Niemeyer, August Hermann: Timotheus. Bd. 1. 2. Aufl. Frankfurt (Main) u.a., 1790.hend fürchten gelehrt hätte. Er hielt nichts da- "Ob mir gleich" -- so pflegte er sich dar- darüber
hend fürchten gelehrt hätte. Er hielt nichts da- „Ob mir gleich“ — ſo pflegte er ſich dar- darüber
<TEI> <text> <front> <div n="1"> <p><pb facs="#f0010" n="6"/> hend fürchten gelehrt hätte. Er hielt nichts da-<lb/> von, gerade <hi rendition="#fr">einen</hi> Tag ein ganz andrer Menſch<lb/> zu ſeyn als an den übrigen. Nur ganz ſollten<lb/> ſie ihren Zweck nicht verfehlen; ſollten ſo weit<lb/> den nachdenkenden Geiſt beſchäfftigen, als ſie<lb/> für die weitere Fortſetzung des künftigen Lebens<lb/> nützlich, und für die innere Verbeſſerung des<lb/> Geiſtes und Herzens fruchtbar wären. Jn die-<lb/> ſer Abſicht ließ er ſelten einen ſolchen Tag vor-<lb/> bey, wo er nicht als Hausvater über dieſen oder<lb/> jenen Punct mit den verſammelten Seinigen<lb/> geſprochen, ſie an die Abſicht ſeiner Feyer, oder<lb/> an irgend eine Pflicht, die er gerade für nöthig<lb/> hielt, erinnert hätte Zuweilen waren es kurze<lb/> Anreden, zuweilen auch kleine Aufſätze, die er<lb/> ihnen zu dem Zwecke vorlas, weil, ſo leicht er<lb/> auch ohne Ausarbeitung etwas nützliches hätte<lb/> ſagen können, er doch die Zeit nicht für verlo-<lb/> ren hielt, die er auf die beſtimmteſte, würdig-<lb/> ſte und eindrücklichſte Vorſtellung ſo wichtiger<lb/> Dinge, als die Religion enthält, wendete.</p><lb/> <p>„Ob mir gleich“ — ſo pflegte er ſich dar-<lb/> über gegen ſeine Freunde zu erklären — „durch<lb/> viele Zweifel, die mir gegen das Chriſtenthum<lb/> und gegen die Wahrheiten, auf denen unſre<lb/> ganze moraliſche Beſſerung und Vorbereitung<lb/> auf unſern künftigen Zuſtand beruht, aufge-<lb/> ſtoßen ſind, von allen dem, was ich zu dieſer<lb/> meiner Beſſerung und zu meiner Beruhigung zu<lb/> wiſſen brauche, nichts ungewiß, vielmehr nur<lb/> um ſo viel gewiſſer geworden iſt; — ob ich<lb/> wohl mit <hi rendition="#fr">der</hi> Ueberzeugung, von allem was ich<lb/> <fw place="bottom" type="catch">darüber</fw><lb/></p> </div> </front> </text> </TEI> [6/0010]
hend fürchten gelehrt hätte. Er hielt nichts da-
von, gerade einen Tag ein ganz andrer Menſch
zu ſeyn als an den übrigen. Nur ganz ſollten
ſie ihren Zweck nicht verfehlen; ſollten ſo weit
den nachdenkenden Geiſt beſchäfftigen, als ſie
für die weitere Fortſetzung des künftigen Lebens
nützlich, und für die innere Verbeſſerung des
Geiſtes und Herzens fruchtbar wären. Jn die-
ſer Abſicht ließ er ſelten einen ſolchen Tag vor-
bey, wo er nicht als Hausvater über dieſen oder
jenen Punct mit den verſammelten Seinigen
geſprochen, ſie an die Abſicht ſeiner Feyer, oder
an irgend eine Pflicht, die er gerade für nöthig
hielt, erinnert hätte Zuweilen waren es kurze
Anreden, zuweilen auch kleine Aufſätze, die er
ihnen zu dem Zwecke vorlas, weil, ſo leicht er
auch ohne Ausarbeitung etwas nützliches hätte
ſagen können, er doch die Zeit nicht für verlo-
ren hielt, die er auf die beſtimmteſte, würdig-
ſte und eindrücklichſte Vorſtellung ſo wichtiger
Dinge, als die Religion enthält, wendete.
„Ob mir gleich“ — ſo pflegte er ſich dar-
über gegen ſeine Freunde zu erklären — „durch
viele Zweifel, die mir gegen das Chriſtenthum
und gegen die Wahrheiten, auf denen unſre
ganze moraliſche Beſſerung und Vorbereitung
auf unſern künftigen Zuſtand beruht, aufge-
ſtoßen ſind, von allen dem, was ich zu dieſer
meiner Beſſerung und zu meiner Beruhigung zu
wiſſen brauche, nichts ungewiß, vielmehr nur
um ſo viel gewiſſer geworden iſt; — ob ich
wohl mit der Ueberzeugung, von allem was ich
darüber
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern:
Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |