monarchie, mit Karthago ab-
schloß, beweißt eine weit größere Ausdehnung des dama-
ligen römischen Königreichs als die Geschichtbücher an-
deuten. Eroberungen hatte die Republik in dieser kurzen
Frist gewiß nicht gemacht: sie mußte bald nachher die vom
Könige gegründete Herrschaft als Preis der Freyheit auf-
opfern. Aber in diesem Tractat wird die ganze Küste bis
Terracina, mit dieser Stadt, als den Römern unterthan
namentlich bezeichnet; folglich das ganze Volskische Kü-
stenland, welches Rom nachher nur durch einen Krieg von
anderthalb Jahrhunderten wieder bezwang. Auffallend
ist daß alle diese Küstenstädte hier Latinisch heißen: waren
sie es vielleicht damals noch; wie Cato sagte, das Vols-
kerland habe vormals größtentheils den Aboriginern ge-
hört; und haben sich die Volsker der Küste erst nach dieser
Zeit bemächtigt? Wer die Geschichte der Römischen Kö-

Erster Theil. U

unmerklich vermehrt, vielleicht gar nicht, ſofern ſie ohne
alle Habe waren; von den zuruͤckbleibenden ward ohne
Nachtheil, ohne Unrecht, gefordert dieſelbe Zahl Solda-
ten zu ſtellen; die kleine Luͤcke ergaͤnzte ſich ſchnell, aber
die neue Stadt, wie ein Kapital aus kleinen Summen ge-
ſammelt wird, war ein Koͤrper eigner Leiſtungen faͤhig,
und ſtellte ihre Cohorte zum roͤmiſchen Heer.

Die erſten Colonieen dieſer Art gruͤndete der Koͤnig
Tarquinius, in dem eroberten Lande der Pometiniſchen
Volsker, Signia und Circeji, vielleicht auch Cora.

Das aͤlteſte Monument der Roͤmiſchen Geſchichte
welches uns, freylich nur in einer griechiſchen Ueber-
ſetzung erhalten iſt, der Handelstractat den Rom, im
Jahr der Abſchaffung der Monarchie, mit Karthago ab-
ſchloß, beweißt eine weit groͤßere Ausdehnung des dama-
ligen roͤmiſchen Koͤnigreichs als die Geſchichtbuͤcher an-
deuten. Eroberungen hatte die Republik in dieſer kurzen
Friſt gewiß nicht gemacht: ſie mußte bald nachher die vom
Koͤnige gegruͤndete Herrſchaft als Preis der Freyheit auf-
opfern. Aber in dieſem Tractat wird die ganze Kuͤſte bis
Terracina, mit dieſer Stadt, als den Roͤmern unterthan
namentlich bezeichnet; folglich das ganze Volskiſche Kuͤ-
ſtenland, welches Rom nachher nur durch einen Krieg von
anderthalb Jahrhunderten wieder bezwang. Auffallend
iſt daß alle dieſe Kuͤſtenſtaͤdte hier Latiniſch heißen: waren
ſie es vielleicht damals noch; wie Cato ſagte, das Vols-
kerland habe vormals groͤßtentheils den Aboriginern ge-
hoͤrt; und haben ſich die Volsker der Kuͤſte erſt nach dieſer
Zeit bemaͤchtigt? Wer die Geſchichte der Roͤmiſchen Koͤ-

Erſter Theil. U
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[305/0327] unmerklich vermehrt, vielleicht gar nicht, ſofern ſie ohne alle Habe waren; von den zuruͤckbleibenden ward ohne Nachtheil, ohne Unrecht, gefordert dieſelbe Zahl Solda- ten zu ſtellen; die kleine Luͤcke ergaͤnzte ſich ſchnell, aber die neue Stadt, wie ein Kapital aus kleinen Summen ge- ſammelt wird, war ein Koͤrper eigner Leiſtungen faͤhig, und ſtellte ihre Cohorte zum roͤmiſchen Heer. Die erſten Colonieen dieſer Art gruͤndete der Koͤnig Tarquinius, in dem eroberten Lande der Pometiniſchen Volsker, Signia und Circeji, vielleicht auch Cora. Das aͤlteſte Monument der Roͤmiſchen Geſchichte welches uns, freylich nur in einer griechiſchen Ueber- ſetzung erhalten iſt, der Handelstractat den Rom, im Jahr der Abſchaffung der Monarchie, mit Karthago ab- ſchloß, beweißt eine weit groͤßere Ausdehnung des dama- ligen roͤmiſchen Koͤnigreichs als die Geſchichtbuͤcher an- deuten. Eroberungen hatte die Republik in dieſer kurzen Friſt gewiß nicht gemacht: ſie mußte bald nachher die vom Koͤnige gegruͤndete Herrſchaft als Preis der Freyheit auf- opfern. Aber in dieſem Tractat wird die ganze Kuͤſte bis Terracina, mit dieſer Stadt, als den Roͤmern unterthan namentlich bezeichnet; folglich das ganze Volskiſche Kuͤ- ſtenland, welches Rom nachher nur durch einen Krieg von anderthalb Jahrhunderten wieder bezwang. Auffallend iſt daß alle dieſe Kuͤſtenſtaͤdte hier Latiniſch heißen: waren ſie es vielleicht damals noch; wie Cato ſagte, das Vols- kerland habe vormals groͤßtentheils den Aboriginern ge- hoͤrt; und haben ſich die Volsker der Kuͤſte erſt nach dieſer Zeit bemaͤchtigt? Wer die Geſchichte der Roͤmiſchen Koͤ- Erſter Theil. U

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Zitationshilfe: Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811, S. 305. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische01_1811/327>, abgerufen am 22.11.2024.