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Niekamp, Johann: Des Glaubens Ende ... : [Leichenpredigt auf Elisabeth Juliane, Herzogin zu Braunschweig-Lüneburg, geb. Herzogin zu Schleswig-Holstein, +4. Febr. 1704]. Wolfenbüttel, 1704.

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Bedaurunge Ihres Verlustes können die übrige hohe Anverwandten nicht seyn / wenn sie erkennen und bedencken / daß sie theils einer liebwehrtesten Pflege-Mutter / theils aber und in gemein einer aufrichtigen Gönner- und Freundinne / einer ohnfalschen Christ-Israelitischen Seelen beraubet sind.

Und welcher redlicher Diener oder Dienerinne der Hochseel. Hertzogin und gesamter gnädigster Herrschafft / welcher treuer Unterthan kömmt nicht in die Gemeinschafft dieses hohen Leydwesens und Leydens? so wol durch eigene Betrübnüß über den Verlust einer Gott- und holdseeligen / gnädigsten lieben Landes-Mutter / als auch durch unterthänigste Compassion mit unsern verwittweten hoch-betrübten gnädigsten Landes-Herrn? O Herr / wie kan unser Hertz ohne Leyden und Mitleyden / ohne Furcht und Sorge mehrerem Unfalls / so du gnädig abwenden wollest! bey so hohen Trauerfällen seyn? Wenn du so erschröcklich und gewaltig Amos. 9. v. 1.an den Knauff schlägest / wie solten die Pfosten des Hofes / der Stadt / und des gantzen Landes nicht beben? Kaum war die Todes-Post / der regirende Herr Hertzog RUDOLPH AUGUSTS ist todt / im Lande von der Ocker bis an die Weser und von unsern Wolffenbüttelschen Dan bis gen Berseba herum kommen; so kommt die andere so fort darauff: Des regirenden Herrn Hertzogen ANTHON ULRICHS Frau Gemahlin ist auch todt. Soll es denn O verborgener GOtt auch in diesen Landen / wie in dem Lande Hiob. 16. v. 14.Uz / auf der Hiobs-Post fortgehen? und Hiobs Klage auch die unsre seyn? Der HErr hat mir eine Wunde über die ander gemachet. Wie ein auffgereckter Löwe jagest du mich / und handelst Hiob. 10. v. 16.wiederum greulich mit mir. Du erneuerst deine Zeugen wider mich und machest deines Zorns viel auf mich / es zuplagt Cap. 30. v. 26,mich eins über das andere mit Hauffen. Ich wartete des Guten / und kömmt das Böse / ich hoffete auffs Licht und kömmt Finsternüß. Ach wir haben dieses Jahres sieder den Montag nach dem Sonntage / an welchen uns unser JEsus von seinem Leyden predigte / unsere Paßion und unser Leyden bekommen! An dem Tage / welcher vor das mal der erste Tag war in unser Braunschweigischen Winter Messe / hatte unsers Hertzens-Freude / die gewöhnliche Meß-Lustbarkeiten ein Ende / unser Reigen Thren. 5. v. 15.ist in Wehklagen verkehret: Die Krohne unsers Haupts ist uns abgefallen. O weh / daß sie wir so gesündiget haben!

Bedaurunge Ihres Verlustes können die übrige hohe Anverwandten nicht seyn / wenn sie erkennen und bedencken / daß sie theils einer liebwehrtesten Pflege-Mutter / theils aber und in gemein einer aufrichtigen Gönner- und Freundinne / einer ohnfalschen Christ-Israelitischen Seelen beraubet sind.

Und welcher redlicher Diener oder Dienerinne der Hochseel. Hertzogin und gesamter gnädigster Herrschafft / welcher treuer Unterthan köm̃t nicht in die Gemeinschafft dieses hohen Leydwesens und Leydens? so wol durch eigene Betrübnüß über den Verlust einer Gott- und holdseeligen / gnädigsten lieben Landes-Mutter / als auch durch unterthänigste Compassion mit unsern verwittweten hoch-betrübten gnädigsten Landes-Herrn? O Herr / wie kan unser Hertz ohne Leyden und Mitleyden / ohne Furcht und Sorge mehrerem Unfalls / so du gnädig abwenden wollest! bey so hohen Trauerfällen seyn? Weñ du so erschröcklich und gewaltig Amos. 9. v. 1.an den Knauff schlägest / wie solten die Pfosten des Hofes / der Stadt / und des gantzen Landes nicht beben? Kaum war die Todes-Post / der regirende Herr Hertzog RUDOLPH AUGUSTS ist todt / im Lande von der Ocker bis an die Weser und von unsern Wolffenbüttelschen Dan bis gen Berseba herum kommen; so kommt die andere so fort darauff: Des regirenden Herrn Hertzogen ANTHON ULRICHS Frau Gemahlin ist auch todt. Soll es denn O verborgener GOtt auch in diesen Landen / wie in dem Lande Hiob. 16. v. 14.Uz / auf der Hiobs-Post fortgehen? und Hiobs Klage auch die unsre seyn? Der HErr hat mir eine Wunde über die ander gemachet. Wie ein auffgereckter Löwe jagest du mich / und handelst Hiob. 10. v. 16.wiederum greulich mit mir. Du erneuerst deine Zeugen wider mich und machest deines Zorns viel auf mich / es zuplagt Cap. 30. v. 26,mich eins über das andere mit Hauffen. Ich wartete des Guten / und kömmt das Böse / ich hoffete auffs Licht und kömmt Finsternüß. Ach wir haben dieses Jahres sieder den Montag nach dem Sonntage / an welchen uns unser JEsus von seinem Leyden predigte / unsere Paßion und unser Leyden bekommen! An dem Tage / welcher vor das mal der erste Tag war in unser Braunschweigischen Winter Messe / hatte unsers Hertzens-Freude / die gewöhnliche Meß-Lustbarkeiten ein Ende / unser Reigen Thren. 5. v. 15.ist in Wehklagen verkehret: Die Krohne unsers Haupts ist uns abgefallen. O weh / daß sie wir so gesündiget haben!

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Bedaurunge Ihres Verlustes
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                     auffs Licht und kömmt Finsternüß. Ach wir haben dieses Jahres sieder den Montag
                     nach dem Sonntage / an welchen uns unser JEsus von seinem Leyden predigte /
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                     erste Tag war in unser Braunschweigischen Winter Messe / hatte unsers
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[4/0012] Bedaurunge Ihres Verlustes können die übrige hohe Anverwandten nicht seyn / wenn sie erkennen und bedencken / daß sie theils einer liebwehrtesten Pflege-Mutter / theils aber und in gemein einer aufrichtigen Gönner- und Freundinne / einer ohnfalschen Christ-Israelitischen Seelen beraubet sind. Und welcher redlicher Diener oder Dienerinne der Hochseel. Hertzogin und gesamter gnädigster Herrschafft / welcher treuer Unterthan köm̃t nicht in die Gemeinschafft dieses hohen Leydwesens und Leydens? so wol durch eigene Betrübnüß über den Verlust einer Gott- und holdseeligen / gnädigsten lieben Landes-Mutter / als auch durch unterthänigste Compassion mit unsern verwittweten hoch-betrübten gnädigsten Landes-Herrn? O Herr / wie kan unser Hertz ohne Leyden und Mitleyden / ohne Furcht und Sorge mehrerem Unfalls / so du gnädig abwenden wollest! bey so hohen Trauerfällen seyn? Weñ du so erschröcklich und gewaltig an den Knauff schlägest / wie solten die Pfosten des Hofes / der Stadt / und des gantzen Landes nicht beben? Kaum war die Todes-Post / der regirende Herr Hertzog RUDOLPH AUGUSTS ist todt / im Lande von der Ocker bis an die Weser und von unsern Wolffenbüttelschen Dan bis gen Berseba herum kommen; so kommt die andere so fort darauff: Des regirenden Herrn Hertzogen ANTHON ULRICHS Frau Gemahlin ist auch todt. Soll es denn O verborgener GOtt auch in diesen Landen / wie in dem Lande Uz / auf der Hiobs-Post fortgehen? und Hiobs Klage auch die unsre seyn? Der HErr hat mir eine Wunde über die ander gemachet. Wie ein auffgereckter Löwe jagest du mich / und handelst wiederum greulich mit mir. Du erneuerst deine Zeugen wider mich und machest deines Zorns viel auf mich / es zuplagt mich eins über das andere mit Hauffen. Ich wartete des Guten / und kömmt das Böse / ich hoffete auffs Licht und kömmt Finsternüß. Ach wir haben dieses Jahres sieder den Montag nach dem Sonntage / an welchen uns unser JEsus von seinem Leyden predigte / unsere Paßion und unser Leyden bekommen! An dem Tage / welcher vor das mal der erste Tag war in unser Braunschweigischen Winter Messe / hatte unsers Hertzens-Freude / die gewöhnliche Meß-Lustbarkeiten ein Ende / unser Reigen ist in Wehklagen verkehret: Die Krohne unsers Haupts ist uns abgefallen. O weh / daß sie wir so gesündiget haben! Amos. 9. v. 1. Hiob. 16. v. 14. Hiob. 10. v. 16. Cap. 30. v. 26, Thren. 5. v. 15.

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Zitationshilfe: Niekamp, Johann: Des Glaubens Ende ... : [Leichenpredigt auf Elisabeth Juliane, Herzogin zu Braunschweig-Lüneburg, geb. Herzogin zu Schleswig-Holstein, +4. Febr. 1704]. Wolfenbüttel, 1704, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niekamp_ende_1704/12>, abgerufen am 29.04.2024.