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Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 2. Berlin, 1812.

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die verbündeten Heere, abwechselnd unter dem Ober-
befehl römischer Consuln oder Dictatoren, und dem
eines latinischen Dictators in das Feld zogen: nicht in
abgesonderten Legionen, sondern jeder Manipel aus einer
Centurie von jedem Volk zusammengesetzt. Von einer
solchen Einverleibung der Herniker ist keine Spur: viel-
mehr ist es wahrscheinlich daß ihr Contingent abgeson-
dert diente, wie die Bundesgenossen bey den späteren
römischen Heeren.

Im Jahr 289 gingen den Aequern zwey consulari-
sche Armeen entgegen, als sie sich auf den Höhen des
Algidus festgesetzt hatten, von denen die schönen Ge-
genden von Alba und der Abhang des Gebürgs gegen
das Meer und den Anio ihren Verheerungen offen la-
gen. Auch die Römer nahmen ein festes Lager; so wie
kein Sommer ohne Streifzüge verging, so war ein Feld-
zug von längerer Dauer als wenige Wochen einem Heerbann
der ohne Sold, sich selbst vom Hause verpflegend dien-
te, nicht erträglich. Der Unmuth reizte zu Aufforderungen
zur Schlacht: sie ward bestimmt, und ein langer Kampf,
aus dem die Feinde, obgleich überwunden, nicht entflo-
hen, zeigte, daß wenn, wie Livius sagt, die Vermessen-
heit der Aequer Rom zu Anstrengungen sie zu züchtigen
reizte, welche keine Gefahr erfordert hätte, die damali-
gen Römer, wie ihr Geschichtschreiber, den Feind und
sich falsch schätzten. Livius meldet, die Aequer hätten sich
in ihre Gränzen, in ihre einheimischen Gebürge zurückge-
zogen, und das muthige Volk habe sich über den Verlust
einer Feldschlacht getröstet: es sey ihnen schon recht ge-

die verbuͤndeten Heere, abwechſelnd unter dem Ober-
befehl roͤmiſcher Conſuln oder Dictatoren, und dem
eines latiniſchen Dictators in das Feld zogen: nicht in
abgeſonderten Legionen, ſondern jeder Manipel aus einer
Centurie von jedem Volk zuſammengeſetzt. Von einer
ſolchen Einverleibung der Herniker iſt keine Spur: viel-
mehr iſt es wahrſcheinlich daß ihr Contingent abgeſon-
dert diente, wie die Bundesgenoſſen bey den ſpaͤteren
roͤmiſchen Heeren.

Im Jahr 289 gingen den Aequern zwey conſulari-
ſche Armeen entgegen, als ſie ſich auf den Hoͤhen des
Algidus feſtgeſetzt hatten, von denen die ſchoͤnen Ge-
genden von Alba und der Abhang des Gebuͤrgs gegen
das Meer und den Anio ihren Verheerungen offen la-
gen. Auch die Roͤmer nahmen ein feſtes Lager; ſo wie
kein Sommer ohne Streifzuͤge verging, ſo war ein Feld-
zug von laͤngerer Dauer als wenige Wochen einem Heerbann
der ohne Sold, ſich ſelbſt vom Hauſe verpflegend dien-
te, nicht ertraͤglich. Der Unmuth reizte zu Aufforderungen
zur Schlacht: ſie ward beſtimmt, und ein langer Kampf,
aus dem die Feinde, obgleich uͤberwunden, nicht entflo-
hen, zeigte, daß wenn, wie Livius ſagt, die Vermeſſen-
heit der Aequer Rom zu Anſtrengungen ſie zu zuͤchtigen
reizte, welche keine Gefahr erfordert haͤtte, die damali-
gen Roͤmer, wie ihr Geſchichtſchreiber, den Feind und
ſich falſch ſchaͤtzten. Livius meldet, die Aequer haͤtten ſich
in ihre Graͤnzen, in ihre einheimiſchen Gebuͤrge zuruͤckge-
zogen, und das muthige Volk habe ſich uͤber den Verluſt
einer Feldſchlacht getroͤſtet: es ſey ihnen ſchon recht ge-

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[89/0105] die verbuͤndeten Heere, abwechſelnd unter dem Ober- befehl roͤmiſcher Conſuln oder Dictatoren, und dem eines latiniſchen Dictators in das Feld zogen: nicht in abgeſonderten Legionen, ſondern jeder Manipel aus einer Centurie von jedem Volk zuſammengeſetzt. Von einer ſolchen Einverleibung der Herniker iſt keine Spur: viel- mehr iſt es wahrſcheinlich daß ihr Contingent abgeſon- dert diente, wie die Bundesgenoſſen bey den ſpaͤteren roͤmiſchen Heeren. Im Jahr 289 gingen den Aequern zwey conſulari- ſche Armeen entgegen, als ſie ſich auf den Hoͤhen des Algidus feſtgeſetzt hatten, von denen die ſchoͤnen Ge- genden von Alba und der Abhang des Gebuͤrgs gegen das Meer und den Anio ihren Verheerungen offen la- gen. Auch die Roͤmer nahmen ein feſtes Lager; ſo wie kein Sommer ohne Streifzuͤge verging, ſo war ein Feld- zug von laͤngerer Dauer als wenige Wochen einem Heerbann der ohne Sold, ſich ſelbſt vom Hauſe verpflegend dien- te, nicht ertraͤglich. Der Unmuth reizte zu Aufforderungen zur Schlacht: ſie ward beſtimmt, und ein langer Kampf, aus dem die Feinde, obgleich uͤberwunden, nicht entflo- hen, zeigte, daß wenn, wie Livius ſagt, die Vermeſſen- heit der Aequer Rom zu Anſtrengungen ſie zu zuͤchtigen reizte, welche keine Gefahr erfordert haͤtte, die damali- gen Roͤmer, wie ihr Geſchichtſchreiber, den Feind und ſich falſch ſchaͤtzten. Livius meldet, die Aequer haͤtten ſich in ihre Graͤnzen, in ihre einheimiſchen Gebuͤrge zuruͤckge- zogen, und das muthige Volk habe ſich uͤber den Verluſt einer Feldſchlacht getroͤſtet: es ſey ihnen ſchon recht ge-

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Zitationshilfe: Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 2. Berlin, 1812, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische02_1812/105>, abgerufen am 24.11.2024.