Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra. Bd. 3. Chemnitz, 1884.Wen ich liebe, den liebe ich Winters besser als Herzhaft wahrlich, selbst dann noch, wenn ich zu Ich ein -- Kriecher? Niemals kroch ich im Leben Ein geringes Bett wärmt mich mehr als ein reiches, Mit einer Bosheit beginne ich jeden Tag, ich spotte Auch kitzle ich ihn gerne mit einem Wachskerzlein: Sonderlich boshaft bin ich nämlich des Morgens: Ungeduldig warte ich da, dass mir endlich der -- der Winter-Himmel, der schweigsame, der oft Lernte ich wohl von ihm das lange lichte Schwei¬ Aller guten Dinge Ursprung ist tausendfältig, -- Wen ich liebe, den liebe ich Winters besser als Herzhaft wahrlich, selbst dann noch, wenn ich zu Ich ein — Kriecher? Niemals kroch ich im Leben Ein geringes Bett wärmt mich mehr als ein reiches, Mit einer Bosheit beginne ich jeden Tag, ich spotte Auch kitzle ich ihn gerne mit einem Wachskerzlein: Sonderlich boshaft bin ich nämlich des Morgens: Ungeduldig warte ich da, dass mir endlich der — der Winter-Himmel, der schweigsame, der oft Lernte ich wohl von ihm das lange lichte Schwei¬ Aller guten Dinge Ursprung ist tausendfältig, — <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0042" n="32"/> <p>Wen ich liebe, den liebe ich Winters besser als<lb/> Sommers; besser spotte ich jetzt meiner Feinde und<lb/> herzhafter, seit der Winter mir im Hause sitzt.</p><lb/> <p>Herzhaft wahrlich, selbst dann noch, wenn ich zu<lb/> Bett <hi rendition="#g">krieche</hi> —: da lacht und muthwillt noch mein<lb/> verkrochenes Glück; es lacht noch mein Lügen-Traum.</p><lb/> <p>Ich ein — Kriecher? Niemals kroch ich im Leben<lb/> vor Mächtigen; und log ich je, so log ich aus Liebe.<lb/> Desshalb bin ich froh auch im Winter-Bette.</p><lb/> <p>Ein geringes Bett wärmt mich mehr als ein reiches,<lb/> denn ich bin eifersüchtig auf meine Armuth. Und im<lb/> Winter ist sie mir am treuesten.</p><lb/> <p>Mit einer Bosheit beginne ich jeden Tag, ich spotte<lb/> des Winters mit einem kalten Bade: darob brummt<lb/> mein gestrenger Hausfreund.</p><lb/> <p>Auch kitzle ich ihn gerne mit einem Wachskerzlein:<lb/> dass er mir endlich den Himmel herauslasse aus asch¬<lb/> grauer Dämmerung.</p><lb/> <p>Sonderlich boshaft bin ich nämlich des Morgens:<lb/> zur frühen Stunde, da der Eimer am Brunnen klirrt<lb/> und die Rosse warm durch graue Gassen wiehern: —</p><lb/> <p>Ungeduldig warte ich da, dass mir endlich der<lb/> lichte Himmel aufgehe, der schneebärtige Winter-<lb/> Himmel, der Greis und Weisskopf, —</p><lb/> <p>— der Winter-Himmel, der schweigsame, der oft<lb/> noch seine Sonne verschweigt!</p><lb/> <p>Lernte ich wohl von ihm das lange lichte Schwei¬<lb/> gen? Oder lernte er's von mir? Oder hat ein Jeder<lb/> von uns es selbst erfunden?</p><lb/> <p>Aller guten Dinge Ursprung ist tausendfältig, —<lb/> alle guten muthwilligen Dinge springen vor Lust<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [32/0042]
Wen ich liebe, den liebe ich Winters besser als
Sommers; besser spotte ich jetzt meiner Feinde und
herzhafter, seit der Winter mir im Hause sitzt.
Herzhaft wahrlich, selbst dann noch, wenn ich zu
Bett krieche —: da lacht und muthwillt noch mein
verkrochenes Glück; es lacht noch mein Lügen-Traum.
Ich ein — Kriecher? Niemals kroch ich im Leben
vor Mächtigen; und log ich je, so log ich aus Liebe.
Desshalb bin ich froh auch im Winter-Bette.
Ein geringes Bett wärmt mich mehr als ein reiches,
denn ich bin eifersüchtig auf meine Armuth. Und im
Winter ist sie mir am treuesten.
Mit einer Bosheit beginne ich jeden Tag, ich spotte
des Winters mit einem kalten Bade: darob brummt
mein gestrenger Hausfreund.
Auch kitzle ich ihn gerne mit einem Wachskerzlein:
dass er mir endlich den Himmel herauslasse aus asch¬
grauer Dämmerung.
Sonderlich boshaft bin ich nämlich des Morgens:
zur frühen Stunde, da der Eimer am Brunnen klirrt
und die Rosse warm durch graue Gassen wiehern: —
Ungeduldig warte ich da, dass mir endlich der
lichte Himmel aufgehe, der schneebärtige Winter-
Himmel, der Greis und Weisskopf, —
— der Winter-Himmel, der schweigsame, der oft
noch seine Sonne verschweigt!
Lernte ich wohl von ihm das lange lichte Schwei¬
gen? Oder lernte er's von mir? Oder hat ein Jeder
von uns es selbst erfunden?
Aller guten Dinge Ursprung ist tausendfältig, —
alle guten muthwilligen Dinge springen vor Lust
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