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Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811.

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Lars Porsena anzurufen. Von einem Frieden mit den
Vejentern und Tarquiniensern nach der Schlacht am Wald
Arsia, meldet die Sage nichts: aber sie giebt eine Erzäh-
lung welche unmittelbar nachher, und noch vor der Ein-
weihung des Capitols fällt, und die ein zwar keineswegs
wohlwollendes, aber doch völlig friedliches Verhältniß
zwischen Rom und Veji voraussetzt. Der König hatte das
Gebäude seiner Vollendung sehr nahe gebracht, und ließ
zu Veji eine Quadrige von Thon verfertigen, welche be-
stimmt war auf dem Gipfel des Dachs gestellt zu werden.
Durch ein Wunder dehnte sich das Bild im Töpferofen,
anstatt einzuschwinden, in dem Maaße aus daß man ge-
nöthigt war ihn niederzubrechen um es herauszunehmen.
Dies trug sich zu als die Tarquinier schon verbannt wa-
ren, und da dies Wunderzeichen auf eine unverkennbare
Weise für Rom glänzend war, weigerten sich die Vejenter
ihnen das Kunstwerk zu übergeben. Ein zweytes nöthigte
sie dazu, als die siegenden Rosse bey einer Wettfuhr den
Wagen unaufhaltsam nach Rom entführten 11).

Clusium war einst vielleicht im Besitz der Hoheit über
die andern verbündeten etruskischen Städte: ausneh-
mende Macht und Reichthum beweißt das ungeheure

11) Plutarch in Public. p. 00. Die Hauptpunkte der Sage
sind auch bey Festus s. v. Ratumena porta: aber von einer
andern Zeit: -- denn das römische Volk ist es welches die
Quadrigen verfertigen läßt; und die Ablieferung des Kunst-
werks wird nicht durch das Entlaufen der Rosse entschie-
den: es ist schon aufgestellt, und sie hemmen ihren Lauf vor
seinem Anblick.

Lars Porſena anzurufen. Von einem Frieden mit den
Vejentern und Tarquinienſern nach der Schlacht am Wald
Arſia, meldet die Sage nichts: aber ſie giebt eine Erzaͤh-
lung welche unmittelbar nachher, und noch vor der Ein-
weihung des Capitols faͤllt, und die ein zwar keineswegs
wohlwollendes, aber doch voͤllig friedliches Verhaͤltniß
zwiſchen Rom und Veji vorausſetzt. Der Koͤnig hatte das
Gebaͤude ſeiner Vollendung ſehr nahe gebracht, und ließ
zu Veji eine Quadrige von Thon verfertigen, welche be-
ſtimmt war auf dem Gipfel des Dachs geſtellt zu werden.
Durch ein Wunder dehnte ſich das Bild im Toͤpferofen,
anſtatt einzuſchwinden, in dem Maaße aus daß man ge-
noͤthigt war ihn niederzubrechen um es herauszunehmen.
Dies trug ſich zu als die Tarquinier ſchon verbannt wa-
ren, und da dies Wunderzeichen auf eine unverkennbare
Weiſe fuͤr Rom glaͤnzend war, weigerten ſich die Vejenter
ihnen das Kunſtwerk zu uͤbergeben. Ein zweytes noͤthigte
ſie dazu, als die ſiegenden Roſſe bey einer Wettfuhr den
Wagen unaufhaltſam nach Rom entfuͤhrten 11).

Cluſium war einſt vielleicht im Beſitz der Hoheit uͤber
die andern verbuͤndeten etruskiſchen Staͤdte: ausneh-
mende Macht und Reichthum beweißt das ungeheure

11) Plutarch in Public. p. 00. Die Hauptpunkte der Sage
ſind auch bey Feſtus s. v. Ratumena porta: aber von einer
andern Zeit: — denn das roͤmiſche Volk iſt es welches die
Quadrigen verfertigen laͤßt; und die Ablieferung des Kunſt-
werks wird nicht durch das Entlaufen der Roſſe entſchie-
den: es iſt ſchon aufgeſtellt, und ſie hemmen ihren Lauf vor
ſeinem Anblick.
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[345/0367] Lars Porſena anzurufen. Von einem Frieden mit den Vejentern und Tarquinienſern nach der Schlacht am Wald Arſia, meldet die Sage nichts: aber ſie giebt eine Erzaͤh- lung welche unmittelbar nachher, und noch vor der Ein- weihung des Capitols faͤllt, und die ein zwar keineswegs wohlwollendes, aber doch voͤllig friedliches Verhaͤltniß zwiſchen Rom und Veji vorausſetzt. Der Koͤnig hatte das Gebaͤude ſeiner Vollendung ſehr nahe gebracht, und ließ zu Veji eine Quadrige von Thon verfertigen, welche be- ſtimmt war auf dem Gipfel des Dachs geſtellt zu werden. Durch ein Wunder dehnte ſich das Bild im Toͤpferofen, anſtatt einzuſchwinden, in dem Maaße aus daß man ge- noͤthigt war ihn niederzubrechen um es herauszunehmen. Dies trug ſich zu als die Tarquinier ſchon verbannt wa- ren, und da dies Wunderzeichen auf eine unverkennbare Weiſe fuͤr Rom glaͤnzend war, weigerten ſich die Vejenter ihnen das Kunſtwerk zu uͤbergeben. Ein zweytes noͤthigte ſie dazu, als die ſiegenden Roſſe bey einer Wettfuhr den Wagen unaufhaltſam nach Rom entfuͤhrten 11). Cluſium war einſt vielleicht im Beſitz der Hoheit uͤber die andern verbuͤndeten etruskiſchen Staͤdte: ausneh- mende Macht und Reichthum beweißt das ungeheure 11) Plutarch in Public. p. 00. Die Hauptpunkte der Sage ſind auch bey Feſtus s. v. Ratumena porta: aber von einer andern Zeit: — denn das roͤmiſche Volk iſt es welches die Quadrigen verfertigen laͤßt; und die Ablieferung des Kunſt- werks wird nicht durch das Entlaufen der Roſſe entſchie- den: es iſt ſchon aufgeſtellt, und ſie hemmen ihren Lauf vor ſeinem Anblick.

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Zitationshilfe: Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811, S. 345. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische01_1811/367>, abgerufen am 24.11.2024.