Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra. Bd. 4. Leipzig, 1891.Das Zeichen. Des Morgens aber nach dieser Nacht sprang Zara¬ "Du grosses Gestirn, sprach er, wie er einstmals Und wenn sie in ihren Kammern blieben, während Wohlan! sie schlafen noch, diese höheren Menschen, Zu meinem Werke will ich, zu meinem Tage: aber Sie schlafen noch in meiner Höhle, ihr Traum käut -- Diess hatte Zarathustra zu seinem Herzen ge¬ Das Zeichen. Des Morgens aber nach dieser Nacht sprang Zara¬ „Du grosses Gestirn, sprach er, wie er einstmals Und wenn sie in ihren Kammern blieben, während Wohlan! sie schlafen noch, diese höheren Menschen, Zu meinem Werke will ich, zu meinem Tage: aber Sie schlafen noch in meiner Höhle, ihr Traum käut — Diess hatte Zarathustra zu seinem Herzen ge¬ <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0137" n="130"/> <div n="1"> <head>Das Zeichen.<lb/></head> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p>Des Morgens aber nach dieser Nacht sprang Zara¬<lb/> thustra von seinem Lager auf, gürtete sich die Lenden<lb/> und kam heraus aus seiner Höhle, glühend und stark,<lb/> wie eine Morgensonne, die aus dunklen Bergen kommt.</p><lb/> <p>„Du grosses Gestirn, sprach er, wie er einstmals<lb/> gesprochen hatte, du tiefes Glücks-Auge, was wäre all<lb/> dein Glück, wenn du nicht <hi rendition="#g">Die</hi> hättest, welchen du<lb/> leuchtest!</p><lb/> <p>Und wenn sie in ihren Kammern blieben, während<lb/> du schon wach bist und kommst und schenkst und aus¬<lb/> theilst: wie würde darob deine stolze Scham zürnen!</p><lb/> <p>Wohlan! sie schlafen noch, diese höheren Menschen,<lb/> während <hi rendition="#g">ich</hi> wach bin: <hi rendition="#g">das</hi> sind nicht meine rechten<lb/> Gefährten! Nicht auf sie warte ich hier in meinen Bergen.</p><lb/> <p>Zu meinem Werke will ich, zu meinem Tage: aber<lb/> sie verstehen nicht, was die Zeichen meines Morgens<lb/> sind, mein Schritt — ist für sie kein Weckruf.</p><lb/> <p>Sie schlafen noch in meiner Höhle, ihr Traum käut<lb/> noch an meinen Mitternächten. Das Ohr, das nach<lb/><hi rendition="#g">mir</hi> horcht, — das <hi rendition="#g">gehorchende</hi> Ohr fehlt in ihren<lb/> Gliedern.“</p><lb/> <p>— Diess hatte Zarathustra zu seinem Herzen ge¬<lb/> sprochen, als die Sonne aufgieng: da blickte er fragend<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [130/0137]
Das Zeichen.
Des Morgens aber nach dieser Nacht sprang Zara¬
thustra von seinem Lager auf, gürtete sich die Lenden
und kam heraus aus seiner Höhle, glühend und stark,
wie eine Morgensonne, die aus dunklen Bergen kommt.
„Du grosses Gestirn, sprach er, wie er einstmals
gesprochen hatte, du tiefes Glücks-Auge, was wäre all
dein Glück, wenn du nicht Die hättest, welchen du
leuchtest!
Und wenn sie in ihren Kammern blieben, während
du schon wach bist und kommst und schenkst und aus¬
theilst: wie würde darob deine stolze Scham zürnen!
Wohlan! sie schlafen noch, diese höheren Menschen,
während ich wach bin: das sind nicht meine rechten
Gefährten! Nicht auf sie warte ich hier in meinen Bergen.
Zu meinem Werke will ich, zu meinem Tage: aber
sie verstehen nicht, was die Zeichen meines Morgens
sind, mein Schritt — ist für sie kein Weckruf.
Sie schlafen noch in meiner Höhle, ihr Traum käut
noch an meinen Mitternächten. Das Ohr, das nach
mir horcht, — das gehorchende Ohr fehlt in ihren
Gliedern.“
— Diess hatte Zarathustra zu seinem Herzen ge¬
sprochen, als die Sonne aufgieng: da blickte er fragend
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