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Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811.

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Mohammed den Helden der türkischen Romanzen mit so
viel von der Ebene Macedoniens belehnte, als er während
eines Tags umreiten konnte, kann hier unmöglich gemeint
seyn; denn eine solche Linie würde wenigstens eine Qua-
dratmeile umschließen, und mehr als zweyhundert Jahre
später empfingen die Sieger des Pyrrhus nicht mehr als
sieben Jugern. Man muß circumarare wohl dem exarare
entgegensetzen, dem vollkommen Aufpflügen, bey dem
die Furchen tief, und so dicht gezogen wurden daß man
kaum unterscheiden konnte wo der Pflug gegangen war.
Wenn als Maaß einer Beschenkung angenommen ward,
wie viel der Belehnte in einem ganzen Tage umpflügen
konnte, so ward wohl nur gefordert daß das ganze Feld
den Anblick eines Sturzackers darbot, ohne Rücksicht
darauf ob Balken unter den Schollen stehen blieben; und
auf diese Weise war es mit gewöhnlicher Rüstigkeit gewiß
möglich mehrere Jugern umzupflügen, obgleich niemand
bestimmen kann wie groß ungefähr dies Geschenk war.

Durch den Ruin der Brücke war die stürmende Ein-
nahme abgewendet: und die Etrusker wagten es nicht ihr
Heer zu theilen, den größeren Theil über den Strohm zu
führen, und die weitläuftige Stadt förmlich einzuschlie-
ßen. Sie begnügten sich Streifpartheyen hinüber zu sen-
den welche, wenn sie auch mehrmals, und vorzüglich in
einem Gefecht am Collinischen Thor für sorglose Verwe-
genheit büßten, dennoch das ganze Römische Gebiet ver-
heerten, und die immer unzureichende Zufuhr vom Lande
verhinderten, während das Heer sie auf dem Strohm ab-
schnitt der Rom hauptsächlich ernährte. Hierdurch ent-

Mohammed den Helden der tuͤrkiſchen Romanzen mit ſo
viel von der Ebene Macedoniens belehnte, als er waͤhrend
eines Tags umreiten konnte, kann hier unmoͤglich gemeint
ſeyn; denn eine ſolche Linie wuͤrde wenigſtens eine Qua-
dratmeile umſchließen, und mehr als zweyhundert Jahre
ſpaͤter empfingen die Sieger des Pyrrhus nicht mehr als
ſieben Jugern. Man muß circumarare wohl dem exarare
entgegenſetzen, dem vollkommen Aufpfluͤgen, bey dem
die Furchen tief, und ſo dicht gezogen wurden daß man
kaum unterſcheiden konnte wo der Pflug gegangen war.
Wenn als Maaß einer Beſchenkung angenommen ward,
wie viel der Belehnte in einem ganzen Tage umpfluͤgen
konnte, ſo ward wohl nur gefordert daß das ganze Feld
den Anblick eines Sturzackers darbot, ohne Ruͤckſicht
darauf ob Balken unter den Schollen ſtehen blieben; und
auf dieſe Weiſe war es mit gewoͤhnlicher Ruͤſtigkeit gewiß
moͤglich mehrere Jugern umzupfluͤgen, obgleich niemand
beſtimmen kann wie groß ungefaͤhr dies Geſchenk war.

Durch den Ruin der Bruͤcke war die ſtuͤrmende Ein-
nahme abgewendet: und die Etrusker wagten es nicht ihr
Heer zu theilen, den groͤßeren Theil uͤber den Strohm zu
fuͤhren, und die weitlaͤuftige Stadt foͤrmlich einzuſchlie-
ßen. Sie begnuͤgten ſich Streifpartheyen hinuͤber zu ſen-
den welche, wenn ſie auch mehrmals, und vorzuͤglich in
einem Gefecht am Colliniſchen Thor fuͤr ſorgloſe Verwe-
genheit buͤßten, dennoch das ganze Roͤmiſche Gebiet ver-
heerten, und die immer unzureichende Zufuhr vom Lande
verhinderten, waͤhrend das Heer ſie auf dem Strohm ab-
ſchnitt der Rom hauptſaͤchlich ernaͤhrte. Hierdurch ent-

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[350/0372] Mohammed den Helden der tuͤrkiſchen Romanzen mit ſo viel von der Ebene Macedoniens belehnte, als er waͤhrend eines Tags umreiten konnte, kann hier unmoͤglich gemeint ſeyn; denn eine ſolche Linie wuͤrde wenigſtens eine Qua- dratmeile umſchließen, und mehr als zweyhundert Jahre ſpaͤter empfingen die Sieger des Pyrrhus nicht mehr als ſieben Jugern. Man muß circumarare wohl dem exarare entgegenſetzen, dem vollkommen Aufpfluͤgen, bey dem die Furchen tief, und ſo dicht gezogen wurden daß man kaum unterſcheiden konnte wo der Pflug gegangen war. Wenn als Maaß einer Beſchenkung angenommen ward, wie viel der Belehnte in einem ganzen Tage umpfluͤgen konnte, ſo ward wohl nur gefordert daß das ganze Feld den Anblick eines Sturzackers darbot, ohne Ruͤckſicht darauf ob Balken unter den Schollen ſtehen blieben; und auf dieſe Weiſe war es mit gewoͤhnlicher Ruͤſtigkeit gewiß moͤglich mehrere Jugern umzupfluͤgen, obgleich niemand beſtimmen kann wie groß ungefaͤhr dies Geſchenk war. Durch den Ruin der Bruͤcke war die ſtuͤrmende Ein- nahme abgewendet: und die Etrusker wagten es nicht ihr Heer zu theilen, den groͤßeren Theil uͤber den Strohm zu fuͤhren, und die weitlaͤuftige Stadt foͤrmlich einzuſchlie- ßen. Sie begnuͤgten ſich Streifpartheyen hinuͤber zu ſen- den welche, wenn ſie auch mehrmals, und vorzuͤglich in einem Gefecht am Colliniſchen Thor fuͤr ſorgloſe Verwe- genheit buͤßten, dennoch das ganze Roͤmiſche Gebiet ver- heerten, und die immer unzureichende Zufuhr vom Lande verhinderten, waͤhrend das Heer ſie auf dem Strohm ab- ſchnitt der Rom hauptſaͤchlich ernaͤhrte. Hierdurch ent-

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Zitationshilfe: Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811, S. 350. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische01_1811/372>, abgerufen am 24.11.2024.