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Niekamp, Johann: Des Glaubens Ende ... : [Leichenpredigt auf Elisabeth Juliane, Herzogin zu Braunschweig-Lüneburg, geb. Herzogin zu Schleswig-Holstein, +4. Febr. 1704]. Wolfenbüttel, 1704.

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Ehre. Wenn Christus sagt: Ich werde sein GOtt seyn / und er wird mein Sohn seyn. Die Gnade GOttes ist hier so groß / daß sie unmüglich grösser seyn kan. 1. Joh. 3. v. 1.GOtt selbst sagt / der Gläubige soll mein Sohn seyn! Sehet / welche eine Liebe hat uns der Vater erzeiget / daß wir GOttes Kinder sollen heissen! GOTT und der Vater Eph. 1, 5. 6.unsers HErrn JEsu Christi hat uns verordnet zur Kindschafft gegen ihm selbst durch JEsum Christ nach dem Wolgefallen seines Willens zu Lob seiner herrlichen Gnade. Ja wol seiner herrlichen Gnade! den die Ehre / welche wir von dieser Kindschafft GOttes haben / da der HErr sagt: Ich werde sein GOtt seyn / und er wird mein Sohn seyn / ist die höchste Herrligkeit / dazu ein Mensch gelangen kan. Düncket euch das ein 1. Sam. 18 v. 23.geringes seyn / des Königs Schwieger-Sohn oder Eydam zu seyn? sagte David zu des Sauls Hof-Dienern. O gegen die Ehre dieser Kindschafft GOttes ist jene Ehre Davids und aller Käyser und Könige Kinder nichts zu rechnen. Da der Vater / nicht ein Saul / Tyrann / und sündlicher Mensch / sondern Joh. 1. v. 12.GOtt selbst ist / davon Johannes sagt: Wie viel ihn auffnahmen / denen gab er Macht / die Praerogative und Ehre / ([fremdsprachliches Material]) GOttes Kinder zu werden.

Diese überschwengliche Gnade und hohe Ehre der Göttlichen Kindschafft ist gegründet nicht in einer solchen blossen Adoption oder Arrogation, wie vorzeiten bey den Römern gebräuchlich war / und wie derer Schatte und Aehnlichkeit noch zu sehen ist / so offt ein wolhabender / Kinder- und Erbloser Mann ein Pflege-Kind zu seinem Erbe annimmt / da eine feyrliche / gerichtliche / oder bloß äusserliche Erklärunge des Willens gnug seyn mag / sondern sie ist gegründet in der Gebuhrt / in der geistlichen Gebuhrt / in der Gebuhrt von GOtt / in der Wiedergebuhrt. Ohne welcher Wiedergebuhrt nicht müglich ist GOttes Kind und ein Erbe des ewigen Lebens zu werden. Es sey denn / daß jemand gebohren werde aus dem Wasser und Geist / so kan er nicht in das Joh. 3, 5.Reich GOttes kommen. Wie nun der Grund dieser Göttlichen Kindschafft die Wiedergebuhrt ist / also ist diese Kindschafft hinwieder der Grund der vorbeschriebenen Erbschafft aller Rom. 8. v. 17.Himmlischen Güter: Denn / sind wir Kinder so sind wir

Ehre. Wenn Christus sagt: Ich werde sein GOtt seyn / und er wird mein Sohn seyn. Die Gnade GOttes ist hier so groß / daß sie unmüglich grösser seyn kan. 1. Joh. 3. v. 1.GOtt selbst sagt / der Gläubige soll mein Sohn seyn! Sehet / welche eine Liebe hat uns der Vater erzeiget / daß wir GOttes Kinder sollen heissen! GOTT und der Vater Eph. 1, 5. 6.unsers HErrn JEsu Christi hat uns verordnet zur Kindschafft gegen ihm selbst durch JEsum Christ nach dem Wolgefallen seines Willens zu Lob seiner herrlichen Gnade. Ja wol seiner herrlichen Gnade! den die Ehre / welche wir von dieser Kindschafft GOttes haben / da der HErr sagt: Ich werde sein GOtt seyn / und er wird mein Sohn seyn / ist die höchste Herrligkeit / dazu ein Mensch gelangen kan. Düncket euch das ein 1. Sam. 18 v. 23.geringes seyn / des Königs Schwieger-Sohn oder Eydam zu seyn? sagte David zu des Sauls Hof-Dienern. O gegen die Ehre dieser Kindschafft GOttes ist jene Ehre Davids und aller Käyser und Könige Kinder nichts zu rechnen. Da der Vater / nicht ein Saul / Tyrann / und sündlicher Mensch / sondern Joh. 1. v. 12.GOtt selbst ist / davon Johannes sagt: Wie viel ihn auffnahmen / denen gab er Macht / die Praerogative und Ehre / ([fremdsprachliches Material]) GOttes Kinder zu werden.

Diese überschwengliche Gnade und hohe Ehre der Göttlichen Kindschafft ist gegründet nicht in einer solchen blossen Adoption oder Arrogation, wie vorzeiten bey den Römern gebräuchlich war / und wie derer Schatte und Aehnlichkeit noch zu sehen ist / so offt ein wolhabender / Kinder- und Erbloser Mann ein Pflege-Kind zu seinem Erbe annimmt / da eine feyrliche / gerichtliche / oder bloß äusserliche Erklärunge des Willens gnug seyn mag / sondern sie ist gegründet in der Gebuhrt / in der geistlichen Gebuhrt / in der Gebuhrt von GOtt / in der Wiedergebuhrt. Ohne welcher Wiedergebuhrt nicht müglich ist GOttes Kind und ein Erbe des ewigen Lebens zu werden. Es sey denn / daß jemand gebohren werde aus dem Wasser und Geist / so kan er nicht in das Joh. 3, 5.Reich GOttes kommen. Wie nun der Grund dieser Göttlichen Kindschafft die Wiedergebuhrt ist / also ist diese Kindschafft hinwieder der Grund der vorbeschriebenen Erbschafft aller Rom. 8. v. 17.Himmlischen Güter: Denn / sind wir Kinder so sind wir

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[24/0032] Ehre. Wenn Christus sagt: Ich werde sein GOtt seyn / und er wird mein Sohn seyn. Die Gnade GOttes ist hier so groß / daß sie unmüglich grösser seyn kan. GOtt selbst sagt / der Gläubige soll mein Sohn seyn! Sehet / welche eine Liebe hat uns der Vater erzeiget / daß wir GOttes Kinder sollen heissen! GOTT und der Vater unsers HErrn JEsu Christi hat uns verordnet zur Kindschafft gegen ihm selbst durch JEsum Christ nach dem Wolgefallen seines Willens zu Lob seiner herrlichen Gnade. Ja wol seiner herrlichen Gnade! den die Ehre / welche wir von dieser Kindschafft GOttes haben / da der HErr sagt: Ich werde sein GOtt seyn / und er wird mein Sohn seyn / ist die höchste Herrligkeit / dazu ein Mensch gelangen kan. Düncket euch das ein geringes seyn / des Königs Schwieger-Sohn oder Eydam zu seyn? sagte David zu des Sauls Hof-Dienern. O gegen die Ehre dieser Kindschafft GOttes ist jene Ehre Davids und aller Käyser und Könige Kinder nichts zu rechnen. Da der Vater / nicht ein Saul / Tyrann / und sündlicher Mensch / sondern GOtt selbst ist / davon Johannes sagt: Wie viel ihn auffnahmen / denen gab er Macht / die Praerogative und Ehre / (_ ) GOttes Kinder zu werden. 1. Joh. 3. v. 1. Eph. 1, 5. 6. 1. Sam. 18 v. 23. Joh. 1. v. 12. Diese überschwengliche Gnade und hohe Ehre der Göttlichen Kindschafft ist gegründet nicht in einer solchen blossen Adoption oder Arrogation, wie vorzeiten bey den Römern gebräuchlich war / und wie derer Schatte und Aehnlichkeit noch zu sehen ist / so offt ein wolhabender / Kinder- und Erbloser Mann ein Pflege-Kind zu seinem Erbe annimmt / da eine feyrliche / gerichtliche / oder bloß äusserliche Erklärunge des Willens gnug seyn mag / sondern sie ist gegründet in der Gebuhrt / in der geistlichen Gebuhrt / in der Gebuhrt von GOtt / in der Wiedergebuhrt. Ohne welcher Wiedergebuhrt nicht müglich ist GOttes Kind und ein Erbe des ewigen Lebens zu werden. Es sey denn / daß jemand gebohren werde aus dem Wasser und Geist / so kan er nicht in das Reich GOttes kommen. Wie nun der Grund dieser Göttlichen Kindschafft die Wiedergebuhrt ist / also ist diese Kindschafft hinwieder der Grund der vorbeschriebenen Erbschafft aller Himmlischen Güter: Denn / sind wir Kinder so sind wir Joh. 3, 5. Rom. 8. v. 17.

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Zitationshilfe: Niekamp, Johann: Des Glaubens Ende ... : [Leichenpredigt auf Elisabeth Juliane, Herzogin zu Braunschweig-Lüneburg, geb. Herzogin zu Schleswig-Holstein, +4. Febr. 1704]. Wolfenbüttel, 1704, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niekamp_ende_1704/32>, abgerufen am 29.04.2024.