Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra. [Bd. 1]. Chemnitz, 1883.alles Grosse: abseits vom Markte und Ruhme wohnten Fliehe, mein Freund, in deine Einsamkeit: ich Fliehe in deine Einsamkeit! Du lebtest den Kleinen Hebe nicht mehr den Arm gegen sie! Unzählbar Unzählbar sind diese Kleinen und Erbärmlichen; Du bist kein Stein, aber schon wurdest du hohl Ermüdet sehe ich dich durch giftige Fliegen, blutig Blut möchten sie von dir in aller Unschuld, Blut Aber, du Tiefer, du leidest zu tief auch an kleinen Zu stolz bist du mir dafür, diese Naschhaften zu alles Grosse: abseits vom Markte und Ruhme wohnten Fliehe, mein Freund, in deine Einsamkeit: ich Fliehe in deine Einsamkeit! Du lebtest den Kleinen Hebe nicht mehr den Arm gegen sie! Unzählbar Unzählbar sind diese Kleinen und Erbärmlichen; Du bist kein Stein, aber schon wurdest du hohl Ermüdet sehe ich dich durch giftige Fliegen, blutig Blut möchten sie von dir in aller Unschuld, Blut Aber, du Tiefer, du leidest zu tief auch an kleinen Zu stolz bist du mir dafür, diese Naschhaften zu <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0077" n="71"/> alles Grosse: abseits vom Markte und Ruhme wohnten<lb/> von je die Erfinder neuer Werthe.</p><lb/> <p>Fliehe, mein Freund, in deine Einsamkeit: ich<lb/> sehe dich von giftigen Fliegen zerstochen. Fliehe<lb/> dorthin, wo rauhe, starke Luft weht!</p><lb/> <p>Fliehe in deine Einsamkeit! Du lebtest den Kleinen<lb/> und Erbärmlichen zu nahe. Fliehe vor ihrer unsicht¬<lb/> baren Rache! Gegen dich sind sie Nichts als Rache.</p><lb/> <p>Hebe nicht mehr den Arm gegen sie! Unzählbar<lb/> sind sie, und es ist nicht dein Loos, Fliegenwedel<lb/> zu sein.</p><lb/> <p>Unzählbar sind diese Kleinen und Erbärmlichen;<lb/> und manchem stolzen Baue gereichten schon Regen¬<lb/> tropfen und Unkraut zum Untergange.</p><lb/> <p>Du bist kein Stein, aber schon wurdest du hohl<lb/> von vielen Tropfen. Zerbrechen und zerbersten wirst<lb/> du mir noch von vielen Tropfen.</p><lb/> <p>Ermüdet sehe ich dich durch giftige Fliegen, blutig<lb/> geritzt sehe ich dich an hundert Stellen; und dein<lb/> Stolz will nicht einmal zürnen.</p><lb/> <p>Blut möchten sie von dir in aller Unschuld, Blut<lb/> begehren ihre blutlosen Seelen — und sie stechen da¬<lb/> her in aller Unschuld.</p><lb/> <p>Aber, du Tiefer, du leidest zu tief auch an kleinen<lb/> Wunden; und ehe du dich noch geheilt hast, kroch<lb/> dir der gleiche Giftwurm über die Hand.</p><lb/> <p>Zu stolz bist du mir dafür, diese Naschhaften zu<lb/> tödten. Hüte dich aber, dass es nicht dein Verhäng¬<lb/> niss werde, all ihr giftiges Unrecht zu tragen!</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [71/0077]
alles Grosse: abseits vom Markte und Ruhme wohnten
von je die Erfinder neuer Werthe.
Fliehe, mein Freund, in deine Einsamkeit: ich
sehe dich von giftigen Fliegen zerstochen. Fliehe
dorthin, wo rauhe, starke Luft weht!
Fliehe in deine Einsamkeit! Du lebtest den Kleinen
und Erbärmlichen zu nahe. Fliehe vor ihrer unsicht¬
baren Rache! Gegen dich sind sie Nichts als Rache.
Hebe nicht mehr den Arm gegen sie! Unzählbar
sind sie, und es ist nicht dein Loos, Fliegenwedel
zu sein.
Unzählbar sind diese Kleinen und Erbärmlichen;
und manchem stolzen Baue gereichten schon Regen¬
tropfen und Unkraut zum Untergange.
Du bist kein Stein, aber schon wurdest du hohl
von vielen Tropfen. Zerbrechen und zerbersten wirst
du mir noch von vielen Tropfen.
Ermüdet sehe ich dich durch giftige Fliegen, blutig
geritzt sehe ich dich an hundert Stellen; und dein
Stolz will nicht einmal zürnen.
Blut möchten sie von dir in aller Unschuld, Blut
begehren ihre blutlosen Seelen — und sie stechen da¬
her in aller Unschuld.
Aber, du Tiefer, du leidest zu tief auch an kleinen
Wunden; und ehe du dich noch geheilt hast, kroch
dir der gleiche Giftwurm über die Hand.
Zu stolz bist du mir dafür, diese Naschhaften zu
tödten. Hüte dich aber, dass es nicht dein Verhäng¬
niss werde, all ihr giftiges Unrecht zu tragen!
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |