Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra. Bd. 4. Leipzig, 1891.in die Höhe, denn er hörte über sich den scharfen Ruf Mein Adler ist wach und ehrt gleich mir die Sonne. Aber noch fehlen mir meine rechten Menschen!" -- Also sprach Zarathustra; da aber geschah es, dass "Was geschieht mir? dachte Zarathustra in seinem "Das Zeichen kommt", sprach Zarathustra und 9*
in die Höhe, denn er hörte über sich den scharfen Ruf Mein Adler ist wach und ehrt gleich mir die Sonne. Aber noch fehlen mir meine rechten Menschen!“ — Also sprach Zarathustra; da aber geschah es, dass „Was geschieht mir? dachte Zarathustra in seinem „Das Zeichen kommt“, sprach Zarathustra und 9*
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0138" n="131"/> in die Höhe, denn er hörte über sich den scharfen Ruf<lb/> seines Adlers. „Wohlan! rief er hinauf, so gefällt und<lb/> gebührt es mir. Meine Thiere sind wach, denn ich<lb/> bin wach.</p><lb/> <p>Mein Adler ist wach und ehrt gleich mir die Sonne.<lb/> Mit Adlers-Klauen greift er nach dem neuen Lichte.<lb/> Ihr seid meine rechten Thiere; ich liebe euch.</p><lb/> <p>Aber noch fehlen mir meine rechten Menschen!“ —</p><lb/> <p>Also sprach Zarathustra; da aber geschah es, dass<lb/> er sich plötzlich wie von unzähligen Vögeln umschwärmt<lb/> und umflattert hörte, — das Geschwirr so vieler Flügel<lb/> aber und das Gedräng um sein Haupt war so gross,<lb/> dass er die Augen schloss. Und wahrlich, einer Wolke<lb/> gleich fiel es über ihn her, einer Wolke von Pfeilen<lb/> gleich, welche sich über einen neuen Feind ausschüttet.<lb/> Aber siehe, hier war es eine Wolke der Liebe, und<lb/> über einen neuen Freund.</p><lb/> <p>„Was geschieht mir? dachte Zarathustra in seinem<lb/> erstaunten Herzen und liess sich langsam auf dem<lb/> grossen Steine nieder, der neben dem Ausgange seiner<lb/> Höhle lag. Aber, indem er mit den Händen um sich<lb/> und über sich und unter sich griff, und den zärtlichen<lb/> Vögeln wehrte, siehe, da geschah ihm etwas noch<lb/> Seltsameres: er griff nämlich dabei unvermerkt in ein<lb/> dichtes warmes Haar-Gezottel hinein; zugleich aber<lb/> erscholl vor ihm ein Gebrüll, — ein sanftes langes<lb/> Löwen-Brüllen.</p><lb/> <p>„<hi rendition="#g">Das Zeichen kommt</hi>“, sprach Zarathustra und<lb/> sein Herz verwandelte sich. Und in Wahrheit, als es<lb/> helle vor ihm wurde, da lag ihm ein gelbes mächtiges<lb/> <fw place="bottom" type="sig">9*<lb/></fw> </p> </div> </body> </text> </TEI> [131/0138]
in die Höhe, denn er hörte über sich den scharfen Ruf
seines Adlers. „Wohlan! rief er hinauf, so gefällt und
gebührt es mir. Meine Thiere sind wach, denn ich
bin wach.
Mein Adler ist wach und ehrt gleich mir die Sonne.
Mit Adlers-Klauen greift er nach dem neuen Lichte.
Ihr seid meine rechten Thiere; ich liebe euch.
Aber noch fehlen mir meine rechten Menschen!“ —
Also sprach Zarathustra; da aber geschah es, dass
er sich plötzlich wie von unzähligen Vögeln umschwärmt
und umflattert hörte, — das Geschwirr so vieler Flügel
aber und das Gedräng um sein Haupt war so gross,
dass er die Augen schloss. Und wahrlich, einer Wolke
gleich fiel es über ihn her, einer Wolke von Pfeilen
gleich, welche sich über einen neuen Feind ausschüttet.
Aber siehe, hier war es eine Wolke der Liebe, und
über einen neuen Freund.
„Was geschieht mir? dachte Zarathustra in seinem
erstaunten Herzen und liess sich langsam auf dem
grossen Steine nieder, der neben dem Ausgange seiner
Höhle lag. Aber, indem er mit den Händen um sich
und über sich und unter sich griff, und den zärtlichen
Vögeln wehrte, siehe, da geschah ihm etwas noch
Seltsameres: er griff nämlich dabei unvermerkt in ein
dichtes warmes Haar-Gezottel hinein; zugleich aber
erscholl vor ihm ein Gebrüll, — ein sanftes langes
Löwen-Brüllen.
„Das Zeichen kommt“, sprach Zarathustra und
sein Herz verwandelte sich. Und in Wahrheit, als es
helle vor ihm wurde, da lag ihm ein gelbes mächtiges
9*
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |