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Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811.

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rodot über das Volk getäuscht war, welches Cortona be-
wohnte; daß also diese Stadt, im Jahr 444 einer der drey
Hauptorte Etruriens 52), nicht erst nach dem Anfange
des vierten Jahrhunderts tuskisch geworden war: Fa-
lerii, Graviscä, Cäre, Alsium, Fescennium, Saturnia,
besaßen die Etrusker als Eroberer, nachdem sie das Volk
vertrieben hatten, welches in Italien Siculer, in Athen
Pelasger genannt ward 53). Populonia wird eine Colo-
nie der Volaterraner genannt, welche Corsen von dieser
Küste vertrieben hätten 54). Pisa soll nach der Eroberung
Trojas von Griechen erbaut seyn. Mag diese Erzählung
keinen andern Grund haben als den, allerdings nicht alt-
italischen, Nahmen der Stadt: auch Cato hielt die Tusker
nicht für die ersten Bewohner 55). Die Erzählungen des
Dionysius von der Ausbreitung der Etrusker gegen die
Tiber sind ohne Zweifel aus ihm oder Varro entlehnt.
Aber alle innerlich wahrscheinliche und bezeugte Angaben
mußten der Sage vom lydischen Ursprung des Volks wei-
chen, welche in Livius Zeitalter herrschend geworden war.
Diese setzte nothwendig die erste Ansiedelung der Einwan-
dernden am untern Meer; und aus dieser Voraussetzung
der Griechen, welche sich namentlich bey Lykophron findet,
bildete sich die Meinung welche bey Livius als ausge-
macht gilt, daß Toscana das älteste Etrurien gewesen sey.
Was die einheimischen Annalen der Etrusker von ihrem

52) Livius IX. c. 37.
53) Dionysius I. c. 20. 21. Strabo V. c. 2. §. 8.
54) Cluver, T. I. p. 471.
55) Fragm. Origg. in Cortius Samml. p. 16.

rodot uͤber das Volk getaͤuſcht war, welches Cortona be-
wohnte; daß alſo dieſe Stadt, im Jahr 444 einer der drey
Hauptorte Etruriens 52), nicht erſt nach dem Anfange
des vierten Jahrhunderts tuskiſch geworden war: Fa-
lerii, Graviſcaͤ, Caͤre, Alſium, Feſcennium, Saturnia,
beſaßen die Etrusker als Eroberer, nachdem ſie das Volk
vertrieben hatten, welches in Italien Siculer, in Athen
Pelasger genannt ward 53). Populonia wird eine Colo-
nie der Volaterraner genannt, welche Corſen von dieſer
Kuͤſte vertrieben haͤtten 54). Piſa ſoll nach der Eroberung
Trojas von Griechen erbaut ſeyn. Mag dieſe Erzaͤhlung
keinen andern Grund haben als den, allerdings nicht alt-
italiſchen, Nahmen der Stadt: auch Cato hielt die Tusker
nicht fuͤr die erſten Bewohner 55). Die Erzaͤhlungen des
Dionyſius von der Ausbreitung der Etrusker gegen die
Tiber ſind ohne Zweifel aus ihm oder Varro entlehnt.
Aber alle innerlich wahrſcheinliche und bezeugte Angaben
mußten der Sage vom lydiſchen Urſprung des Volks wei-
chen, welche in Livius Zeitalter herrſchend geworden war.
Dieſe ſetzte nothwendig die erſte Anſiedelung der Einwan-
dernden am untern Meer; und aus dieſer Vorausſetzung
der Griechen, welche ſich namentlich bey Lykophron findet,
bildete ſich die Meinung welche bey Livius als ausge-
macht gilt, daß Toscana das aͤlteſte Etrurien geweſen ſey.
Was die einheimiſchen Annalen der Etrusker von ihrem

52) Livius IX. c. 37.
53) Dionyſius I. c. 20. 21. Strabo V. c. 2. §. 8.
54) Cluver, T. I. p. 471.
55) Fragm. Origg. in Cortius Samml. p. 16.
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[75/0097] rodot uͤber das Volk getaͤuſcht war, welches Cortona be- wohnte; daß alſo dieſe Stadt, im Jahr 444 einer der drey Hauptorte Etruriens 52), nicht erſt nach dem Anfange des vierten Jahrhunderts tuskiſch geworden war: Fa- lerii, Graviſcaͤ, Caͤre, Alſium, Feſcennium, Saturnia, beſaßen die Etrusker als Eroberer, nachdem ſie das Volk vertrieben hatten, welches in Italien Siculer, in Athen Pelasger genannt ward 53). Populonia wird eine Colo- nie der Volaterraner genannt, welche Corſen von dieſer Kuͤſte vertrieben haͤtten 54). Piſa ſoll nach der Eroberung Trojas von Griechen erbaut ſeyn. Mag dieſe Erzaͤhlung keinen andern Grund haben als den, allerdings nicht alt- italiſchen, Nahmen der Stadt: auch Cato hielt die Tusker nicht fuͤr die erſten Bewohner 55). Die Erzaͤhlungen des Dionyſius von der Ausbreitung der Etrusker gegen die Tiber ſind ohne Zweifel aus ihm oder Varro entlehnt. Aber alle innerlich wahrſcheinliche und bezeugte Angaben mußten der Sage vom lydiſchen Urſprung des Volks wei- chen, welche in Livius Zeitalter herrſchend geworden war. Dieſe ſetzte nothwendig die erſte Anſiedelung der Einwan- dernden am untern Meer; und aus dieſer Vorausſetzung der Griechen, welche ſich namentlich bey Lykophron findet, bildete ſich die Meinung welche bey Livius als ausge- macht gilt, daß Toscana das aͤlteſte Etrurien geweſen ſey. Was die einheimiſchen Annalen der Etrusker von ihrem 52) Livius IX. c. 37. 53) Dionyſius I. c. 20. 21. Strabo V. c. 2. §. 8. 54) Cluver, T. I. p. 471. 55) Fragm. Origg. in Cortius Samml. p. 16.

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Zitationshilfe: Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische01_1811/97>, abgerufen am 21.11.2024.