im folgenden stellte er sich her, in einer weit größeren Wichtigkeit und Macht als früher; und da ward auch das römische Bündniß erneuert. Hievon wird unter dem Jahr 396 geredet werden. Der falsche Schein als ob die Latiner aus treuen Verbündeten Roms Feinde ge- worden wären, wird hauptsächlich dadurch befördert daß Präneste, in späten Tagen das größte aller Municipien in Latium, und in dem alten Verzeichniß der dreyßig Städte genannt, vom Jahr 372 Haupt einer volskischen Verbündung gegen Rom war. Wenn aber schon früher bemerkt ist daß Präneste damals keine latinische Stadt seyn konnte, sondern äquisch gewesen seyn muß, weil die Gränze zwischen Tusculum und ihr lag: -- sey es nun daß sie im großen volskischen Krieg erobert wor- den, oder daß sie sich mit den Aequern, wie im Gegen- theil Veliträ mit den Römern, vereinigt hatte: -- so ist es nicht weniger überzeugend daß dieser pränestinische Krieg die bisher unaufhörlich erneuerten äquischen ersetzt. Denn von den Aequern ist nach dem Jahr 366, in wel- chem ihnen Bolä wieder entrissen wird, die Rede nicht mehr; erst nach dem Schluß des zweyten samnitischen Kriegs kommt ihr Nahme wieder in der Geschichte vor. Präneste herrschte über acht Städte 88): mehrere wa- ren den Tiburtern unterthan, welche Livius eine Nation nennt 89). Es scheint daß auch die äquische Verbün- dung, gleich der latinischen, sich aufgelößt hatte: die Aequer welche Rom um die Mitte des fünften Jahr- hunderts unterjochte, waren die eigentliche Nation deren
88) Livius VI. c. 21.
89) Derselbe VII. c. 19.
im folgenden ſtellte er ſich her, in einer weit groͤßeren Wichtigkeit und Macht als fruͤher; und da ward auch das roͤmiſche Buͤndniß erneuert. Hievon wird unter dem Jahr 396 geredet werden. Der falſche Schein als ob die Latiner aus treuen Verbuͤndeten Roms Feinde ge- worden waͤren, wird hauptſaͤchlich dadurch befoͤrdert daß Praͤneſte, in ſpaͤten Tagen das groͤßte aller Municipien in Latium, und in dem alten Verzeichniß der dreyßig Staͤdte genannt, vom Jahr 372 Haupt einer volskiſchen Verbuͤndung gegen Rom war. Wenn aber ſchon fruͤher bemerkt iſt daß Praͤneſte damals keine latiniſche Stadt ſeyn konnte, ſondern aͤquiſch geweſen ſeyn muß, weil die Graͤnze zwiſchen Tusculum und ihr lag: — ſey es nun daß ſie im großen volskiſchen Krieg erobert wor- den, oder daß ſie ſich mit den Aequern, wie im Gegen- theil Velitraͤ mit den Roͤmern, vereinigt hatte: — ſo iſt es nicht weniger uͤberzeugend daß dieſer praͤneſtiniſche Krieg die bisher unaufhoͤrlich erneuerten aͤquiſchen erſetzt. Denn von den Aequern iſt nach dem Jahr 366, in wel- chem ihnen Bolaͤ wieder entriſſen wird, die Rede nicht mehr; erſt nach dem Schluß des zweyten ſamnitiſchen Kriegs kommt ihr Nahme wieder in der Geſchichte vor. Praͤneſte herrſchte uͤber acht Staͤdte 88): mehrere wa- ren den Tiburtern unterthan, welche Livius eine Nation nennt 89). Es ſcheint daß auch die aͤquiſche Verbuͤn- dung, gleich der latiniſchen, ſich aufgeloͤßt hatte: die Aequer welche Rom um die Mitte des fuͤnften Jahr- hunderts unterjochte, waren die eigentliche Nation deren
88) Livius VI. c. 21.
