ceji und Veliträ eine Schlacht im pomptinischen Ge- biet gewann. Veliträ hatte seit hundert und zehn Jahren als Colonie Römer zu Mitbürgern, vielleicht das Bür- gerrecht Roms angenommen: aber auch die erhaltenen Denkmähler bezeugen daß der volskische Stamm in ihr herrschend geblieben war, und die neuen Bürger wahr- scheinlich in sich aufgenommen hatte ohne von ihnen ver- ändert zu werden. Erst im Jahr 372 ward dieser Abtrün- nigen der Krieg erklärt, womit Rom aus großer Erschöp- fung so sehr gezögert hatte daß es darüber bey den be- nachbarten Völkern in Verachtung gekommen war. Auch jetzt noch wollte man in den Pränestinern keine Feinde se- hen, obgleich sie die Gränzen der treu gebliebenen latini- schen Städte verheert hatten. Im folgenden Jahr er- schien dieses Volk als Verbündete der Veliterner, und die Römer rühmen sich eines Siegs über die vereinigten Feinde bey Veliträ. Doch als im nächsten Sommer (374) auch die Volsker zu ihnen gestoßen waren, ward Satricum verlohren, wohin eine römische Colonie ge- sandt war, und die ganze Wuth des Kriegs traf die Einwohner der erstürmten Stadt. Für diesen Feldzug ward der schon betagte Camillus zum sechstenmal zum Proconsulartribun erwählt, und seine Vorsicht schützte die Republik gegen eine Niederlage welche er von der eiteln Unbesonnenheit seines jüngeren Collegen ahndete, und daher, als seine Warnungen sich bewährten, ab- wenden konnte noch ehe alles unwiderbringlich verloh- ren war. Unter den Gefangenen wurden Tusculaner entdeckt, für deren Schuld oder Leichtsinn ihre Repu-
ceji und Velitraͤ eine Schlacht im pomptiniſchen Ge- biet gewann. Velitraͤ hatte ſeit hundert und zehn Jahren als Colonie Roͤmer zu Mitbuͤrgern, vielleicht das Buͤr- gerrecht Roms angenommen: aber auch die erhaltenen Denkmaͤhler bezeugen daß der volskiſche Stamm in ihr herrſchend geblieben war, und die neuen Buͤrger wahr- ſcheinlich in ſich aufgenommen hatte ohne von ihnen ver- aͤndert zu werden. Erſt im Jahr 372 ward dieſer Abtruͤn- nigen der Krieg erklaͤrt, womit Rom aus großer Erſchoͤp- fung ſo ſehr gezoͤgert hatte daß es daruͤber bey den be- nachbarten Voͤlkern in Verachtung gekommen war. Auch jetzt noch wollte man in den Praͤneſtinern keine Feinde ſe- hen, obgleich ſie die Graͤnzen der treu gebliebenen latini- ſchen Staͤdte verheert hatten. Im folgenden Jahr er- ſchien dieſes Volk als Verbuͤndete der Veliterner, und die Roͤmer ruͤhmen ſich eines Siegs uͤber die vereinigten Feinde bey Velitraͤ. Doch als im naͤchſten Sommer (374) auch die Volsker zu ihnen geſtoßen waren, ward Satricum verlohren, wohin eine roͤmiſche Colonie ge- ſandt war, und die ganze Wuth des Kriegs traf die Einwohner der erſtuͤrmten Stadt. Fuͤr dieſen Feldzug ward der ſchon betagte Camillus zum ſechſtenmal zum Proconſulartribun erwaͤhlt, und ſeine Vorſicht ſchuͤtzte die Republik gegen eine Niederlage welche er von der eiteln Unbeſonnenheit ſeines juͤngeren Collegen ahndete, und daher, als ſeine Warnungen ſich bewaͤhrten, ab- wenden konnte noch ehe alles unwiderbringlich verloh- ren war. Unter den Gefangenen wurden Tusculaner entdeckt, fuͤr deren Schuld oder Leichtſinn ihre Repu-
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ceji und Velitraͤ eine Schlacht im pomptiniſchen Ge-
biet gewann. Velitraͤ hatte ſeit hundert und zehn Jahren
als Colonie Roͤmer zu Mitbuͤrgern, vielleicht das Buͤr-
gerrecht Roms angenommen: aber auch die erhaltenen
Denkmaͤhler bezeugen daß der volskiſche Stamm in ihr
herrſchend geblieben war, und die neuen Buͤrger wahr-
ſcheinlich in ſich aufgenommen hatte ohne von ihnen ver-
aͤndert zu werden. Erſt im Jahr 372 ward dieſer Abtruͤn-
nigen der Krieg erklaͤrt, womit Rom aus großer Erſchoͤp-
fung ſo ſehr gezoͤgert hatte daß es daruͤber bey den be-
nachbarten Voͤlkern in Verachtung gekommen war. Auch
jetzt noch wollte man in den Praͤneſtinern keine Feinde ſe-
hen, obgleich ſie die Graͤnzen der treu gebliebenen latini-
ſchen Staͤdte verheert hatten. Im folgenden Jahr er-
ſchien dieſes Volk als Verbuͤndete der Veliterner, und die
Roͤmer ruͤhmen ſich eines Siegs uͤber die vereinigten
Feinde bey Velitraͤ. Doch als im naͤchſten Sommer
(374) auch die Volsker zu ihnen geſtoßen waren, ward
Satricum verlohren, wohin eine roͤmiſche Colonie ge-
ſandt war, und die ganze Wuth des Kriegs traf die
Einwohner der erſtuͤrmten Stadt. Fuͤr dieſen Feldzug
ward der ſchon betagte Camillus zum ſechſtenmal zum
Proconſulartribun erwaͤhlt, und ſeine Vorſicht ſchuͤtzte
die Republik gegen eine Niederlage welche er von der
eiteln Unbeſonnenheit ſeines juͤngeren Collegen ahndete,
und daher, als ſeine Warnungen ſich bewaͤhrten, ab-
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Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 2. Berlin, 1812, S. 302. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische02_1812/318>, abgerufen am 22.11.2024.
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