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Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811.

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überdies wäre Reciprocität und Zulassung griechisches
Activhandels den asiatischen Phöniciern nachtheilig ge-
wesen.

Ich kehre aus der Geschichte zur Dichtung zurück.
Von Cäre, einer Stadt deren Macht zu einem Krieg ge-
gen Rom viel zu gering, oder die schon damals durch Bür-
gerrecht mit Rom vereinigt war, begab der verbannte
König sich nach Tarquinii, in die Heimath seines Ge-
schlechts, und bewog die herrschenden Familien, der
seinigen vielleicht verwandt, seine Sache aufzunehmen.
Die Vejenter, der Römer natürliche Feinde, erklärten sich
ebenfalls für ihn. Ihr vereinigtes Heer war zahlreich
und den Römern furchtbar. Beyde Consuln führten ih-
nen das Römische entgegen. Die Reuter, von Brutus
geführt, trafen auf die Etruskischen, an deren Spitze
Aruns, einer der Söhne des Königs, sich befand. Beyde
Heerführer begegneten einander am Wald Arsia, und ihr
Zweykampf war das Vorspiel einer Schlacht. Beyde fie-
len, jeder tödtlich von der Lanze seines Feindes getroffen.
Der Kampf um die Leichen verwickelte die Reuterey in
ein Gefecht, welches bald auch für die Legionen allge-
mein ward. Der rechte Flügel der Römer schlug die
Vejenter, die Tarquinienser brachten den linken des rö-
mischen Heers zum Weichen. Beyde Heere übernachte-
ten unter den Waffen, ungewiß wer gesiegt habe. In der
Mitternacht erscholl die Stimme des Waldgeists aus dem
Forst: der Sieg gehöre den Römern: die Zahl der gefall-
nen Etrusker sey um einen größer als die der Römischen
Todten. Solche Stimmen waren es die panische Schrek-

Erster Theil. Y

uͤberdies waͤre Reciprocitaͤt und Zulaſſung griechiſches
Activhandels den aſiatiſchen Phoͤniciern nachtheilig ge-
weſen.

Ich kehre aus der Geſchichte zur Dichtung zuruͤck.
Von Caͤre, einer Stadt deren Macht zu einem Krieg ge-
gen Rom viel zu gering, oder die ſchon damals durch Buͤr-
gerrecht mit Rom vereinigt war, begab der verbannte
Koͤnig ſich nach Tarquinii, in die Heimath ſeines Ge-
ſchlechts, und bewog die herrſchenden Familien, der
ſeinigen vielleicht verwandt, ſeine Sache aufzunehmen.
Die Vejenter, der Roͤmer natuͤrliche Feinde, erklaͤrten ſich
ebenfalls fuͤr ihn. Ihr vereinigtes Heer war zahlreich
und den Roͤmern furchtbar. Beyde Conſuln fuͤhrten ih-
nen das Roͤmiſche entgegen. Die Reuter, von Brutus
gefuͤhrt, trafen auf die Etruskiſchen, an deren Spitze
Aruns, einer der Soͤhne des Koͤnigs, ſich befand. Beyde
Heerfuͤhrer begegneten einander am Wald Arſia, und ihr
Zweykampf war das Vorſpiel einer Schlacht. Beyde fie-
len, jeder toͤdtlich von der Lanze ſeines Feindes getroffen.
Der Kampf um die Leichen verwickelte die Reuterey in
ein Gefecht, welches bald auch fuͤr die Legionen allge-
mein ward. Der rechte Fluͤgel der Roͤmer ſchlug die
Vejenter, die Tarquinienſer brachten den linken des roͤ-
miſchen Heers zum Weichen. Beyde Heere uͤbernachte-
ten unter den Waffen, ungewiß wer geſiegt habe. In der
Mitternacht erſcholl die Stimme des Waldgeiſts aus dem
Forſt: der Sieg gehoͤre den Roͤmern: die Zahl der gefall-
nen Etrusker ſey um einen groͤßer als die der Roͤmiſchen
Todten. Solche Stimmen waren es die paniſche Schrek-

Erſter Theil. Y
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[337/0359] uͤberdies waͤre Reciprocitaͤt und Zulaſſung griechiſches Activhandels den aſiatiſchen Phoͤniciern nachtheilig ge- weſen. Ich kehre aus der Geſchichte zur Dichtung zuruͤck. Von Caͤre, einer Stadt deren Macht zu einem Krieg ge- gen Rom viel zu gering, oder die ſchon damals durch Buͤr- gerrecht mit Rom vereinigt war, begab der verbannte Koͤnig ſich nach Tarquinii, in die Heimath ſeines Ge- ſchlechts, und bewog die herrſchenden Familien, der ſeinigen vielleicht verwandt, ſeine Sache aufzunehmen. Die Vejenter, der Roͤmer natuͤrliche Feinde, erklaͤrten ſich ebenfalls fuͤr ihn. Ihr vereinigtes Heer war zahlreich und den Roͤmern furchtbar. Beyde Conſuln fuͤhrten ih- nen das Roͤmiſche entgegen. Die Reuter, von Brutus gefuͤhrt, trafen auf die Etruskiſchen, an deren Spitze Aruns, einer der Soͤhne des Koͤnigs, ſich befand. Beyde Heerfuͤhrer begegneten einander am Wald Arſia, und ihr Zweykampf war das Vorſpiel einer Schlacht. Beyde fie- len, jeder toͤdtlich von der Lanze ſeines Feindes getroffen. Der Kampf um die Leichen verwickelte die Reuterey in ein Gefecht, welches bald auch fuͤr die Legionen allge- mein ward. Der rechte Fluͤgel der Roͤmer ſchlug die Vejenter, die Tarquinienſer brachten den linken des roͤ- miſchen Heers zum Weichen. Beyde Heere uͤbernachte- ten unter den Waffen, ungewiß wer geſiegt habe. In der Mitternacht erſcholl die Stimme des Waldgeiſts aus dem Forſt: der Sieg gehoͤre den Roͤmern: die Zahl der gefall- nen Etrusker ſey um einen groͤßer als die der Roͤmiſchen Todten. Solche Stimmen waren es die paniſche Schrek- Erſter Theil. Y

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Zitationshilfe: Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811, S. 337. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische01_1811/359>, abgerufen am 16.06.2024.