89) Derſelbe VII. c. 19.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0315"n="299"/>
im folgenden ſtellte er ſich her, in einer weit groͤßeren<lb/>
Wichtigkeit und Macht als fruͤher; und da ward auch<lb/>
das roͤmiſche Buͤndniß erneuert. Hievon wird unter dem<lb/>
Jahr 396 geredet werden. Der falſche Schein als ob<lb/>
die Latiner aus treuen Verbuͤndeten Roms Feinde ge-<lb/>
worden waͤren, wird hauptſaͤchlich dadurch befoͤrdert daß<lb/>
Praͤneſte, in ſpaͤten Tagen das groͤßte aller Municipien<lb/>
in Latium, und in dem alten Verzeichniß der dreyßig<lb/>
Staͤdte genannt, vom Jahr 372 Haupt einer volskiſchen<lb/>
Verbuͤndung gegen Rom war. Wenn aber ſchon fruͤher<lb/>
bemerkt iſt daß Praͤneſte damals keine latiniſche Stadt<lb/>ſeyn konnte, ſondern aͤquiſch geweſen ſeyn muß, weil<lb/>
die Graͤnze zwiſchen Tusculum und ihr lag: —ſey es<lb/>
nun daß ſie im großen volskiſchen Krieg erobert wor-<lb/>
den, oder daß ſie ſich mit den Aequern, wie im Gegen-<lb/>
theil Velitraͤ mit den Roͤmern, vereinigt hatte: —ſo iſt<lb/>
es nicht weniger uͤberzeugend daß dieſer praͤneſtiniſche<lb/>
Krieg die bisher unaufhoͤrlich erneuerten aͤquiſchen erſetzt.<lb/>
Denn von den Aequern iſt nach dem Jahr 366, in wel-<lb/>
chem ihnen Bolaͤ wieder entriſſen wird, die Rede nicht<lb/>
mehr; erſt nach dem Schluß des zweyten ſamnitiſchen<lb/>
Kriegs kommt ihr Nahme wieder in der Geſchichte vor.<lb/>
Praͤneſte herrſchte uͤber acht Staͤdte <noteplace="foot"n="88)">Livius <hirendition="#aq">VI. c.</hi> 21.</note>: mehrere wa-<lb/>
ren den Tiburtern unterthan, welche Livius eine Nation<lb/>
nennt <noteplace="foot"n="89)">Derſelbe <hirendition="#aq">VII. c.</hi> 19.</note>. Es ſcheint daß auch die aͤquiſche Verbuͤn-<lb/>
dung, gleich der latiniſchen, ſich aufgeloͤßt hatte: die<lb/>
Aequer welche Rom um die Mitte des fuͤnften Jahr-<lb/>
hunderts unterjochte, waren die eigentliche Nation deren<lb/></p></div></body></text></TEI>
[299/0315]
im folgenden ſtellte er ſich her, in einer weit groͤßeren
Wichtigkeit und Macht als fruͤher; und da ward auch
das roͤmiſche Buͤndniß erneuert. Hievon wird unter dem
Jahr 396 geredet werden. Der falſche Schein als ob
die Latiner aus treuen Verbuͤndeten Roms Feinde ge-
worden waͤren, wird hauptſaͤchlich dadurch befoͤrdert daß
Praͤneſte, in ſpaͤten Tagen das groͤßte aller Municipien
in Latium, und in dem alten Verzeichniß der dreyßig
Staͤdte genannt, vom Jahr 372 Haupt einer volskiſchen
Verbuͤndung gegen Rom war. Wenn aber ſchon fruͤher
bemerkt iſt daß Praͤneſte damals keine latiniſche Stadt
ſeyn konnte, ſondern aͤquiſch geweſen ſeyn muß, weil
die Graͤnze zwiſchen Tusculum und ihr lag: — ſey es
nun daß ſie im großen volskiſchen Krieg erobert wor-
den, oder daß ſie ſich mit den Aequern, wie im Gegen-
theil Velitraͤ mit den Roͤmern, vereinigt hatte: — ſo iſt
es nicht weniger uͤberzeugend daß dieſer praͤneſtiniſche
Krieg die bisher unaufhoͤrlich erneuerten aͤquiſchen erſetzt.
Denn von den Aequern iſt nach dem Jahr 366, in wel-
chem ihnen Bolaͤ wieder entriſſen wird, die Rede nicht
mehr; erſt nach dem Schluß des zweyten ſamnitiſchen
Kriegs kommt ihr Nahme wieder in der Geſchichte vor.
Praͤneſte herrſchte uͤber acht Staͤdte 88): mehrere wa-
ren den Tiburtern unterthan, welche Livius eine Nation
nennt 89). Es ſcheint daß auch die aͤquiſche Verbuͤn-
dung, gleich der latiniſchen, ſich aufgeloͤßt hatte: die
Aequer welche Rom um die Mitte des fuͤnften Jahr-
hunderts unterjochte, waren die eigentliche Nation deren
88) Livius VI. c. 21.
89) Derſelbe VII. c. 19.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 2. Berlin, 1812, S. 299. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische02_1812/315>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.